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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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setzte dann seine Lektüre fort. Es war nichts Unhöfliches in diesem Verhalten, da es sich um ein Wesen handelte, das gleichzeitig lesen, sprechen und wahrscheinlich noch mehrere andere Dinge tun konnte. Aber auf menschliche Beobachter wirkte es trotzdem beunruhigend schizophren.
    »Mein Name ist Rashaverak«, sagte der Overlord liebenswürdig. »Ich fürchte, ich bin nicht sehr gesellig, aber von Ruperts Bibliothek kann man sich schwer trennen.«
    Jean schaffte es, ein nervöses Kichern zu unterdrücken. Der unerwartete Gast las, wie sie bemerkte, alle zwei Sekunden eine Seite. Sie zweifelte nicht daran, dass er jedes Wort in sich aufnahm, und sie fragte sich, ob er wohl mit jedem Auge ein Buch lesen konnte. Und wenn er auch noch die Blindenschrift lernte, konnte er außerdem die Finger zum Lesen benutzen ... Diese Vorstellung war zu komisch, also versuchte sie, nicht mehr daran zu denken und sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Schließlich hatte man nicht jeden Tag die Gelegenheit, mit einem der Herren der Erde zu sprechen.
    George ließ sie plaudern und hoffte, dass sie nichts Taktloses sagte. Genauso wie Jean hatte er noch nie einen leibhaftigen Overlord gesehen. Obwohl sie mit Regierungsbeamten, Wissenschaftlern und anderen Menschen verkehrten, die geschäftlich mit ihnen zu tun hatten, hatte er noch nie gehört, dass einer auf einer gewöhnlichen privaten Party zugegen gewesen war. Man konnte daraus den Schluss ziehen, dass diese Party gar nicht so privat war, wie sie erschien. Auch dass Rupert ein Gerät besaß, das zur Ausrüstung der Overlords gehörte, deutete darauf hin, und George fragte sich, was wirklich hinter den Kulissen vorging. Er würde Rupert ausfragen, sobald er die Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen hatte.
    Da die Stühle für Rashaverak zu klein waren, saß er auf dem Fußboden, was ihm keine Probleme zu bereiten schien, da er die nur einen Meter daneben liegenden Kissen unbeachtet gelassen hatte. Infolgedessen befand sich sein Kopf nur zwei Meter über dem Fußboden, und George erhielt die einzigartige Gelegenheit, außerirdische Biologie zu studieren. Da er unglücklicherweise auch über irdische Biologie wenig wusste, konnte er nicht viel Neues erfahren. Nur der sonderbare, aber keineswegs unangenehme Säuregeruch fiel ihm auf. Er fragte sich, wie wohl die Menschen für die Overlords riechen mochte, und hoffte das Beste.
    Rashaverak hatte im Grunde nichts Menschenähnliches an sich. George konnte verstehen, dass unwissende, erschrockene Wilde die Overlords aus einiger Entfernung für geflügelte Menschen halten konnten, wodurch das herkömmliche Bild des Teufels entstanden war. Doch aus der Nähe betrachtet löste sich ein Teil der Illusion auf. Die kleinen Hörner – George fragte sich, welchem Zweck sie dienen mochten – entsprachen den Beschreibungen, aber der Körper war weder wie der eines Menschen noch wie der irgendeines Tieres, das je auf der Erde gelebt hatte. Die Overlords, die einen völlig fremdartigen evolutionären Stammbaum hatten, waren weder Säugetiere, Insekten, noch Reptilien. Es war nicht einmal sicher, dass sie Wirbeltiere waren. Ihr harter äußerer Panzer konnte durchaus ihr einziges stützendes Gerüst sein.
    Rashaveraks Flügel waren zusammengelegt, sodass George sie nicht genauer betrachten konnte. Doch sein Schweif, der wie ein ummantelter Wasserschlauch aussah, lag ordentlich zusammengerollt unter ihm. Das Ende ähnelte weniger der überlieferten Pfeilspitze, sondern war vielmehr ein großer, flacher Rhombus. Sein Zweck bestand darin, wie jetzt allgemein angenommen wurde, während des Fluges für Stabilität zu sorgen, wie die Schwanzfedern eines Vogels. Aus derartigen mageren Tatsachen und Vermutungen hatten die Wissenschaftler den Schluss gezogen, dass die Overlords von einer Welt mit geringer Schwerkraft und sehr dichter Atmosphäre kamen.
    Plötzlich ertönte Ruperts Stimme aus einem verborgenen Lautsprecher: »Jean! George! Wo zum Teufel steckt ihr? Kommt herunter und schließt euch der Party an! Die Leute reden schon über euch!«
    »Vielleicht sollte ich auch lieber nach unten gehen«, sagte Rashaverak und stellte das Buch ins Regal zurück. Dazu musste er gar nicht vom Boden aufstehen, und George bemerkte zum ersten Mal, dass er zwei gegenüberstehende Daumen mit fünf Fingern dazwischen hatte. Er dachte, dass er nur ungern in einem auf der Vierzehn beruhenden System rechnen würde.
    Als Rashaverak aufgestanden war, bot er ein

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