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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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nicht, dass er vielleicht nie wieder einen Computer sehen würde. Er wollte eine neue Identität annehmen, zu der ihm Ricki mit ihren Kontakten verhelfen konnte.
    Er schaffte es noch nicht, um seine Mutter zu weinen. Vielleicht später.
    Er nahm sein Handy und rief nach Amsterdam an. Dort war es schon sehr spät, genauer gesagt, früher Morgen.
    » Ja?« Sie klang verschlafen.
    » Ricki. Ich bin’s, Jack.«
    » Oh, mein Gott. Wo bist du?«
    » Das ist unwichtig. Ich wollte dir nur… ich wollte mich bedanken. Dass du mir geholfen hast.« Was sollte er sonst sagen? Meine Mom ist gestorben, und du bist eigentlich der einzige Freund, den ich noch habe?
    Ricki begann zu weinen. » Es tut mir leid, es tut mir leid.«
    » Was?«
    » Sie kamen, als du weg warst. Sie haben mich gezwungen, ihnen zu sagen, wohin du gegangen bist, und was du über sie weißt. Sie haben gedroht, mich umzubringen, wenn ich’s ihnen nicht sage.«
    » Ist ja gut, kein Problem. Ist jetzt alles okay?«
    » Nicht wirklich. Sie… sie haben mein Geschäft übernommen. Ich muss jetzt für sie arbeiten, sonst bringen sie mich um. Sie kassieren das ganze Geld.«
    » O Ricki. O Gott. Das tut mir so leid.«
    Sie klang, als würde sie gleich wieder anfangen zu weinen, doch sie tat es nicht. » Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
    » Hör zu. Morgen werde ich entweder tot sein, oder ich hab das Geld, um für immer zu verschwinden. Kommst du mit?«
    » Abhauen, mit dir? Das ist doch verrückt.«
    » Ich mag dich wirklich sehr«, fuhr Jack fort. » Es tut mir leid, dass ich’s dir erst jetzt sage.«
    Ricki gab einen Laut von sich, der halb Schluchzen, halb Lachen war. » Warum vertraust du mir? Ich könnte es denen sagen. Sie haben mich in der Hand.«
    » Weil… ich weiß auch nicht. Ich vertrau dir eben. Kommst du mit?«
    » Ich müsste alles zurücklassen«, sagte sie.
    » Es gehört dir ja nicht mehr wirklich.«
    Sie schniefte. » Stimmt. Ja, Jack, ich glaube, ein Neuanfang würde mir gefallen.«
    » Okay. Ich glaube, ich liebe dich ein bisschen.«
    » Ich weiß. Das weiß ich schon länger. Ich liebe dich auch ein bisschen.«
    Er spürte einen Ruck in der Brust. » Okay, das ist gut.«
    » Also, dann stirb jetzt nicht«, sagte sie und weinte wieder leise.
    » Werd ich nicht, ganz sicher. Ich ruf dich an, sobald ich das Geld habe, dann sag ich dir, wo wir uns treffen. Falls ich nicht anrufe, dann sieh zu, dass du diesen Leuten irgendwie entwischst. Hau einfach ab, wenn es sein muss, Ricki. Du darfst dich nicht mit ihnen einlassen.«
    » Ich weiß.«
    » Ich schicke dir einen Schlüssel für ein Schließfach. Da drin ist die Kopie eines Notizbuchs. Falls ich sterbe, gehört es dir, und du kannst damit tun, was du willst. Wenn du zu große Angst vor diesen Neun Sonnen hast, gib ihnen halt den Schlüssel. Ich bin dann sowieso tot, also kann’s mir egal sein. Oder du fliegst nach New York und holst es dir, um es der Polizei oder dem FBI zu übergeben. Du kannst es auch den Briten oder Franzosen verkaufen. Mit der CIA würde ich mich nicht einlassen.«
    » Aber wenn bei dir alles gutgeht, bin ich schon weg, wenn der Schlüssel ankommt.«
    » Das macht nichts. In dem Fall hab ich ja ein Exemplar bei mir. Halt dich bereit, damit du gleich ins Flugzeug steigen kannst.«
    » Okay. Wenn ich nur bei dir wäre.«
    » Ja, das wär schön. Ich ruf dich morgen Abend an.«
    » Ich werde optimistisch sein und meine Sachen packen.«
    » Gut. Ich liebe dich.« Die drei schwersten, die drei leichtesten Worte, die man sagen konnte.
    » Ich liebe dich auch.«
    Er trennte die Verbindung. Wenn Ricki nichts gesagt hätte, würde seine Mutter vielleicht noch leben. Doch Ricki wäre tot. Er konnte nicht wissen, wie es anders gelaufen wäre, und auf keinen Fall konnte er ihr einen Vorwurf machen. Hätte ihm in seiner Collegezeit irgendjemand gesagt, er würde beim Hacken erwischt werden, sein Vater würde deshalb einen Herzinfarkt bekommen, er selbst würde in die Niederlande flüchten und sich in eine senegalesische Filmpiratin verlieben, dann hätte das für ihn nicht sehr wahrscheinlich geklungen.
    Und doch hatte sich sein Leben genau so entwickelt. Und dieses Leben fühlte sich plötzlich sehr kostbar an und wert, darum zu kämpfen.
    Er musste sich auf morgen vorbereiten. Seine Pistole hatte er verloren. Und er wusste nicht, wo er eine neue besorgen sollte. Man musste sich sehr nahe kommen, um ein Notizbuch zu übergeben. Der andere musste die Hand ausstrecken, um es an

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