Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
der Marmortheke trat, betrachtete er mich skeptisch. » Arbeitest du wieder als Barkeeper?«
Ich deutete mit ausgestrecktem Arm auf die stilvolle Umgebung. » Die Bar gehört mir.«
» Die Bar gehört dir?«
» Ja.«
Er blickte sich um, während er die Neuigkeit verarbeitete. » Also, ich wollte eigentlich ein Bier bestellen, aber wenn dir der Laden gehört, dann trink ich einen Martini mit gutem Gin.«
» Okay.«
Ich mixte seinen Martini mit all der Sorgfalt, die man für den ersten Cocktail seines besten Freundes in der eigenen Bar aufwendet.
Ich stellte ihm den Martini mit Plymouth English Gin und zwei Oliven auf die Theke. Nicht der teuerste Gin, aber eine ausgesprochen gute Wahl für einen Martini. August nahm einen Schluck und nickte anerkennend. Ich mixte mir den gleichen Drink.
» Setzen wir uns an einen Tisch«, schlug er vor.
Entlang einer Wand waren klassische Ledersitzecken eingerichtet, wo man ein bisschen abgeschottet war. August folgte mir an einen Tisch.
» Weshalb kaufst du eine Bar?«, fragte er.
» Damit verdiene ich das Geld, das ich brauche, um meinen Sohn zu finden«, antwortete ich. Das war natürlich nicht die ganze Geschichte, doch er brauchte nicht zu wissen, wie ich zum Inhaber der Last Minute Bar und dreißig ähnlicher Lokale auf der ganzen Welt geworden war. Milas Vorgesetzte– eine Gruppe, die sich die Tafelrunde nannte und im Verborgenen für hehre Ziele kämpfte– hatten mir die Bars als Tarnung angeboten, damit ich einen Grund hatte, um weite Reisen zu unternehmen, nicht nur auf der Suche nach meinem Sohn, sondern auch, um den einen oder anderen Job für die Organisation durchzuführen, in dem meine Fähigkeiten gebraucht wurden.
» Du hättest zur Company zurückkommen können.«
» Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich gern wieder im Team hätten, nachdem sie mich als Verräter bezichtigt und gejagt haben.«
Meine Vergangenheit bei der CIA war ein wunder Punkt bei ihm; als ich darauf anspielte, zuckte er fast ein wenig zusammen. Um zu überspielen, wie peinlich ihm die Sache war, sah er sich in der Bar um, so sorgfältig und bedächtig, wie er an seinem Martini genippt hatte. Ein Spion ließ sich normalerweise nie anmerken, was in ihm vorging, doch er konnte sein Staunen nicht verbergen. » Wirklich ein nettes Plätzchen, Sam.«
» Jetzt weißt du also, wo du mich findest. Warum lässt du mich beschatten?«
Er drehte den Zahnstocher mit den Oliven zwischen den Fingern. » Diese Frau. Mila. Die dir in Amsterdam gegen Novem Soles geholfen hat. Ich will mehr über sie wissen.«
» Da gibt es nichts zu wissen.«
» Sam, wir sollten uns nicht gegenseitig beleidigen.«
Na gut, dachte ich, spiele ich eben mit. » Du hast uns heute beschattet, auch Mila.«
» Ja.«
Ich hatte früh zu Abend gegessen, in einem alten Lieblingslokal. Dort mussten mich Augusts Leute gefunden haben. Danach hatte ich mich mit Mila im Central Park getroffen, bevor wir die Adresse aufsuchten, die Bell uns gegeben hatte. Mila hatte schon seit Wochen nicht mehr hier in der Bar vorbeigeschaut. Als sie zusammen mit Bertrand in der Umzugskluft von Bells Wohnung weggefahren war, hatten die Beschatter sie offenbar übersehen, sonst wären sie wohl ihr gefolgt, nicht mir.
» Warum?«
» Ich will wissen, wer sie ist.«
» Dann hör auf, sie zu beschatten, und frag sie.«
» Ich werde sie nicht einfach entführen.«
» Weil die CIA nicht auf amerikanischem Boden operieren darf. Und trotzdem beschattest du Leute. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass du mir nicht das FBI auf den Hals gehetzt hast.«
August nippte genießerisch von seinem Martini.
» Ich brauche sie nicht zu entführen, wenn du mir erzählst, was ich wissen will.«
Ich zog die Oliven mit den Lippen vom Zahnstocher und legte ihn neben mein Glas. » Hab grad den Mund voll«, sagte ich. » Kann nicht sprechen.«
» Dann hast du dich also entschieden, auf welcher Seite du stehst, oder? Du hast diese Mila gewählt.«
» Ihr vertraue ich.«
» Ich hab dir gesagt, wir helfen dir, dein Kind zu finden.«
» Ich hab dir gesagt, ich kümmer mich selbst darum.«
» Weil du glaubst, dass du immer noch Feinde in unserer Abteilung hast.«
» Ja. Leute, die meinen Sohn gegen mich verwenden wollen.«
» Du bist paranoid.«
» Das ist doch ziemlich normal, wenn man als Verräter beschuldigt wird, August.«
Er nahm wieder einen Schluck von seinem Drink. » Du versuchst, die Frau zu finden, die Daniel entführt hat.«
» Bis
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