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Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Die Letzte Liebe Meiner Mutter

Titel: Die Letzte Liebe Meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dimitri Verhulst
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erleichterten Seufzer in die Regieanweisung seiner Komparsin.
    »Familie Impens, nehme ich an?«, fragte der Busfahrer mit einem Blick in die Teilnehmerliste. Und obwohl er die Freundlichkeit selbst war, bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass er nur gezwungenermaßen noch auf die Allerletzten gewartet hatte, um endlich zum Gasthof Knusperhaus aufbrechen zu können. »Da haben Sie aber Glück, dass ich so ein geduldiger Mensch bin, nicht jeder Busfahrer hätte zwanzig Minuten auf verspätete Teilnehmer gewartet!«
    Familie Impens?, dachte Jimmy und musste sich stark beherrschen, sein Schweigegelübde nicht gleich wieder zu brechen. Impens? Bin ich dann auch unter dem Namen angemeldet?
    Die Koffer verschwanden im Bauch des Busses (»Bei dem Gewicht kann euch ja im Urlaub nichts fehlen«), und die drei suchten sich einen Platz, schüchtern den vorläufig noch unbekannten Reisegenossen zunickend, schuldbewusst, weil sie die Anwesenden um zwanzig Minuten Urlaub gebracht hatten.
    Jimmy hatte sich blitzschnell neben seine Mutter gesetzt, an den Platz, der ihm von jeher gebührte: der neben ihr. Solange er denken konnte. Bis Wannes in ihr – seiner Mutter – Leben trat.
    »Los, Junge, schwirr ab! Du denkst doch nicht, dass ich während der Fahrt woanders als neben meiner Frau sitzen will?«
    Eine Rochade. Jimmy war zwar noch im Spiel, musste aber mit Wannes die Position wechseln.
    Richtig schweigen zu lernen stand ihm noch bevor. Doch was er jetzt schon recht gut beherrschte, war die Kunst des Ignorierens. Er setzte eine Maske auf – bei sich selbst nannte er sie seine Totenmaske –, einen Gesichtsausdruck, der seine Umgebung völlig verwirrte, undurchdringlich neutral, emotionslos, einen Blick, den die anderen arrogant nannten, mit mindestens drei Ausrufezeichen versehen. Eine Miene, die, obwohl nicht das geringste Gefühl aus ihr sprach, deutlich zum Ausdruck brachte, dass er, Jimmy der Erste, Jimmy der Schweiger, zugleich der Unangreifbare war. Zorn konnte ihn notfalls noch treffen, doch davon bewegen ließ er sich nicht.
    So zog er auf einen anderen Sitz um, ohne Wannes und die mit ihm verbündete Mutter noch eines Blickes zu würdigen. Eigentlich war ihm klar, dass diese Aktion noch unter »Arroganz für Anfänger« lief. Fortgeschrittene Verächter fürchteten nicht, jemandem in die Augen zu sehen. Geriet ein zu ignorierendes Subjekt zufällig in ihr Gesichtsfeld, so blickten sie einfach hindurch, mitten hindurch, als wäre die betreffende Person eine gläserne Tür und kein Mensch. Doch diese Stufe hatte Jimmy noch nicht erreicht. Er war ja noch jung.
    »So, liebe Leute, erst mal herzlich willkommen! Mein Name ist Rudy, und meine Aufgabe ist, euch sicher in den Schwarzwald zu bringen. Aus meinem Vertrag geht nicht deutlich hervor, ob ich euch auch wieder sicher nach Haus bringen soll, aber keine Sorge, ich werd tun, was ich kann.«
    Auch das noch: ein Witzbold!
    Reisebegleiter und Stadtführer, unter denen fand man die penetrantesten Stimmungskanonen.
    »Wenn ihr Musikkassetten dabei habt, gebt sie ruhig durch nach vorn, dann kann ich sie aus dem Fenster werfen, haha. Nein, aber ernsthaft: Solang’s keine Katzenmusik ist, von der ich vor Stress sämtliche roten Ampeln überseh, will ich gern alles spielen. Wer leicht reisekrank wird, sollte sich vorn in den Bus setzen, da wird einem nicht so schnell schlecht. In gut drei Stunden machen wir die erste Pause, dann kann sich jeder die Beine vertreten, was essen und seine andern Geschäfte erledigen. Ich möchte noch darum bitten, keine Kaugummis in die Aschenbecher zu stecken, ich steck ja auch keine Aschenbecher in eure Kaugummis, hoho, und diesen Bus so sauber wie möglich zu halten. Für die Raucher unter euch also bitte: keine Asche auf die Sitze, keine Kippen auf den Boden. Und sollt ich mal einnicken: Seid dann so nett, mich rechtzeitig zu wecken!«
    Zischend gingen die Türen zu (wie der Junge dieses Geräusch liebte!), der Bus fuhr an, und spontaner Applaus brandete auf, als Ermutigung für den Einzigen unter ihnen, der arbeiten musste: »der« Rudy. Der Urlaub hatte begonnen, jawohl. Ein kleiner Mann mit schon dünnem Haar und einem Bauch, der die Spuren vieler feucht-fröhlicher Stunden zeigte, stimmte den Evergreen an: »Merci, Rudy, merci.« Und ein rothaariger, magerer Typ mit Sommersprossen und T-Shirt, auf dem der mit bayrischen Bierkrügen unterlegte Spruch stand Wo früher meine Leber war, ist heute eine Minibar, lieferte einen Beitrag zur

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