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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Roanoke geparkt hatte, teilte uns mit, dass die angreifende Raketenbatterie am äußersten Rand der Atmosphäre des Planeten in den Realraum fiel und ihre Ladung aus fünf Raketen unverzüglich auf den Weg brachte, mit Vollschub mitten hinein in immer dichtere Atmosphärenschichten.
    Die Hitzeschilde zweier Raketen versagten während des Anflugs und hielten der glühend heißen Bugwelle nicht stand. Sie vergingen in heftigen Explosionen, die aber nicht annähernd so heftig waren wie bei einer gezielten Zündung. Nachdem sie ihr Ziel verfehlt hatten, verbrannten sie in der oberen Atmosphäre, ohne weiteren Schaden anzurichten.
    Der Verteidigungssatellit verfolgte die übrigen drei Raketen und sendete eine Angriffswarnung an die Kolonie. Die Nachricht wurde von allen reaktivierten PDAs in der Kolonie angezeigt. Die Leute ließen ihr Essbesteck fallen, schnappten sich ihre Kinder und hetzten zu den Schutzräumen im Dorf oder auf ihren Farmen. Auf den Höfen der Mennoniten heulten Sirenen, die vor Kurzem an den Grundstücksgrenzen aufgestellt worden waren.
    In der Nähe der Siedlung aktivierte Jane ferngesteuert die Verteidigungsanlagen der Kolonie, die hastig auf Roanoke installiert worden waren, nachdem es uns wieder erlaubt war, moderne Technik zu benutzen. Verteidigungsanlagen war jedoch ein recht großspuriger Begriff für das, was es wirklich war: mehrere automatische Bodenstellungen und zwei Strahlengeschütze,
die an entgegengesetzten Enden des Dorfes Croatoan aufgestellt waren. Die Strahlenwaffen konnten theoretisch die Raketen vernichten, die auf uns zurasten, vorausgesetzt, wir hatten genügend Energie zur Verfügung, um sie zu aktivieren. Aber die hatten wir nicht, weil unsere Stromversorgung auf Solarenergie basierte. Das reichte aus, um den alltäglichen Bedarf der Kolonie zu decken, aber leider war es viel zu wenig für die sehr energieintensiven Strahlenwaffen. Mit den internen Energiezellen konnte jedes Geschütz fünf Sekunden lang mit voller Leistung oder fünfzehn Sekunden lang bei schwächster Einstellung feuern. Ein schwacher Strahl reichte zwar nicht aus, um eine Rakete völlig zu zerstören, aber er war durchaus in der Lage, ihr Navigationssystem zu ruinieren, wodurch sie vom Kurs abkommen würde.
    Jane ignorierte die Bodengeschütze, weil sie uns nicht weiterhelfen würden. Stattdessen stellte sie eine direkte Verbindung zum Verteidigungssatelliten her und lud mit Maximalgeschwindigkeit Daten in ihren BrainPal, um besser zu verstehen, was sie mit den Strahlenwaffen ausrichten konnte.
    Während Jane die Anlagen hochfuhr, ermittelte der Satellit, welche Rakete die größte Gefahr für die Kolonie darstellte, und eröffnete mit dem eingebauten Strahlengeschütz das Feuer. Der Strahl brannte ein Loch in die Rakete, und die plötzliche Störung der Aerodynamik zerriss das Ding in der Luft. Dann nahm der Satellit das nächste Ziel ins Visier und traf die zweite der drei noch übrigen Raketen. Das Triebwerk wurde beschädigt, worauf der Flugkörper vom Kurs abkam, weil das Navigationssystem es nicht mehr schaffte, den Defekt auszugleichen. Schließlich schlug die Rakete irgendwo auf dem Planeten ein, so weit von uns entfernt, dass wir keinen weiteren Gedanken daran verschwendeten.

    Damit waren die Energiezellen des Verteidigungssatelliten erschöpft, und er war nicht mehr in der Lage, etwas gegen die letzte Rakete auszurichten. Er sendete nur die Flugdaten an Jane, die sie sofort an die Strahlengeschütze weitergab. Sie aktivierten sich und leiteten die Zielerfassung ein.
    Energiestrahlen waren konzentriert und kohärent, aber sie verloren mit zunehmender Entfernung an Leistung. Jane maximierte die Effektivität der Geschütze, indem sie die Rakete ein gutes Stück näher kommen ließ, bevor sie das Feuer eröffnete. Jane beschloss, mit voller Energie und beiden Geschützen gleichzeitig anzugreifen. Es war die richtige Entscheidung, denn die Rakete erwies sich als unglaublich zäh. Selbst mit beiden Geschützen gelang es Jane nur, das Gehirn der Rakete zu zerstören, womit die Waffen, das Triebwerk und die Navigation ausfielen. Die Rakete starb knapp über der Kolonie, aber ihr Bewegungsimpuls ließ sie mit hoher Geschwindigkeit weiter auf ihr Ziel zurasen.
    Die Rakete schlug einen Kilometer außerhalb des Dorfes in den Boden, riss eine gewaltige Furche in die braunen Felder und verstreute ihren Brennstoff, der sich in der Luft sofort entzündete. Die Schockwelle der Explosion war nur ein Bruchteil

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