Die letzte Jungfrau ...
werde.”
“Was denn?”, fragte sie, obwohl sie es wusste. Sams Behauptung, er habe sie geküsst, hatte immerhin den Sheriff erst richtig in Rage gebracht.
“Das”, sagte Sam und presste sie eng an sich. Dann küsste er sie fordernd.
Ich sollte eigentlich protestieren, dachte Annie, fand aber nicht die nötige Kraft dazu. Weshalb tat Sam ihr das an? Und weshalb reagierte sie darauf, als wäre es das Einzige, was sie sich ersehnte? Weil es vermutlich stimmte. In den vergangenen Jahren war ihr Verlangen nach Sam eher gewachsen, als dass es sich mit der Zeit abgeschwächt hätte.
Er schob ihr die Finger ins Haar und spielte mit ihren Locken. Nun war sie wie an ihn gefesselt, aber sie wollte ohnehin nirgendwo anders sein als in seinen Armen und nichts anderes tun, als ihn zu küssen.
Leise stöhnend ließ er die Lippen über ihren Hals gleiten.
“Gib mir noch eine Sekunde”, bat Annie. “Und dann — oh ja, das ist schön, Sam …”
Er legte ihr die Hand auf die Schulter und ließ sie dann ganz langsam zu ihrer Brust gleiten. “Lass dir ruhig Zeit, Liebling. Ich hab’s nicht eilig”, meinte er. “Aber wenn du mich stoppst, tu es leise — oder sei bereit, fliegendem Blei auszuweichen.”
“Blei?”
“Kugeln. Ich traue unserem Sheriff nicht über den Weg, wenn er eine geladene Waffe gezückt hat.” Er küsste ihren Hals. “Und um eine gängige Redewendung in leichter Abwandlung zu gebrauchen: Allmählich kommt mir der Verdacht, der gute Rolly hat nicht alle Kugeln im Magazin.”
Annie wollte etwas erwidern, seufzte aber nur erfreut. Sie musste sich zusammenreißen! Eigentlich eine höchst einfache Sache, wenn nicht Sams erregende Liebkosungen sie unfähig gemacht hätten, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wollte, dass er sie weiter erregend streichelte und küsste, aber plötzlich protestierte eine innere Stimme dagegen. “Nicht”, bat Annie heiser.
“Nicht aufhören?”, fragte Sam hoffnungsvoll und sah sie verführerisch an.
“Nein. Ja.”
“Verstanden. Ich bin einer Dame stets gern zu Diensten.”
Rolly hämmerte gegen die Tür. “Annie? Was, zum Teufel, geht da drinnen vor?”
Meine Verführung, hätte sie am liebsten geantwortet, aber dann wären Kugeln geflogen, und es wäre viel Schaden angerichtet worden.
“Hör auf, Sam! Unsere Gäste werden ungeduldig.”
“Ihr Pech. Sie sind zu dieser ganz besonderen Party nicht eingeladen worden und können im Flur bleiben, bis wir beide fertig sind.”
Sie versuchte, nicht zu lachen, aber es gelang ihr nicht. “Ich meine es ernst, Sam. Du musst jetzt aufhören.” Langsam trat sie einen Schritt zurück und atmete scharf ein, als ein Schmerz sie daran erinnerte, dass Sam noch immer ihre Haare festhielt.
Behutsam löste er die Finger aus ihren Locken. Dann bückte er sich, hob den Griff auf und reichte ihn ihr.
“Ich habe ihn gefunden”, verkündete sie.
“Braves Mädchen”, rief der Sheriff. “Und jetzt schieb ihn durchs Loch.”
“Oh nein, Sheriff, Annie bleibt außerhalb der Schusslinie, bis Sie Ihre Waffe abgelegt haben.”
“Aber Sam, ich will doch Annie nicht erschießen.” Nach einer kurzen, bedeutungsvollen Pause fügte Rolly munter hinzu: “Nur Sie.”
Annie verschränkte die Arme und funkelte die Tür an, was natürlich völlig sinnlos war, da die drei Männer draußen nicht sehen konnten, wie erbost sie war. “In dem Fall komme ich auch nicht heraus”, verkündete sie in einem Ton, dessen unterschwellige Botschaft ihre Schüler sofort richtig gedeutet hätten als: Entweder ihr benehmt euch, oder es setzt was.
“Ach Annie, ich habe doch nur Spaß gemacht.”
“Sheriff Rawling, ich möchte, dass Sie mir versprechen, Sam nicht ein Haar zu krümmen. Keine Fäuste, keine Festnahme, keine gezückte Waffe und ganz besonders keine Kugeln.”
Rolly seufzte enttäuscht. “Na schön, ich verspreche es. Jetzt nehme ich den Pistolengurt ab. Du kannst ja durchs Loch schauen und dich versichern, dass ich ihn auf den Boden gelegt habe.”
Sie kniete sich hin und überprüfte es. Schließlich wollte sie nichts Heldenhaftes tun und sich möglicherweise noch zwischen Sam und eine für ihn gemeinte Kugel werfen müssen. Der Sheriff hatte die Waffe tatsächlich beiseitegelegt. Annie schob den Griff durchs Loch und hielt ihn fest. “Okay, meine Hälfte ist drin.” Einen Moment später bewegte er sich.
“Geh beiseite”, rief der Bürgermeister warnend, dann flog auch schon die Tür auf, und der Sheriff stürzte ins
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