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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Kaffee.«
    Salviati ging hinaus und kam kurz darauf mit dem Tablett zurück. Er stellte es auf den Schreibtisch der Sekretärin.
    »Der Kaffee ist noch heiß!«
    Die Zeit war um. Salviati wusste noch immer nicht, was vor sich ging, wie er auf die Ankunft Kollers reagieren sollte … oder wer auch immer es war. In diesem Augenblick konnte er nur eines tun: Melato und dessen Leibwächter hinhalten. Die Tasche mit dem Geld stand bei ihnen, deshalb waren sie ziemlich ruhig. Aber Salviati spürte, dass Melato die Unstimmigkeit bemerkt hatte.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Melato und schob die Kaffeetasse zur Seite. »Ich habe gehört, dass Sie vorhin am Telefon Herrn Koller erwähnten.«
    »So ist es!«, rief Salviati. »Genau darum geht es. Herr Koller wird ein Fax mit ein paar Details schicken, die …«
    Salviati wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte, aber das Problem stellte sich nicht mehr. Jemand riss die Bürotür auf.
    »Keine Bewegung!«
    »Ich bring euch um, rührt euch nicht von der Stelle, oder ich bring euch um!«
    Drei Männer drangen schreiend und mit Pistolen bewaffnet in den Raum ein. Sie trugen schwarze Pullover, Jeans und Sturmhauben über dem Gesicht. Salviati blinzelte und legte die Hände auf den Schreibtisch. Melatos Kopf schnellte herum, während sein Leibwächter sich erheben wollte. Aber einer der drei Männer trat auf ihn zu, drückte ihn auf den Stuhl und schlug ihm die Pistole ins Gesicht.
    »Was soll das, verdammt! Sitzen bleiben, hab ich gesagt!«
    Melatos Kopf bewegte sich rhythmisch hin und her, bestürzt sah er von einem der Männer zum andern. Salviati rührte sich nicht, ebenso wenig wie der Leibwächter. Die drei wirkten erbost, aber ihre Handlungen waren wohlüberlegt. Jeder wusste, welche Aufgabe er hatte, und erledigte sie ohne einen Fehler.
    »Seid ihr bewaffnet? Wer hat eine Waffe?«, fragte einer der drei, der die Operation zu leiten schien.
    »Ich«, antwortete der Leibwächter.
    Er hatte eine Taurus-Pistole, die ihm die Männer abnahmen. Sie konfiszierten auch sein Handy, ebenso wie das von Melato und Salviati. Dann fesselten und knebelten zwei von ihnen den Leibwächter. Dasselbe taten sie mit Melato. Am Ende nahm einer von ihnen die Tasche mit dem Geld. Er öffnete den Reißverschluss und warf einen Blick auf die Scheine; bevor er ihn wieder zuzog, gab er dem Anführer ein Zeichen des Einverständnisses. Dieser sah Salviati an und sagte, ohne länger zu schreien:
    »Du kommst mit uns.«
    Salviati nickte. Er hatte noch kein einziges Wort gesprochen.
    Sobald sie im Flur waren, zogen sich die drei die Sturmhauben vom Kopf. Salviati begriff, dass sie ihn umbringen würden. Zwei von ihnen hatten harte Gesichtszüge, wie Menschen, die es gewohnt waren, Gewalt anzuwenden. Der dritte hatte dagegen ein freundliches Gesicht, mit zwei sanften Augen hinter altmodischen Brillengläsern. Er war der Anführer. Er wandte sich an Salviati:
    »Ich bin Jonathan. Du wirst tun, was ich dir sage.«
    Salviati nickte. Dann räusperte er sich, um eine Frage anzukündigen. Jonathan sah ihn an.
    »Was habt ihr mit Locatelli gemacht?«
    »Locatelli?«
    »Der Wachmann am Eingang.«
    »Ach so … dasselbe wie mit den beiden oben. Wir müssen los, komm.«
    Die drei hatten ihre Aggression abgelegt. Jetzt bewegten sie sich vorsichtig, wie Schüler in den Fluren eines Museums. Bevor sie die Tür öffneten, vergewisserten sie sich, dass niemand auf der Straße war. Am Eingang bemerkte Salviati, dass die Videokameras durch einen Kurzschluss außer Betrieb gesetzt worden waren.
    Sie traten hinaus, schlossen die Tür hinter sich. Keiner der drei zeigte seine Pistole, sie behandelten Salviati sogar mit einer gewissen Ehrerbietung. Für Außenstehende hätten sie wie der Bankdirektor mit drei kleineren Angestellten wirken können. Aber Salviati hatte Bellonis Gestik aufgegeben. Er war wieder er selbst, obwohl er geschminkt war und die Kleider des Direktors trug.
    Es war zwanzig nach sieben. Am Ende der Straße sah Salviati den Audi von Filippo Corti auftauchen. Er hoffte, dass er nichts Unüberlegtes tun würde. Er sah nicht in seine Richtung, aber er bemerkte, dass Filippo verlangsamte, als er an ihnen vorbeifuhr. Jetzt hat er mitbekommen, dass etwas schiefgegangen ist, dachte Salviati.
    Und Anna? Und Francesca? Salviati wusste, dass sie in der Nähe waren. Von irgendwoher sahen sie zu, wie er sich in Begleitung dreier Männer entfernte. Und sie waren verängstigt, zutiefst erschrocken. Unfähig zu

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