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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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gründlich nachzudenken. Lassen Sie sich nicht von Vorurteilen gegenüber den Obin« – ich warf einen Blick zu Marie Black – »oder patriotischen Gefühlen blenden. Stellen Sie sich der Tatsache, dass wir uns im Krieg befinden und dass wir an vorderster Front stehen – und dass wir keinerlei Unterstützung von der KU erwarten können. Wir sind völlig auf uns allein gestellt. Wir müssen überlegen, was
wir tun können, um zu überleben, weil es sonst niemanden gibt, der auf uns aufpasst.«
    »So trostlos habe ich Sie noch nie erlebt, Perry«, sagte Marta Piro.
    »Ich glaube, die Lage war auch noch nie zuvor so trostlos wie jetzt«, sagte ich. »Also gut, lassen Sie uns abstimmen.«
    Ich war für die Unabhängigkeit, Jane enthielt sich der Stimme. Das entsprach unserer Tradition, dass nur einer von uns beiden eine Stimme abgab. Alle anderen Ratsmitglieder wollten, dass wir in der Kolonialen Union blieben.
    Praktisch gesehen war meine Stimme die einzige, die zählte. Natürlich hatte ich, als ich für die Unabhängigkeit von der KU stimmte, im Grunde für Verrat votiert. Also erwiesen die anderen mir vielleicht sogar einen großen Gefallen.
    »Also sind wir immer noch eine Kolonie«, sagte ich.
    Die anderen lächelten erleichert.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Marie Black.
    »Ich denke nach«, sagte ich. »Glauben Sie mir, ich denke nach.«

    Bonita war ein Planet, der seinem Namen gerecht wurde, ein hübsches Plätzchen mit üppigem Leben, das genau die richtigen Komponenten enthielt, um Menschen als Nahrung dienen zu können. Bonita war vor fünfzehn Jahren besiedelt worden und demnach immer noch eine junge Kolonie, aber eine, die bereits ihre eigene Persönlichkeit entwickelt hatte. Bonita wurde von den Dtrutz angegriffen, einer Spezies, die über mehr Ehrgeiz als Hirn verfügte. Dieses Scharmützel konnte die Koloniale Union für sich entscheiden. Die drei KVA-Kreuzer über Bonita machten kurzen Prozess mit der Invasionsstreitmacht
der Dtrutz, indem sie die meisten der schlecht konstruierten Schiffe während des ersten Vorstoßes abschoss und ihnen dann den Rest gab, als die Dtrutz-Schiffe versuchten, auf Skip-Distanz zu kommen, bevor die Railgun-Projektile sie erreichen konnten. Diese Bemühungen der Dtrutz scheiterten auf ganzer Linie.
    Was den Angriff der Dtrutz aber so bemerkenswert machte, war nicht ihre völlige militärische Inkompetenz, sondern die Tatsache, dass dieses Volk nicht dem Konklave angehörte. Sie waren genauso unverbündet wie die Koloniale Union. Den Dtrutz war genauso wie den Menschen jegliche weitere Kolonisation untersagt worden. Aber sie griffen trotzdem an. Sie wussten – genauso wie eine immer größere Zahl von Völkern -, dass die Koloniale Union in den Kampf mit zahlreichen Elementen des Konklave verwickelt war, und das bedeutete, dass man ihr vielleicht ein paar unbedeutendere Kolonien wegschnappen konnte, während die KVA anderweitig beschäftigt war. Die Koloniale Union trieb verletzt und blutend im Wasser, und die kleineren Fische kamen aus der Tiefe empor, um einen Happen abzubekommen.

    »Wir sind wegen Ihrer Tochter gekommen«, sagte Hickory zu mir.
    »Wie bitte?« Trotz allem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Unsere Regierung hat erkannt, dass ein Angriff auf Roanoke und die Vernichtung dieser Welt unvermeidlich sein wird.«
    »Super«, sagte ich.
    »Dickory und ich würden diesen Fall sehr bedauern«, sagte
Hickory und beugte sich ein wenig vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Sowie unsere Unfähigkeit, ihnen bei der Verhinderung dieses Falls behilflich sein zu können.«
    »Hmm … danke«, sagte ich und hoffte, dass ich nicht zu unaufrichtig klang. Offenbar erfüllte sich meine Hoffnung.
    »Es ist uns nicht erlaubt, zu intervenieren oder Hilfe zu leisten, aber wir haben entschieden, dass es akzeptabel wäre, Zoë aus der Gefahrenzone zu entfernen«, fuhr Hickory fort. »Wir haben ein Transportschiff für sie und uns angefordert. Es ist bereits unterwegs. Wir wollten Sie über diese Pläne in Kenntnis setzen, weil es sich um Ihre Tochter handelt und weil wir die Erlaubnis eingeholt haben, auch Sie und Jane mitzunehmen, falls Sie das wünschen.«
    »Also können wir drei uns in Sicherheit bringen«, sagte ich, worauf Hickory nickte. »Und was ist mit allen anderen?«
    »Es ist uns nicht gestattet, weitere Personen an Bord zu nehmen.«
    »Wenn es Ihnen nicht gestattet ist, heißt das, dass Sie es nicht doch tun könnten?«, fragte ich.

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