Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
Vom Netzwerk:
weiterzugeben.
    In dieser Absicht kaufte ich drei Bilderbücher und fing an, wenn immer ich Kinder sah, sie zu rufen:
    »Ich zeig euch ein Bilderbuch, kommt her!«
    Ich verteilte Süßigkeiten und verwöhnte die Kinder. Aber nur drei Bücher, die hatten sie schnell über. Ich mußte also wieder neue kaufen. Alles in allem kostete mich das 100 Yen pro Tag. Die Glonsan-Spritzen kosteten 200 Yen. Mein Gehalt als Kellnerin im Restaurant betrug 2000 Yen im Monat. Da konnte ich mich noch so geschickt anstellen beim Geldverdienen, das haute auf Dauer nicht hin.
    So kam ich auf die Idee, selber Märchen zu erfinden und den Kindern zu erzählen. Geschichten, die ich vom Hörensagen kannte, die kannten die Kinder viel besser und berichtigten mich sogar:
    »Tante, das ist nicht so, sondern so gewesen!«
    Und in den Schulbibliotheken, erzählten sie mir, sind alle Märchen vorhanden. So kam ich darauf, selber eins zu erfinden, über das die Kinder sich freuen und wundern sollten. Im nächsten Kapitel will ich eines dieser komischen Märchen vorstellen, die ich selbst erfunden habe.
    Piiko, das Falkenkind
    Piiko, das Falkenkind, hatte keinen wirklichen Vater und keine wirkliche Mutter. Deshalb wurde es von Menschen großgezogen. Piiko wurde mit einer Kette am Bein festgehalten und war immer ganz allein. Er wünschte sich immer, mitden anderen Vögeln zusammen spielen zu können, aber die flogen schnell fort, wenn sie ihn nur sahen. Nur ein Menschenjunge, Masao, und das Kätzchen Miiko waren seine Freunde, aber Masao ging in die Schule, und Miiko ging zu ihrer Mutter.
    Weil er immerzu die Ketten am Bein hatte, konnte Piiko nicht weit fortgehen. Er dachte immer:
    ›Einmal nur möchte ich bis auf den Wipfel des großen Maronenbaumes hier hochfliegen!‹
    Auch heute war er an die Wurzel des Maronenbaumes gekettet und guckte herum: Ist denn keiner da, der mein Freund werden will?
    Da war ein lautes Flügelschwirren zu hören. Nanu, dachte Piiko, was ist das denn? Er guckte in die Richtung, aus der das Schwirren zu hören war. Da zog ein großer Falke über dem Teich seine Kreise. Weil ein Vogel gekommen war, der genauso aussah wie er, rief Piiko:
    »Piep, piep, hier bin ich, hier bin ich, spielen wir zusammen!«
    Aber der große Falke drehte seine Kreise über dem Teich und tat so, als würde er nichts hören. Auf einmal stieß er herunter, schnappte sich einen Karpfen aus dem Teich und machte sich damit schleunigst davon.
    Von den Leuten im Haus war niemand zu Hause. Piiko wußte, daß diese Leute die Karpfen sorgsam hegten, und schrie: »Gib den zurück, gib den Karpfen wieder her!«, und wollte hinterdrein fliegen, um ihn zurückzuholen, aber weil er am Bein angekettet war, konnte er nur mit den Flügeln schlagen und »piep, piep« schreien.
    Einige Tage waren seitdem vergangen. Piiko dachte gerade, ›wenn Masao doch nur bald wiederkäme!‹ Da hörte er wieder das Flügelschwirren. Der große Falke war wieder gekommen, um sich einen Karpfen zu holen.
    Piiko flehte inständig: »Bitte, hör auf, die Karpfen zu holen! Die Karpfen werden vom Vater liebevoll gehegt. Ich will dafür das Futter, das ich hier kriege, nicht essen und für dich aufheben. Sei so gut, heute auf den Karpfen zu verzichten und weiterzufliegen!«
    Der große Falke machte ein böses Gesicht und knurrte:
    »Laß mich in Ruhe und halt den Schnabel, du Knirps!«
    Er kreiste weiter über dem Teich, um einen Karpfen zu erwischen.
    »Nein, ich halte nicht den Schnabel! Die Karpfen werden immer weniger. Wenn die Leute im Haus merken, wie wenig Karpfen übrig sind, werden sie traurig. Laß die Karpfen bitte in Ruhe!« bat er flehentlich weiter.
    »Weil du so wild herumpiepst, haben sich die Karpfen alle auf den Grund verzogen, und ich kann heut keinen erwischen!« schimpfte der große Falke wütend. Da kam das kleine Kätzchen Miiko gemächlich herbeigeschlendert. Der große Falke machte mit blitzenden Augen Anstalten, sich Miiko zu schnappen.
    »Miikolein, Vorsicht! Lauf weg, lauf schnell weg!« rief Piiko mit schrillem Piepsen. Als Miiko aber hörte, daß der Falke es auf sie abgesehen hatte, blieb sie starr vor Schrecken stehen. Piiko dachte, er müsse ihr unbedingt helfen; wenn sie von den scharfen Klauen des Falken nur gepackt würde, wäre Miiko gleich mausetot. Piiko schlug mit den Flügeln und hüpfte wild herum. Da riß die Kette an seinem Fuß, weil Piiko daran gezerrt hatte, als ginge es um sein Leben.
    Wunderbar! Mutig flog Piiko empor. Der große Falke

Weitere Kostenlose Bücher