Die letzte Mission
Safe eine dicke Staubschicht lag, hatte wohl niemand die Herausforderung angenommen.
Fade rieb die Hände aneinander und nahm sich das Zahlenschloss vor. Nach dem vierten Versuch hatte er es geschafft. Er zog die schwere Tür auf. Auf den Regalen lagen ordentlich aufgereiht Waffen, Bargeld, falsche Papiere und andere Accessoires für den Flüchtling, der alles hatte.
Als Erstes holte er eine Schuhschachtel mit Dokumenten heraus, die von Gummibändern zusammengehalten wurden. Jedes Bündel enthielt einen Pass, einen Führerschein und mindestens zwei Kreditkarten. Der erste Pass, den er herauszog, war auf den Namen Mohammed Fasal ausgestellt und enthielt ein Foto von ihm, auf dem er einen langen Bart trug. Vor dem 11. September hätte ihm dieser Pass gute Dienste geleistet, doch jetzt war er leider das beste Mittel, um sich verdächtig zu machen. Der zweite Pass schien ihm für seine Zwecke besser geeignet zu sein, und er ließ ihn zusammen mit der Verkleidung, die er getragen hatte, als das Passfoto aufgenommen worden war, in eine Reisetasche fallen.
Die Frau im Nebenzimmer schien etwas ungeduldig zu werden – er konnte hören, wie der Stuhl vor- und zurückschaukelte, während sie versuchte, sich zu befreien. Als er den Kopf zur Tür hineinsteckte, hörte sie auf.
Nach zehn Minuten hatte er sich einen Überblick darüber verschafft, was sich alles im Safe befand, und füllte die Reisetasche mit dem, was er heute brauchen würde. Nachdem er die Tür geschlossen und das Schloss verstellt hatte, ging er ins Wohnzimmer hinüber und riss der Frau mit einem kräftigen Ruck das Klebeband vom Mund.
»Verdammt!«
»Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine Menge negativer Energie ausstrahlen?«
Offenbar wusste sie nicht so genau, wie sie darauf reagieren sollte, also starrte sie ihn nur schweigend an, während er sich wieder auf den Tisch setzte.
»Reden wir.«
»Machen Sie mich los. Dann können wir reden.«
Er grinste und schüttelte den Kopf.
»Sie haben doch vor einer Frau keine Angst, oder?«
»Ich habe guten Grund, Angst vor Frauen zu haben. Außerdem habe ich schon von Ihnen gehört.«
»Sie wissen gar nichts über mich.«
»Über Sie speziell nicht«, erwiderte Fade, während er lässig die Beine übereinander schlug. »Aber ich habe gehört, dass das Militär Spezialeinheiten mit Frauen ausbildet, die im Nahen Osten eingesetzt werden sollen. Ich dachte, es wäre nur ein Gerücht, weil es im Grunde genommen eine gute Idee ist. Schließlich machen wir uns keine Freunde damit, wenn wir Frauen in Afghanistan von christlichen Soldaten durchsuchen lassen. Das Programm ist wohl schon weiter, als ich gedacht habe.«
»Von was zum Teufel reden Sie da eigentlich?«
»Spezialeinheiten, Naher Osten, religiöse Unt …«
»Ich bin Polizeibeamtin!«
»Sind Sie nicht.«
»Warum sagen Sie mir nicht einfach, was Sie wollen? Dann kann ich Ihnen helfen, okay? Ich werde alles tun, damit es nicht noch schlimmer wird.«
»Inwiefern könnte es denn noch schlimmer werden?«
Mit gerunzelter Stirn dachte sie darüber nach. »Sie könnten mich töten.«
Fade zuckte mit den Achseln. »Aus Ihrer Sicht würde das die Situation natürlich verschlimmern. Was mich angeht, wäre es kein großer Unterschied.«
»Sie wollen das Ganze doch nicht noch schl…«
»Wie heißen Sie?«
»Wie bitte?«
»Sie haben doch gehört, was ich gesagt habe.«
»Karen.«
»Okay, Karen. Kommen wir zur Sache. Sie wollen das hier überleben, ich will alles über Strand wissen. Warum helfen wir uns nicht gegenseitig?«
»Was meinen Sie? Ich kenne keinen Strand.«
Fade runzelte die Stirn. »Haben Sie sich denn noch nicht umgeschaut? Wenn es einen guten Zeitpunkt zum Reden gibt, dann jetzt.«
»Hören Sie, ich weiß zwar nicht, was hier Ihrer Meinung nach vor sich geht, aber …«
»Karen, Sie scheinen nicht dumm zu sein. Also hören Sie auf, sich dumm zu verhalten. Glauben Sie etwa, Strand würde sein Leben aufs Spiel setzen, um Sie zu schützen?«
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, soweit ihr das mit ihren Klebebandfesseln möglich war, und starrte auf den Boden vor ihren Füßen. Offenbar wusste sie nicht genau, wie sie weiter vorgehen sollte. Es dauerte fast dreißig Sekunden, bevor sie ihn wieder ansah.
»Vielleicht haben Sie ja Probleme … Vielleicht haben Sie in Ihrer Zeit bei der Navy ja etwas gesehen, das Sie durcheinander gebracht hat. Vor Gericht wird das natürlich berücksichtigt werden. Ich kann Ihnen wirklich
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