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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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könnte es Lina …«
    »Ich habe gesagt, wir werden euch nicht verfolgen.«
    Elton sah Salviati ein paar Sekunden lang an. Dann wandte er sich an Matteo:
    »Los, Marelli, erklär ihnen, weshalb keinerlei Gefahr besteht.«
    »Wie bereits gesagt«, begann Matteo erneut, »habe ich bei der Junker-Bank gearbeitet, kurz bevor Reto Koller übernommen wurde. Er hat eine Menge Kunden mitgebracht. Ich habe rausgefunden, dass einige von ihnen mit Geldern hantieren, die nicht ganz sauber sind, und dass dieses Geld nach und nach mittels Transfers in kleinere Filialen eingebracht werden sollte. Das war alles, was ich wusste.«
    »Du kanntest auch die Summe«, sagte Salviati.
    »Ja, insgesamt über hundert Millionen Franken. Und davon zehn Millionen für die Filiale in Bellinzona. Aber ich kannte den Zeitpunkt nicht. Ebenso wenig wie ich wusste, dass der Transfer auf Dezember verschoben ist.«
    »Lina weiß es doch auch nicht?«, erkundigte sich Salviati.
    »Nein.« Matteo schüttelte den Kopf. »Sie weiß es nicht.«
    »Sie darf es nicht erfahren! Sie würde es nicht ertragen, bis …«
    »Salviati«, mischte sich Elton ein, »wir sind nicht hier, um über Ihre Tochter zu sprechen.«
    Salviati wurde wütend.
    »Ah, merde, mais t’es fou?«
    »Wir sind hier, um …«
    »Ihr haltet sie gefangen, ich habe keine Ahnung wo, ich will wissen, wie es ihr geht, und habe keine Lust, mir von einer Art dahergelaufenem Gorilla sagen zu lassen, was ich zu tun habe … Ich rede, worüber es mir Spaß macht!«
    Contini erhob sich und machte eine beschwichtigende Geste.
    »Wir wollen versuchen, nicht zu streiten.«
    Elton musterte Salviati und sagte:
    »Wenn Marelli nichts sagt, wird Lina den Zeitpunkt nicht erfahren.«
    »Ich werde versuchen, ihr Mut zu machen«, erklärte Matteo.
    Salviati sagte nichts, und Contini ergriff erneut das Wort.
    »Marelli, können Sie uns versichern, keine Spuren hinterlassen zu haben? Mit Ihrem Namen könnte man auf das Tessin kommen, vielleicht sogar auf Forster und auf uns.«
    »Unmöglich«, versicherte Matteo.
    »Und warum wurde der Transfer dann verschoben?«, fragte Contini.
    »Vielleicht haben sie die Spuren meiner ersten Zugangsversuche gefunden. Auf den Computern ist allerhöchstens zu erkennen, dass jemand Kollers Kundenliste eingesehen hat.«
    »Ist das etwa kein Indiz?«
    »Es könnte sich dabei ganz einfach um eine Routinekontrolle handeln.«
    »Eine unangemeldete Kontrolle.«
    »So etwas kommt vor. Aber die entscheidenden Informationen sind nicht auf dem Computer. Beim Private Banking geht es zu wie vor hundert Jahren: Jeder hat seinen Notizkalender und man trifft sich immer persönlich, zum Mittagessen, zum Tennisspielen, um …«
    »Schon gut«, drängte Contini. »Und, hast du mit jemandem gesprochen?«
    »Es sind alles ehemalige Angestellte. Außerdem habe ich nie direkte Fragen gestellt. Hier und da ein paar Worte. Bürogeplänkel. Nein, meiner Meinung nach haben sie einen vagen Verdacht, und da es sich um viele Millionen handelt, mussten sie was unternehmen.«
    »Hoffen wir, dass das stimmt«, sagte Salviati. »Es lässt sich nicht leugnen, dass ein gewisses Risiko besteht.«
    Matteo antwortete nicht. Er hätte ihm nicht widersprechen können. Das Risiko bestand, alle wussten das, aber sie waren gezwungen, es einzugehen.
    »Gut«, sagte Elton. »Ich denke, wir haben die Situation geklärt.«
    Matteo räusperte sich. Der Augenblick, den Hinweis anzubringen, war gekommen.
    »Ich hätte übrigens noch einen Wunsch.«
    »Ich auch«, fiel Salviati ein. »Ich will wissen, wo Lina ist, wie es ihr geht, wie ihr sie behandelt. Ich will wissen …«
    »Es liegt auf der Hand«, unterbrach ihn Elton, »dass wir Ihnen nicht mitteilen können, wo sie sich befindet. Was den Rest betrifft …«
    Er deutete kurz auf Matteo.
    Es war die letzte Gelegenheit. Er musste sie genau abwägen. Vor ihm, hinter dem Schreibtisch, saßen Elton und Contini. Sie sahen aus wie zwei Polizisten. Einer breit wie ein Schrank, der andere mager. Der gute und der böse Bulle.
    »Was den Rest betrifft«, sagte er, »kann ich euch versichern, dass es Lina gut geht.«
    »Am Telefon scheint sie mir nicht gerade in bester Form zu sein«, wandte Salviati ein.
    Matteo drehte sich zu ihm um. Er saß zu seiner Linken, wie ein dritter, zufällig dort gelandeter Bulle.
    »Es geht ihr gut, aber sie wäre gerne frei.« Matteo räusperte sich erneut, um Contini und Salviati zu verstehen zu geben, dass sie aufpassen sollten. »Im Bavonatal haben

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