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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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danach greifen wollte, versetzte er ihr einen Tritt. Die Pistole flog an die Wand.
    Vom Regen in die Traufe. Ohne Waffe gegen diesen Koloss. Contini bereute es, Malaspina draußen gelassen zu haben. Aber jetzt war es zu spät. Rasch richtete er sich auf, darauf gefasst, weitere Schläge abwehren zu müssen. Aber Elton beachtete ihn gar nicht mehr und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Die Geiseln! Wenn Elton die beiden Geiseln erwischte, saß er am längeren Hebel. Contini verfolgte ihn humpelnd.
    Marelli hatte die Arbeit wieder aufgenommen, die der Detektiv unterbrochen hatte. Wie oft während jener Monate der Gefangenschaft hatte er es bedauert, nicht das richtige Werkzeug zu haben! Elton hatte Alarmanlagen an den Fenstern angebracht, er wusste, dass er bei der Tür Chancen hatte: Um sie zu knacken, brauchte man die richtigen Kenntnisse und das richtige Werkzeug. Matteo erfüllte beide Bedingungen. Es war ihm gerade gelungen, sie zu öffnen, als sich ein Schatten hinter ihm abzeichnete.
    »Achtung!«, schrie Contini.
    Matteo versuchte sich mit den Armen zu schützen. Aber er war nicht schnell genug. Elton versetzte ihm einen Schlag an die Schläfe, und Matteo spürte ein heftiges Stechen im Kopf. Er wollte zur Flucht ansetzen, prallte gegen den Türpfosten und sank zusammen, während alles um ihn herum schwarz wurde. In der Ferne glaubte er, Linas Stimme zu vernehmen.
    Contini warf sich erneut auf Elton.
    »Lauf!«, sagte er zu Lina. »Flieht!«
    »Nein«, erwiderte sie. »Matteo bewegt sich nicht, er ist …«
    »Nimm die Pistole«, unterbrach sie Contini. »Die Pistole im Wohnzimmer!« Lina begriff und entfernte sich. Contini hatte Elton in eine Ecke gedrängt und versuchte, seinen Schlägen auszuweichen. Aber schon bald musste er aufgeben. Der Gorilla warf ihn zu Boden und stürzte hinter Lina her. Contini rannte ihm nach. Als sie ins Wohnzimmer kamen, war niemand zu sehen.
    »Wo ist …?«, begann Elton.
    Contini bemerkte sie als Erster, versteckt hinter dem Sofa. Mit einem Satz war er bei ihr, kam Elton um Haaresbreite zuvor.
    »Hast du die Pistole gefunden?«
    »Hier!«
    Elton wollte sich auf sie werfen, aber Contini traf ihn mit dem Lauf der Walther an der Schläfe. Elton schnellte herum und setzte zum Faustschlag an. Contini traf ihn erneut, diesmal an der Nasenwurzel, und dann noch einmal über dem Auge und an der Stirn. Elton fiel auf das Sofa. Contini versetzte ihm einen letzten Schlag mit dem Pistolenknauf. Elton sank zusammen.
    Contini drehte sich suchend zu Lina um. Aber sie war bereits im Flur, vor der aufgebrochenen Wohnungstür. Marelli lag ausgestreckt am Boden und gab kein Lebenszeichen, der Kopf war verrenkt, ein Bein angewinkelt. Lina kniete neben ihm. Contini überkam plötzlich bleierne Müdigkeit.
    Anna Corti war allein. Von ihrem Beobachtungsposten aus hatte sie einen Mercedes vorbeifahren sehen. Zwei Männer auf der Rückbank und zwei vorne. Anna hatte niemanden erkannt. War Jean Salviati dabei? Schwer zu sagen. Der Wagen war im Nu vorbei gewesen.
    Und was soll ich jetzt machen? Anna stampfte mit den Füßen auf den Gehweg, um sich aufzuwärmen. Es war halb acht. Der Überfall musste zu Ende sein. Und weshalb war dann niemand da? Warum sah sie nirgends Filippos Audi mit Jean auf dem Beifahrersitz? Und Francesca?
    Anna beschloss zur Bank zu laufen. Es waren nur wenige Meter. Vielleicht war etwas Unvorhergesehenes passiert und sie konnte etwas tun. Es gelang ihr nur wenige Sekunden, eine derartige Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Dann überkam sie das Gefühl der Lächerlichkeit. Soll das ein Witz sein? Ich bin Bibliothekarin, eine, die sich nicht einmal mit ihren Klassenkameraden geprügelt hat. Was mach ich hier, mitten in einem Überfall? Wie soll ich irgendjemandem helfen können?
    Dennoch lief sie weiter in Richtung Bank. Auch dort schien alles normal zu sein. Ein Sonntag Ende Dezember, mit Weihnachtsbeleuchtung in den kahlen Bäumen. Die Mauern der Junker-Bank wirkten in der eisigen Luft noch grauer und massiver. Anna drehte sich einmal um die eigene Achse. Niemand. Weder Filippo, noch Jean, noch Francesca.
    Was soll ich tun, soll ich versuchen anzurufen? Anna spürte die Angst, die ihre Gedanken lähmte. Für solche Dinge war sie nicht geschaffen. Sie hasste Spannung, selbst bei Fernsehfilmen oder beim Elfmeterschießen am Ende eines Fußballspiels. Umso mehr im wirklichen Leben! Was soll ich tun, was soll ich bloß tun?
    Obwohl Jean ihnen ans Herz gelegt hatte, Anrufe auf

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