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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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hat.«
    »Richtig. Ich bin Oberveterinär. Meine Praxis umfasst etwa zehntausend Quadratkilometer Dschungel, und da meine Patienten nicht zu mir kommen, muss ich zu ihnen gehen.«
    »Das dürfte ein Vollzeitjob sein.«
    »Oh, natürlich muss man sich kaum um die kleinen Tiere kümmern, nur um Löwen, Elefanten, Rhinozerosse und so weiter. Jeden Morgen stelle ich den Apparat auf eine Höhe von etwa hundert Metern ein, setze mich vor den Bildschirm und streife durch die Gegend. Wenn ich ein krankes Tier finde, steige ich in meinen Fluggleiter und hoffe, dass ich helfen kann. Manchmal ist es etwas schwierig. Bei Löwen und solchen Tieren ist es einfach, aber ein Rhinozeros aus der Luft mit einem Betäubungspfeil zu treffen, ist eine verteufelte Sache.«
    »Rupert!«, schrie jemand aus dem Nebenzimmer.
    »Da siehst du, was du angerichtet hast. Du bist schuld, dass ich meine Gäste vergessen habe. Hier, nimm dieses Tablett. Darauf sind die Cocktails mit Wermut, ich möchte nicht, dass sie durcheinander geraten.«
     
    Kurz vor Sonnenuntergang ging George aufs Dach. Aus mehreren guten Gründen hatte er leichte Kopfschmerzen und wollte dem Lärm und Trubel unten entfliehen. Jean, die viel besser tanzte als er, schien sich nach wie vor großartig zu amüsieren und weigerte sich aufzubrechen. Das ärgerte George, der sich allmählich alkoholisch romantisiert fühlte, und er beschloss, eine Weile allein unter den Sternen zu schmollen.
    Man erreichte das Dach, indem man mit der Rolltreppe zum ersten Stock fuhr und dann die Wendeltreppe hinaufstieg, die um die Klimaanlage herumführte. Schließlich gelangte man durch eine Luke auf das breite flache Dach. An einem Ende war Ruperts Fluggleiter geparkt, der mittlere Teil war ein Garten, der bereits erste Anzeichen von Verwilderung aufwies, und der Rest war einfach eine Beobachtungsplattform mit ein paar Liegestühlen. George ließ sich in einem dieser Stühle nieder und betrachtete mit Herrscherblick die Umgebung. Er fühlte sich ganz als Monarch all dessen, was er überblicken konnte.
    Es war in der Tat ein umwerfender Ausblick! Ruperts Haus war am Rande eines großen Beckens erbaut worden, das nach Osten in fünf Kilometer entfernte Sümpfe und Seen abfiel. Nach Westen war das Land flach, und der Dschungel reichte fast bis an Ruperts Hintertür. Aber jenseits des Dschungels, in einer Entfernung von mindestens fünfzig Kilometern, zog sich eine Gebirgskette wie eine große Mauer nach Norden und Süden hin. Die Gipfel waren mit Schnee bedeckt, und die Wolken darüber flammten einige Minuten lang wie Feuer, als die Sonne nach ihrer Tagesreise unterging. Während George zu diesem fernen Schutzwall hinüberblickte, empfand er einen Schauder, der ihn plötzlich nüchtern machte.
    Die Sterne, die, kaum dass die Sonne untergegangen war, in so unpassender Eile hervortraten, waren ihm völlig fremd. Er hielt erfolglos nach dem Kreuz des Südens Ausschau. Obwohl er sehr wenig von Astronomie verstand und nur einzelne Sternbilder bestimmen konnte, störte ihn das Fehlen vertrauter Freunde. Auch waren die Töne, die vom Dschungel herüberklangen, unangenehm nah. George dachte, dass er nun genug frische Luft geschnappt hatte. Er wollte zur Party zurückkehren, bevor eine Vampirfledermaus oder etwas ähnlich Nettes angeflogen kam, um die Lage zu erkunden.
    Er wollte gerade den Rückweg antreten, als ein anderer Gast durch die Luke herauskam. Es war jetzt so dunkel, dass George nicht sehen konnte, wer es war. Deshalb rief er: »Hallo, haben Sie auch genug von der Party?«
    Sein unsichtbarer Gefährte lachte. »Rupert zeigt jetzt einige seiner Filme. Ich habe sie alle schon gesehen.«
    »Nehmen Sie eine Zigarette?«, fragte George.
    »Ja, danke.«
    Im Schein des Feuerzeugs – George liebte solche Antiquitäten  – konnte er den anderen erkennen, einen auffallend hübschen jungen Schwarzen, dessen Namen man George genannt, den er aber gleich wieder vergessen hatte, genauso wie die Namen der zwanzig anderen Gäste, die ihm fremd waren. Dieser junge Mann jedoch kam ihm irgendwie bekannt vor, und plötzlich erinnerte er sich.
    »Ich glaube, wir haben uns noch gar nicht wirklich kennen gelernt«, sagte er. »Aber sind Sie nicht Ruperts neuer Schwager?«
    »Richtig, ich bin Jan Rodricks. Jeder sagt, dass Maia und ich uns sehr ähnlich sehen.«
    George fragte sich, ob er Jan wegen seines neuen Verwandten bedauern solle. Er beschloss jedoch, dass der arme Junge es allein herausfinden sollte.

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