Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Mehr kann ich nicht für Sie tun.
Ich kenne einen besseren Weg, schrieb ich zurück.
Die CIA wird Sie finden, bevor Sie mich finden, Sam.
» Mir wird schlecht«, sagte Leonie.
Wird in dem Notizbuch ein gewisser Ray Brewster erwähnt?
Eine Pause. Nein, kam die Antwort.
Das ist wahrscheinlich der Mann, der hinter Ihnen her ist.
Der Name sagt mir nichts.
Ich weiß, Sie trauen mir nicht. Schon klar. Aber ich will nur meinen Sohn retten.
Wir warteten gespannt auf Jacks Antwort.
» Wenn die ihn zuerst finden und er ihnen sagt, dass du ihm einen Deal angeboten hast…« Leonie sprach den Satz nicht zu Ende.
Ich wartete, die Finger über der Tastatur, doch er antwortete nicht. Ich tippte: Bitte, lassen Sie meinen Sohn nicht sterben. Er hatte noch nicht einmal die Chance zu leben. Er ist erst ein paar Monate alt. Bitte.
Die werden Daniel nicht am Leben lassen. Ich bin mir sicher. Sie haben keine Ahnung, was das für Leute sind.
Daniel. Er kannte den Namen meines Sohnes. Eine kalte Angst packte mich: Steht im Notizbuch etwas über meinen Sohn?
Ja.
Hinter mir hörte ich Leonie scharf einatmen. Was?
Nein. Das sage ich Ihnen nicht.
Das war seine Versicherung, dass ich ihn am Leben ließ.
Also gut. Aber dann wissen Sie, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Das ist unsere einzige Chance. Treffen wir uns.
Ich wartete die längsten dreißig Sekunden meines Lebens. Schließlich kam die Antwort: Was schlagen Sie vor?
Wir treffen uns. Sie geben mir das Notizbuch. Ich mache ein paar Fotos von Ihnen, auf denen wir Ihren Tod vortäuschen. Ich liefere das Notizbuch und den Nachweis für Ihren Tod ab. Ich bekomme meinen Sohn zurück. Novem Soles hält Sie für tot und lässt Sie in Ruhe.
Ich brauche Geld.
Darum ging er also zur CIA . Er wollte das Notizbuch verkaufen. Ich kann Ihnen Geld beschaffen, schrieb ich.
Wie viel?
Eine halbe Million. Außerdem einen neuen Namen und einen Ort, wo Sie sich verstecken können.
Wieder folgte eine lange halbe Minute. Okay, morgen bei der Freiheitsstatue. Drei Uhr nachmittags.
Der Computer surrte, die Festplatte wurde neuformatiert. Er hatte das System übernommen und löschte alle Dateien. Leonie tippte rasch einige Tastenkombinationen ein, doch es half nichts. Der Bildschirm wurde grau und blau, und ein Fenster öffnete sich, das den Fortschritt der Neuformatierung anzeigte. » Ich kann’s nicht aufhalten«, sagte Leonie. » Verdammter Mist.«
» Ist schon gut.«
» Nicht zu fassen, dass er sich wirklich mit uns treffen will.« Sie klang verblüfft.
» Oh, das hat er gar nicht vor«, erwiderte ich. » Es ist natürlich eine Falle. Er wird August sagen, dass wir dort sind. So bringt er seine Verfolger zusammen. In der allgemeinen Verwirrung flüchtet er und taucht endgültig unter.«
» Er braucht doch Geld.«
» Wir wissen nicht viel über Novem Soles, aber eines steht fest: Es ist eine internationale Organisation. Also muss er seine Informationen nicht unbedingt an die Amerikaner verkaufen. Er kann auch zu den Briten, den Franzosen oder den Chinesen gehen. Irgendjemand zahlt bestimmt dafür. Und dann taucht Jack unter, und unsere Kinder sind weg.« Ich lehnte mich zurück. » Mein einziger Trumpf war seine Mutter.«
» Was meinst du damit?«
» Vielleicht will er Gerechtigkeit für seine Mom. Dafür würde er eventuell ein Risiko eingehen.«
» Du hast doch gesagt, sie standen sich nicht nahe, er und seine Mutter.«
» Trotzdem ist sie seine Mom. Vielleicht fühlt er sich mitschuldig an ihrem Tod. Er will uns eine Falle stellen– also müssen wir ihm auch eine stellen. Wir nehmen ihm das Notizbuch ab und locken damit Anna an.«
» Wir bringen ihn um und händigen das Notizbuch aus. Warum ist das so schwer?«
» Sie würden uns unsere Kinder trotzdem nicht zurückgeben, Leonie. Dieses Notizbuch ist unser Trumpf. Wir müssen etwas in der Hand haben, das wir ihnen für die Kinder geben können.«
» Das gefällt mir nicht.«
Wir konnten uns in diesem Punkt offenbar nicht einigen.
» Ich hab dir gesagt, was ich mache. Entweder du hilfst mir oder nicht. Wenn du glaubst, du kannst Jack finden und töten, dann bitte, nur zu.«
Langes, angespanntes Schweigen. » Okay«, sagte sie schließlich. » Wir machen es auf deine Art. Du lässt mir ja keine Wahl.«
» Ich hab dir gesagt, wir holen unsere Kinder zurück.«
Sie nickte. » Ich möchte etwas essen.«
» Ich lass uns was raufbringen. Da drüben liegt eine Speisekarte. Bestell, was du magst.«
Leonie stand auf und
Weitere Kostenlose Bücher