Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Untersuchen Sie auch seinen Kopf nach einer eventuellen Gehirnerschütterung«, warf Bertrand ein.
» Ich hab keine Gehirnerschütterung.«
Bertrand brachte mir eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Die Ärztin sprach kaum ein Wort, während sie mich versorgte. Sie gab mir noch ein paar Ratschläge und ließ mir eine große Flasche eines illegalen Schmerzmittels da. Bertrand drückte ihr ein Bündel Scheine in die Hand, ehe sie ging.
» Was kann ich tun?«, fragte Bertrand und verschränkte die Arme. Er wirkte so, als hätte er hier das Sagen, nicht ich.
» Special Projects wird versuchen, ihn zu finden. Sie werden aber nicht zur Polizei gehen, weil sie nicht erklären wollen, wie es zu der Schießerei in Brooklyn kam. Ich muss vor allem rauskriegen, wo Jack hinwill.«
» Sam!«, rief Leonie. » Sam, komm schnell!«
Ich eilte ins Zimmer nebenan, wo Leonie vor Jack Mings Laptop saß. Auf dem Display war ein E-Mail-Fenster geöffnet. Leonie zeigte darauf, ich beugte mich hinunter und las die Worte: Ihr werdet mich nie finden, ihr Loser, fickt euch.
» Jack?«
» Ja. Er hat ein Programm, mit dem er auf den Laptop zugreifen kann. Er hat das System unter Kontrolle.«
Verdammt. Er konnte die Festplatte neuformatieren und alle Informationen löschen.
Ich beugte mich hinunter und tippte: Ich will einen Deal mit Ihnen machen. Wir haben einen gemeinsamen Feind: Neun Sonnen.
Meine Worte standen allein auf dem Bildschirm, bis eine neue Nachricht darunter erschien: Sam Capra?
Ja.
» Sag ihm nichts. Tu’s nicht«, warnte Leonie.
Sie sagen, Sie müssen mich umbringen, um Ihren Sohn zu retten. Aber das nützt Ihnen nichts. Die würden Ihren Sohn trotzdem nicht am Leben lassen.
» Er lügt«, sagte Leonie. » Er will nur seine eigene Haut retten.«
Geben Sie uns das Notizbuch, dann sagen wir denen, Sie wären tot, schrieb ich. Sie können sich verstecken oder zur CIA gehen, ganz wie Sie möchten.
Warum sollte ich Ihnen trauen, schrieb er. Sie haben mich von einem Hausdach geworfen.
Das tut mir leid. Aber wir haben einen gemeinsamen Feind. Die zwingen mich, für sie zu arbeiten. Wir können beide da rauskommen.
Das ist eine Falle. Ich bin nicht blöd.
Warum sprechen Sie dann überhaupt mit mir?, schrieb ich.
Sie sollen wissen, dass Sie verloren haben. Sie werden mich nie finden. Tut mir leid um Ihren Sohn.
Wir könnten sie zusammen hinters Licht führen. Ihnen ein falsches Notizbuch geben und sagen, Sie wären tot, dann suchen sie nicht länger nach Ihnen. Wir bekommen unsere Kinder zurück. So hätten wir alle gewonnen.
Nein. Das ist mir zu riskant.
Ich atmete tief durch und tippte: Es tut mir leid, Jack. Die haben Ihre Mutter umgebracht. Ich habe es gesehen, es tut mir leid.
Langes Schweigen. Dann: Sie lügen.
Nein, es ist die Wahrheit. Die haben sie entführt und umgebracht. In einem Haus im Morris County, in der River Run Road, dem einzigen Haus in der Straße.
Ich erwartete, dass er den Kontakt beendete. Er würde die Festplatte neuformatieren, die Verbindung kappen und unsere Hoffnung zunichtemachen.
Ich versuchte, einen Schritt auf ihn zuzugehen: Ich habe den Mann getötet, der es getan hat. Falls das ein Trost ist. Die Worte fühlten sich so leer an.
Wie ist es passiert? Die Buchstaben erschienen einer nach dem anderen, langsam getippt, als würden seine Hände zittern.
Sie haben sie erschossen. Wir haben versucht, ihr zu helfen.
Ihre Art zu helfen kenne ich schon.
Bitte, hören Sie mir einen Moment zu, schrieb ich. Bitte.
Wieder Schweigen.
Ich fuhr fort: Die werden auch Sie töten, Jack. Unsere einzige Hoffnung ist, uns gegenseitig zu helfen. Wir täuschen Ihren Tod vor, Sie sind die Kerle los, und wir bekommen unsere Kinder zurück.
Dazu müsste ich Ihnen vertrauen, also können Sie’s vergessen. Die würden außerdem einen Beweis wollen. Eine Leiche.
Den werde ich ihnen liefern. Ich habe auch schon eine Idee. Denen geht es vor allem um das Notizbuch.
» Was zum Teufel versprichst du ihm da?«, protestierte Leonie. » Anna wird uns nicht glauben.«
» Wir liefern ihnen keine Leiche. Nur einen Beweis. Sie will in erster Linie das Notizbuch.«
Ich habe das Notizbuch gelesen, also bin ich ein toter Mann, schrieb er zurück. Und Sie genauso, falls Sie es lesen. Wenn Sie hingehen, um Ihren Sohn zu holen, bringen die Sie um. Für Sie gibt es auch keinen Ausweg. Lassen Sie mich in Ruhe, dann kann ich die Informationen in dem Notizbuch einsetzen, um dieser Gruppe das Handwerk zu legen.
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