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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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ordnen, jeden Spielstein zu prüfen, bevor man ihn setzte. Die Operation Junker-Bank hatte eine unvorhergesehene Wendung genommen. Jetzt galt es zu kämpfen, um die eigene Haut zu retten.
    Jonathan und die anderen hatten ihre Gesichter nicht vor ihm versteckt, ebenso wenig wie sie die Fahrtroute vor ihm verbargen. Zuerst hatten sie im Zentrum von Bellinzona gehalten, wo Jonathan ausgestiegen war, um zu telefonieren. Dann hatten sie die Stadt durchquert und waren auf die Autobahn in Richtung Süden gefahren.
    Die Chancen für Salviati standen schlecht. Der Mann neben ihm auf der Rückbank hielt die Pistole gezückt und ließ ihn nicht aus den Augen. Jonathan fuhr langsam, auch er sprach kein Wort. Sie hatten sich ohnehin nichts zu sagen. Sie hatten das Geld genommen und mussten nun, bevor sie es an seinen Bestimmungsort brachten, Salviati loswerden.
    Sicher handelten sie in Forsters Auftrag. Salviati hatte mit einem Überraschungsschlag gerechnet. Aber nicht mit dem Eindringen in die Junker-Bank. Er hatte gedacht, sie würden beim Herauskommen oder noch später, bei der Geldübergabe eingreifen. Stattdessen hatten sie die ganze Operation unterbrochen und ihn regelrecht entführt.
    Wo brachten sie ihn hin?
    Er hatte keine Ahnung. Vermutlich an einen abgelegenen Ort, um ihn unauffällig um die Ecke zu bringen. Danach würden sie Forster das Geld liefern.
    Und Lina?
    Salviati zwang sich, nicht an seine Tochter zu denken. Contini hatte eine Intuition gehabt: Wenn er sich nicht geirrt hatte, war Lina in diesem Augenblick vielleicht schon frei. Aber wenn er sich geirrt hatte, wenn Forster sie noch immer an einem unbekannten Ort gefangen hielt … nein, er durfte nicht daran denken! Es hatte keinen Zweck. Salviati versuchte, diese Gedanken zu vertreiben, sich auf die Gegenwart und die unmittelbare Zukunft zu konzentrieren. Als sei die Operation nicht gescheitert. Als seien diese drei mit Pistolen bewaffneten Kerle bloß ein belangloser Zwischenfall.

21
Wo der Nebel beginnt
    Elton fing wieder an seine Worte zu wählen. Ein schlechtes Zeichen. Contini wusste, dass es eine ziemlich schwache Drohung war, die Polizei zu rufen. Sie selbst hatten sich nicht gescheut, das Gesetz zu übertreten; nun war es zu spät, um den Kurs zu wechseln. Die Polizei würde keinen Unterschied machen und alle wegen versuchten Raubes und haufenweise anderer Delikte festnehmen.
    »Der Überfall ist sicherlich vorbei«, erklärte Elton.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Contini.
    »Ein Anruf heute Morgen. Man hat mir bestätigt, dass unsere Leute eingeschritten sind, während Salviati in der Bank war.«
    »Aber woher kanntet ihr die Details? Und was habt ihr mit Salviati gemacht?«
    »Ich fürchte, diese Fragen kann ich nicht beantworten.«
    »Hör zu, ich meine es ernst und …«
    »Ruf die Polizei. Ist doch alles nur Bluff.«
    »Wenn ich sie rufe, wird das ganz schön unangenehm für dich.«
    Bevor Elton antworten konnte, klingelte Continis Handy. Der Detektiv sah auf die Nummer: Es war Francesca. Er verließ das Zimmer, um den Anruf entgegenzunehmen.
    »Ja, hallo.«
    »Hallo, Contini, entschuldige, dass ich nicht ans Telefon gegangen bin! Ich war hier draußen vor der Bank.«
    »Wie geht’s dir? Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht … es ist ein ziemliches Durcheinander. Was ist mit Salviati passiert?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Ich habe ihn rauskommen sehen.« Francesca sprach ruhig, aber sie war ein wenig außer Atem. »Ich habe gesehen, wie er mit drei Männern herauskam, sie sind mit dem Auto weggefahren.«
    »Du hast sie gesehen? Bist du sicher?«
    »Ja, ich war hier draußen … wir müssen ihm helfen, du musst Filippo anrufen!«
    »Aber wo warst du?«
    »Ich habe meinen Part gespielt, dann habe ich Anna gesucht, aber sie war nicht an ihrem Platz.«
    »Sie hat dich gesucht, jetzt ist sie auf dem Weg zu sich nach Hause.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist ein bisschen nervös. Und Filippo?«
    »Ach ja, Filippo, ich hab mit ihm gesprochen. Du sollst ihn gleich anrufen!«
    »Ich hab’s versucht … wo ist er?«
    »Er folgt Salviati. Das war seine Aufgabe im Notfall.«
    »Aber wo bringen sie Salviati hin?«
    »Filippo meinte am Telefon, sie seien auf der Autobahn nach Lugano. Aber er fährt ihnen nicht mehr hinterher, weil Salviati ein Treffen mit ihm vereinbart hat.«
    »Was hat er vereinbart?«
    »Ein Treffen. Salviati.«
    »Mal langsam! Salviati wusste im Voraus, dass man ihn entführen würde?«
    »Das nicht

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