Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
jede richtige Frisur zur Wehr setzte. Blaue Augen, die er beim Nachdenken ein wenig zusammenkniff, als sei er kurzsichtig. Der Mund war ein bißchen zu breit, mit weichen, vollen Lippen. Breit waren auch die Backenknochen, über denen sich die sonnengebräunte Haut spannte. Mal ordentlich Kraftfutter zufüttern, dachte Bille, das könnte er brauchen. Er sieht aus, als hätte er lange Zeit nur Koppelgang gehabt.
    „Worüber amüsieren Sie sich so?“ fragte Hannes Horbach unvermutet.
    Bille schrak zusammen. „Oh, es ist nichts, ich mußte nur plötzlich an diese komische Szene heute denken“, schwindelte Bille. „Übrigens können Sie ruhig du sagen!“
    „Gut. Aber du dann auch. Schließlich sind wir jetzt Stallkameraden.“
    „Einverstanden. Hast du schon einen Rundgang über den Hof gemacht, Hannes?“
    „Nein, wir haben uns erst mal nur unterhalten.“
    „Die Burgführung wollte ich dir überlassen“, erklärte Hans Tiedjen lächelnd. „Übrigens wird Hannes sofort bei uns einziehen. Ich möchte ihn jetzt in den Ferien auch im Reitclub Wedenbruck einsetzen, vor allem zur Ausbildung der Pferde, da Joy zur Zeit auf Hochzeitsreise ist und erst in vier Wochen wieder zur Verfügung steht.“
    „Und wo wirst du wohnen, Hannes, weißt du das schon?“ erkundigte sich Bille.
    „Zunächst mal in einer der Lehrerwohnungen im Schloß oben, denke ich. Wenn sich rausstellt, daß ich auf Dauer hierbleibe, will ich mich nach einem kleinen Haus Umsehen und es mir nach eigenen Vorstellungen renovieren. Aber das sind so Zukunftsträume!“
    „Hast du eine Familie?“
    „Du meinst, ob ich Frau und Kinder habe? Nein, das hat ja auch noch Zeit.“
    „Hätte mich auch gewundert“, stellte Bille fest.
    „Wieso?“ fragte Hans Tiedjen amüsiert.
    „Ach, nur so“, wehrte Bille verlegen ab. „Wie ist es? Machen wir unseren Rundgang?“
    „Gern!“ Hannes Horbach nickte.
    „Tut das. Ich werde inzwischen ein paar Telefonate erledigen“, Hans Tiedjen stand auf. „Wir sehen uns später wieder hier. Sie essen doch mit uns, Hannes?“
    „O gern, wenn ich darf?“
    „Du wirst es nicht bereuen, Engelchen kocht phantastisch!“ schwärmte Bille. „Tust du mir einen Gefallen, Daddy? Ruf bei mir zu Hause an und sag Mutsch, daß ich wegen einer dringenden Besprechung heute abend verhindert bin, mit ihnen essen zu gehen. Wenn du ihr das sagst, ist sie mir nicht böse.“
    „Ihr wart zum Essen verabredet? Vielleicht solltest du dann aber doch besser nach Hause fahren!“
    „Kommt nicht in Frage!“ unterbrach ihn Bille. „Bei so etwas Wichtigem! Bitte, Daddy! Und frage sie, ob ein Brief für mich gekommen ist. Oder ein Anruf!“
    „Also gut, wird gemacht. Manchmal komme ich mir wirklich wie der Vater einer Tochter vor!“
    „Du hast es so gewollt!“ gab Bille lachend zurück. „Komm, Hannes, geh’n wir zuerst in den Internatsstall hinüber.“
    Bille führte den neuen Reitlehrer am Schloß vorbei durch den Park, wies ihn auf den wundervollen alten Baumbestand hin und zeigte ihm, wo sich hinter den Fenstern des prächtigen alten Gebäudes die Schulklassen, der Speisesaal und die Aula befanden.
    „Wir haben die ganze Reitanlage des Internats auf die andere Seite des Schlosses verlegt, damit der Betrieb auf dem Gutshof und im Gestüt nicht gestört wird. Der Bereich ist für die Schüler streng tabu, obwohl das natürlich nicht immer so genau eingehalten wird“, berichtete sie. „Hier geht’s lang. Bitte sehr! Das ist unser Außenreitplatz für die Schüler. Auf der anderen Seite der Parcours. Und da drüben die Ställe und die Reithalle, alles auf dem neuesten Stand und vom Allerfeinsten, wie du siehst“, scherzte sie. Aber sie war sehr stolz auf alles.
    „Ich sehe. Licht, Luft, viel Raum für die Pferde, hier muß es ja Spaß machen, zu arbeiten.“
    „Komm, ich will dich mit Johnny dem Indianer bekanntmachen. Er wird gerade beim Packen sein, er fährt heute für drei Wochen in Urlaub. Er will Verwandte in Kanada besuchen, die dort richtig in der Wildnis leben, in einem Reservat. Ich beneide ihn.“
    „Sagtest du Indianer?“ fragte Hannes erstaunt.
    „Wir nennen ihn so. Seine Mutter war indianischer Herkunft. Er war lange beim Zirkus und versteht mehr von Pferden als jeder andere. Wie man sie behandelt und wie man sie heilt, wenn sie krank sind. Er tut das auf eine ganz eigene Art und Weise. Manchmal grenzt es an Hexerei.“ Hannes Horbach sah Bille aufmerksam an. „Wirklich? Der Mann interessiert mich. Der

Weitere Kostenlose Bücher