Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)
überzeugt bin, daß es scheitern wird. Jedesmal gebe ich mir alle erdenkliche Mühe, um diesmal lange mit ihm zusammenzubleiben, aber wenn man nichts zu verkaufen hat und das Geld alle ist, geht's eben in die Brüche. Aber ich bereue es nicht, wenn ich ein menschenwürdiges Leben führen kann, und sei es nur ein halbes Jahr lang, selbst wenn ich hinterher dafür nackt dastehe!«
Obwohl sie wieder zwei oder drei Jahre lang anschaffen gehen muß, um sich als Lohn dafür ein Jahr angenehmen Lebens einzuhandeln, will sie wider jede Vernunft nun erst recht die Ehe meistern, sobald ihre Schulden abgetragen sind und sie es sich wieder leisten kann, sich ein paar Kleider zu kaufen, und hängt mit Leib und Seele an Männern, die, aus meiner Sicht, offenbar alles Kerle sind, die das gar nicht wert sind.
Da fällt mir ein, da war auch so eine Frau:
»Wenn ich Freier habe, hab ich immer darauf geachtet, Kondome zu verwenden; nur bei einem hab ich eine Ausnahme gemacht. Und dann sagt der, er wäre von mir infiziert worden, und hat Schmerzensgeld verlangt. Wie ich sage, daß ich garantiert nicht geschlechtskrank bin, hat er mir nicht mal zugehört. Dann ist der zum Geisha-Haus zum Verhandeln gekommen. Ich war vollkommen sicher, nicht infiziert zu sein, und selbst wenn er sich bei mir angesteckt hätte, dann hätte er es doch verheimlichen müssen, wenn er mich so sehr liebt. Ich bin aufrichtig in ihn verliebt gewesen. Als ich merkte, daß er mich betrogen hat, hab ich die Fassungverloren und versucht, ihn mit einem Fleischermesser mit fester Klinge, das in der Küche lag, zu erstechen, aber das hat nicht geklappt. Samt Schmerzensgeld hab ich dafür 50 000 Yen berappen müssen und konnte nicht länger in meinem Revier bleiben. Ich hab gemerkt, daß mir so was nur deswegen passiert ist, weil ich in diesem Gewerbe bin; deshalb will ich jetzt Geld sparen und werde mich erst dann wieder richtig verlieben, wenn ich ein eigenes Schloß besitze!«
Um diese Zeit hörte ich im Radio in einer Sendung von dem »Gesetz zum Verbot der Prostitution« und von »Wohlfahrt« reden; da geriet ich, obwohl ich eigentlich meinen inneren Frieden gefunden habe, wieder in Rage.
Wenn man so etwas per Gesetz beschließen will, dann läßt sich doch damit die Prostitution nicht einfach abschaffen! Es muß anfangen mit der Fürsorge, die Frauen aus der Hand der Patrone, die sie schinden und aus ihnen riesige Profite rausholen, zu befreien. Ist etwa unter denjenigen, die solche Gesetze beschließen, jemand, der so wie wir nicht anders als damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann? Ich habe die Wochenschau gesehen. Und die weiblichen Abgeordneten, die wie zum Spaß in affektierter Haltung die »Sonder-Restaurationszonen« inspizierten! Wenn die meinen, mit einem neugierigen Herumgaffen die Welt der Prostitution schon kapiert zu haben, da täuschen sie sich gewaltig. Auch in dieser Stadt gibt es ein Revier, das sich »Sonder-Restaurationszone« nennt. Viele Frauen dort wissen sich keinen Rat, wo sie sonst hingehen sollen, wenn die Prostitution verboten wird. Und es gibt Patrone, die es in Ordnung finden, Frauen als Bedienstete in Häusern, die als Gasthäuser firmieren, feilzubieten. In der Tat hat auch in dieser Stadt die Anzahl der Geisha zugenommen. Ist das etwa keine Prostitution, wenn Geisha oder Dienstmädchen mit den Kunden schlafen und dafür Geld bekommen? Wenn sie bestraft werden sollen,werden sie sagen, sie seien ineinander verliebt. Ein Gesetz, das das Ineinander-Verlieben verbietet, werden sie ja wohl nicht erlassen können.
Niemand prostituiert sich aus Spaß. Ist es nicht ein menschlicher Instinkt, wenn der Magen leer ist, sich den notfalls durch Diebstahl zu füllen? Allein die Prostitution gesetzlich zu verbieten, das bringt doch nichts.
In der Nacht, als ich mich wegen dieses Problems aufregte, hatte ich den folgenden Traum:
Da steht ein Gebäude, groß wie eine Schule. Leute, die nicht wissen, wo sie hinsollen, die keine Stelle haben, versammeln sich dort. Die Frauen verrichten für sie geeignete Arbeiten. Auch Geisha sind dort. Dienstmädchen, die in Gasthäusern arbeiten, Gäste, die Bars besuchen, Leute, die außer Haus arbeiten, alle bezahlen ihnen mit einem festen Betrag pro Monat ihr Auskommen. Dort findet man auch Köchinnen, Wäscherinnen und Näherinnen. Wer zu Hause arbeitet, bekommt einen bestimmten Betrag. Alle spenden 100 Yen pro Monat, die angelegt werden, und wenn jemand krank wird, verwendet man dieses Geld. Es
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