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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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fragte ich.
    »Schauen wir mal«, sagte Stross. »Sie sind davon ausgegangen, dass Sie zur Roanoke-Kolonie skippen, und nun haben Sie festgestellt, dass Sie vor einem ganz anderen Planeten herausgekommen sind. Und Sie glauben, dass Sie irgendwo in den Weiten des Alls verschollen sind. Und Captain Zane dürfte sich wundern, warum er keine Kontrolle über die Triebwerke mehr hat. Liege ich damit in etwa richtig?«
    »Absolut«, sagte ich.
    »Hervorragend«, sagte Stross. »Okay, es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht lautet, dass Sie nicht verloren sind. Wir wissen genau, wo Sie sich befinden. Die schlechte Nachricht ist, dass Sie in nächster Zeit nicht von hier wegkommen werden. Ich kann Ihnen alle weiteren Einzelheiten mitteilen, wenn wir uns treffen, Sie beide, Captain Zane und ich. Ich schlage vor, in fünfzehn Minuten.«
    »Wie meinen Sie das, dass wir uns treffen?«, fragte Zane. »Wir haben keine Raumschiffe in der Ortung. Wir haben keine Möglichkeit zu verifizieren, dass Sie wirklich der sind, der zu sein Sie behaupten.«
    »Lieutenant Sagan kann sich für mich verbürgen«, sagte Stross. »Und was meinen Aufenthaltsort betrifft, schalten
Sie auf Außenkamera vierzehn und knipsen Sie eine Lampe an.«
    Zane war verärgert und verwirrt, dann nickte er einem Brückenoffizier zu. Der große Bildschirm erwachte zum Leben und zeigte einen Teil des Steuerbordrumpfes. Alles war dunkel, bis ein Flutlicht anging und die Umgebung erhellte.
    »Ich sehe nichts außer der Hülle«, sagte Zane.
    In der Schwärze schien sich etwas zu bewegen, und plötzlich geriet ein schildkrötenähnliches Etwas in den Lichtkegel und den Erfassungsbereich der Kamera. Es schwebte nur wenige Zentimeter neben dem Schiffsrumpf.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, fragte Jane.
    Die Schildkröte winkte.
    »Dieser Mistkerl«, sagte Jane.
    »Sie wissen, was das für ein Ding ist?«, fragte Zane.
    Jane nickte. »Das ist ein Gameraner«, sagte sie und drehte sich zu Zane um. »Das ist Lieutenant Stross. Er hat die Wahrheit gesagt. Und ich glaube, dass wir ziemlich tief in die Scheiße geraten sind.«

    »Toll, Luft!«, sagte Lieutenant Stross und wedelte mit der Hand. »Habe ich schon lange nicht mehr gespürt.« Stross schwebte träge im großen Shuttlehangar. Zane hatte die künstliche Gravitation abgeschaltet, um es dem Gameraner angenehmer zu machen, der sich vorwiegend in Bereichen mit Nullschwerkraft aufhielt.
    Jane hatte es mir und Zane erklärt, während wir mit dem Lift zum Shuttlehangar hinuntergefahren waren. Gameraner waren Menschen, beziehungsweise ihre DNS stammte ursprünglich aus dem menschlichen Genom, bevor man noch
andere Gene hinzugefügt hatte. Sie waren radikal verändert worden, damit sie im luftleeren Weltraum existieren konnten. Deswegen besaßen sie gepanzerte Körper, die sie vor dem Vakuum und kosmischer Strahlung schützten, und lebten in Symbiose mit genetisch angepassten Algen, die sich in einem speziellen Organ konzentrierten, photosynthetische Streifen, die sie mit Sauerstoff versorgten. Außerdem besaßen sie Hände an allen vier Gliedmaßen, und sie waren Soldaten der Spezialeinheit. Die wilden Gerüchte in der regulären KVA-Infanterie über extreme Mutationen in der Spezialeinheit waren letztlich alles andere als bloße Gerüchte. Ich dachte an meinen Freund Harry Wilson, den ich während der KVA-Ausbildung kennengelernt hatte. Er lebte nur für solche Sachen. Ich würde ihm davon berichten, wenn ich ihn das nächste Mal sah. Falls ich ihn jemals wiedersah.
    Obwohl er zur Spezialeinheit gehörte, verhielt sich Stross äußerst unsoldatisch. Das galt nicht nur für seine sprachlichen Eigenarten (wobei seine Art zu sprechen nichts mehr mit Akustik zu tun hatte; da Stimmbänder im Weltraum nutzlos waren, besaß er keine; seine »Stimme« wurde vom BrainPal-Computer in seinem Kopf erzeugt und an unsere PDAs übertragen), sondern auch für seine offensichtliche Neigung, sich leicht ablenken zu lassen. Es gab ein sehr zutreffendes Wort für seine allgemeine Verfassung.
    Spacig.
    Zane vergeudete keine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln. »Ich will wissen, wie Sie die Kontrolle über mein Schiff übernehmen konnten, verdammt!«
    »Mit der blauen Pille«, sagte Stross und wedelte unbestimmt mit der Hand. »Das ist ein Programm, das eine virtuelle Maschine auf Ihrer Hardware erzeugt. Ihre Software läuft auf
dieser Maschine und merkt nicht, dass sie gar nicht mit der wirklichen Hardware arbeitet.

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