Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
Vom Netzwerk:
Haarsträhne. “Und dazu?”
    “Seht mal, wie gut das ihre Augenfarbe zur Geltung bringt.”
    Er nickte. “Sie haben völlig recht.”
    “Fang du nicht auch noch an!” Annie ging ruhelos hin und her. “Rate mal, was der Schuldirektor gesagt hat.”
    “Gehen Sie nach Hause und waschen Sie sich den Traubensaft aus dem Haar?”
    “Nein. Er fragte, ob ich nicht Lust hätte, einen Tag lang mit den Kindern Friseur zu spielen und ihnen allen die Haare bunt zu färben.”
    “Und was hast du daraufhin getan?”
    Verlegen spielte sie mit den Knöpfen ihres Kleids, und Sam dachte schon, sie würde nicht antworten. Schließlich flüsterte sie: “Mir den Bauchnabel piercen lassen.”
    Sam lachte unwillkürlich. “Das muss wehgetan haben.”
    “Tatsächlich bin ich in Ohnmacht gefallen, bevor der Ring drin war. Deshalb habe ich jetzt eine Narbe am Nabel statt eines Rings.”
    Er versuchte, mitfühlend auszusehen, konnte aber ein breites Lächeln nicht unterdrücken. “Und daraufhin hast du das Schild vor Tante Myrtles Haus aufgestellt, das verkündet: ‘Hier wohnt die letzte Jungfrau über achtzehn’?”
    “Man sagt nicht mehr ‘Jungfrau’, weil das nach Ansicht der Damen vom ‘Gluckenclub’ vulgär klingt. Rolly hat die Aufschrift übermalt und ‘eine unbescholtene junge Frau’ daraus gemacht, dann haben die Glucken es nochmals geändert zu: ‘eine der letzten Unschuldigen über achtzehn’. Wahrscheinlich glauben sie irrigerweise, ihre Töchter wären noch …”
    “Warum hast du dich genötigt gefühlt, deine Un…bescholtenheit öffentlich bekannt zu geben?”
    “Mein guter Ruf liegt jedem dermaßen am Herzen, dass ich sie in dem Punkt wenigstens beruhigen wollte.” Das klang rätselhaft, aber bevor er nachhaken konnte, fügte sie hinzu: “Natürlich wäre ich nicht in dieser Klemme, wenn ich mich vor sieben Jahren von dir hätte verführen lassen.”
    “Ich bin gern bereit, das Versehen zu korrigieren.”
    “Das hat man mir gesagt, Sam. Trotzdem: nein, danke!”
    “Du kannst versuchen, mich abzuhalten, aber es wird dir nicht gelingen.” Mit dem leidenschaftlichen Kuss zur Begrüßung hatte sie unwissentlich ihr Schicksal besiegelt. Seither hatte er keine Bedenken mehr zu versuchen, sie zu verführen.
    Misstrauisch sah Annie ihn an. “Was willst du damit genau sagen?”
    Er machte es sich wieder auf dem Bett bequem. “Dass ich beabsichtige, mit dir zu schlafen, bevor ich die Stadt verlasse.”
    “Hör auf, ständig Witze zu machen. Jetzt ist nicht die richtige Zeit dafür oder der richtige Ort.”
    “Oh doch! Wir haben alles, was wir brauchen: Wir sind allein, werden mindestens zwei Stunden lang nicht gestört werden — und wir haben ein Bett zur Verfügung.”
    “Das kannst du nicht ernst meinen, Sam!”
    Anscheinend lag ihr doch nicht so viel daran, ihren guten Ruf zu verlieren. Sam sah sie nachdenklich an. “War es nicht der Sinn und Zweck deiner Possen, das Bild, das sich die Leute von dir machen, infrage zu stellen? Ich schlage ja nur vor, dass du endlich Ernst damit machst.”
    “Es gibt Grenzen …”
    “Aber Schatz, ich biete dir die perfekte Lösung für dein Problem an. Wenn du wirklich möchtest, dass die Leute dich anders behandeln, verbring die Nacht in meinen Armen. Dann kannst du das Schild vor deinem Haus abmontieren, mir mein Motorrad zurückgeben, dir die Farbe aus dem Haar waschen und glücklich als entehrte Frau leben.”
    Sie hob das Kinn und ging zum Fenster. “Nein, danke!”
    Wie höflich und wohlerzogen sie doch war, eben eine richtige Delacorte! “Sind die Retter schon in Sicht, Annie?”
    “Nein.” Sie straffte die Schultern. “Außerdem brauche ich keine Retter. Ich kann mir selbst helfen.”
    Blitzschnell stand er vom Bett auf. “Geh vom Fenster weg!”
    “Keine unnötige Aufregung, Sam! Früher bin ich ständig auf Bäume geklettert.”
    “Du bist ständig von Bäumen gefallen! Und der vor dem Fenster hat so dünne Äste, dass sogar ein Eichhörnchen abstürzen würde.”
    Sie lehnte sich hinaus und packte einen Ast. “Unsinn, sie werden mich tragen.”
    “Nein.” Ohne weitere Diskussion umfasste er sie, als sie eine Handvoll bleistiftdünner Zweige ergriff. “Lass los, damit ich dich reinziehen kann.”
    “Nein, lass du mich los.”
    “Dann fällst du.”
    “Tue ich nicht. Vielmehr klettere ich nach unten, dann komme ich zurück und mach die Zimmertür von außen auf.”
    “Ich lass dich nicht los, Annie.”
    “Sam Beaumont, ich warne dich

Weitere Kostenlose Bücher