Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
alles zurück, was du hattest.«
» August, die Company hat mich wie einen Feind behandelt, als ich am Boden war. Lass mich raten: Du rennst jetzt direkt zu ihnen und erzählst ihnen, dass ich eine Bar habe. Obwohl es sie nichts angeht und ich mit ihnen nichts zu tun haben will.«
Er schwieg zehn lange Sekunden. » Das brauchen sie nicht zu wissen. Du glaubst es vielleicht nicht, aber ich war immer dein Freund.« Er wirkte mehr zornig als gekränkt, und ich wusste, dass er es ehrlich meinte. Er sah mich an. » In diesem verrückten Moment, als sie behaupteten, du hättest unsere Leute in London auf dem Gewissen, da fragte ich mich: Kenne ich ihn wirklich, oder stimmt es vielleicht, was sie von dir behaupten? Du hättest mich täuschen können, mich und alle anderen. Du hättest ja wirklich der schlimmste Mörder und Verräter in der Geschichte der CIA sein können. Aber dann dachte ich mir: Nein, wenn er unsere Leute wirklich umgebracht hätte, wäre er nicht so dumm gewesen, sich in der Nähe aufzuhalten, als die Bombe hochging. Er wäre verschwunden. Weil Sam nicht dumm ist. Sam macht seine Arbeit immer sorgfältig und wohlüberlegt.«
Ich vermisste August. Ich gestand es mir nur ungern ein, doch es war so. Aber ich konnte seinen Kollegen von Special Projects nicht trauen, nicht nach dem, was sie mir angetan hatten. » Danke für das Kompliment. Ich rede mit Mila, vielleicht ist sie bereit, mit euch zu sprechen. Übrigens weiß ich ehrlich nicht, wo sie steckt.«
» Ich hoffe wirklich, dass du deinen Jungen zurückholst. Aber ich werde Mila finden, mit oder ohne deine Hilfe. Und wenn du mir dabei in die Quere kommst, werde ich trotzdem meine Pflicht tun, Freundschaft hin oder her.« Er verschränkte seine mächtigen Arme. August hatte an der University of Minnesota Football gespielt, und er ist um einiges größer und kräftiger als ich. Ein richtiger Muskelprotz. Ich bin dünner und schneller und vielleicht etwas weniger naiv.
Es gibt keinen schlimmeren Feind als einen einstigen Freund. Das wusste ich.
» Ich bin nicht dein Feind, Sam, und will’s auch nicht sein, außer du zwingst mich dazu.« Vielleicht hatte er meine Gedanken gelesen. Er nahm sein Glas und kippte den Martini hinunter.
» Er ist schon zu warm. Nicht mehr gut.«
» Die Dinge bleiben nicht ewig gut«, erwiderte er, und mir war klar: Etwas hatte sich geändert. » Ich hoffe, du bekommst Daniel zurück, gesund und wohlbehalten. Das wünsche ich mir wirklich für dich.«
» Ich weiß.«
Wenn ich früher mit meinem Bruder Danny gestritten hatte, dann fühlte sich das peinliche Schweigen danach genauso an wie in diesem Moment zwischen August und mir. Da war eine Bitterkeit, die sich mit einem Wort hätte vertreiben lassen, doch keiner von uns war bereit, es auszusprechen. Er drehte sich um und ging, und ich stieg die Treppe hinauf, um für meine Reise nach Las Vegas zu packen. Die Tafelrunde stellte mir einen Privatjet zur Verfügung, und ich würde keinen Augenblick länger warten. Ich würde noch heute Abend fliegen.
7
Amsterdam
Jack und Ricki hatten sich unter ungünstigen Umständen kennengelernt: Während seiner Zeit in New York City hatte sie in einem Chatroom für Hacker versucht, geklaute Software gegen gefälschte DVD s zu tauschen. Jack fand es nicht so cool, sich Filme illegal anzueignen, doch Ricki war in ihren Postings witzig und charmant gewesen. Außerdem war sie Niederländerin, das hieß, sie war scharf. Niemand in dem Hackerforum wusste, dass er Jack Ming war, der Typ, den die New Yorker Polizei gern verhört hätte.
Ich muss abhauen und mich verstecken. Meine Eltern sind so was von uncool, hatte er ihr geschrieben.
Komm in die Niederlande und versteck dich hier, hatte sie geantwortet.
Und das hatte er ganz spontan getan. In Delft hatte er sich mit Ricki auf einen Kaffee getroffen, nachdem er mit Hilfe eines falschen Passes eingereist war, den ihm ein Freund in New York verschafft hatte. Ricki war jedoch nicht das zierliche Mädchen, das er erwartet hatte, sondern einen halben Kopf größer als er und aus dem Senegal eingewandert. Sie war klug, witzig, hübsch und wusste, was sie wollte. Er fühlte sich so überwältigt und eingeschüchtert von ihrer Präsenz, dass er nie die richtigen Worte fand. Und so wurden ihre Treffen immer seltener; er glaubte, sie sei enttäuscht von ihm. Er war ein Außenseiter auf der Flucht und bestimmt zu introvertiert für ihren Geschmack.
Die Hacker-Community legte Wert auf
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