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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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anzufeuern. Der Kater staunte. Es ist noch Sommer, Detektiv. Das macht nichts, Kater, ich brauche den Herbst. Und weißt du was? Vielleicht trink ich sogar eine Tasse Tee …
    Fünf Minuten später ließ er sich in einen der Sessel vor dem Kamin sinken, während sich der Kater auf dem anderen zusammenrollte. Er zündete seine fünfte Zigarette an diesem Tag an und verbrannte sich die Zunge am ersten Schluck Tee. Er schnaubte und legte eine Platte von Brassens auf.
    Parlez moi de la pluie et non pas du beau temps … die Gitarre wurde vom Prasseln des Feuers begleitet. Contini stellte die Tasse auf dem Tischchen neben dem Sessel ab. Le bel azur me met en rage, car le plus grand amour qui me fut donné sur terre je le dois au mauvais temps … il me tomba d’un ciel d’orage …
    Contini runzelte die Stirn und griff erneut nach der Tasse. Er beobachtete den Dampf des Tees, der sich mit dem Rauch der Zigarette mischte. Er dachte an Francesca. Daran, wie sie sich kennengelernt hatten. Eine Nacht, ein Bergdorf, ein Unwetter … die Flammen im Kamin beschrieben die Gemeinplätze der Liebe. Aber das Schlimme ist, dachte Contini, dass sie zutreffen.
    Vielleicht brauchten Francesca und er das. Ein Unwetter. Vielleicht waren sie, wie es bei Brassens hieß, schon zu lange in einem dummen Land, in dem es nie regnet. Aber sicherlich, dachte er, während er die Zigarette ausdrückte, sicherlich ist ein Bankraub nicht die Art von Unwetter, die wir brauchen.
    Was tun? Contini konnte keinen Rückzieher machen. Francesca verbieten, ihm zu helfen? Schwierig … das Mädel war starrköpfig. Nicht einmal Giona hatte ihm weitergeholfen: der Glockenschlag, was sollte das? Contini hatte von Banküberfällen gesprochen und der verrückte Alte kam ihm mit dem Ding Dong von Glocken!
    Die letzte Gelegenheit, um eine Katastrophe zu verhindern, war eine Unterredung mit Marelli. Forster hatte versprochen, dass es in zwei Tagen zu einem Treffen in Continis Büro kommen würde. Auch Elton sollte zur Überwachung dabei sein, aber Contini war sicher, dass Marelli versuchen würde, ihnen einen Hinweis zu geben.
    »Wir müssen das ausnutzen«, sagte er am selben Abend zu Salviati, während sie im Grotto Pepito ein Schnitzel aßen.
    »Ich seh schon, du hoffst immer noch, den Bankraub zu vermeiden.«
    »Natürlich! Wundert dich das?«
    »Nein«, Salviati schüttelte den Kopf. »Aber ich mache mir keine falschen Hoffnungen.«
    »Ich bin sicher, dass Marelli uns einen Hinweis geben wird.«
    »Das würde Elton aber auch bemerken.«
    »Nein, ich glaube, Marelli wird Lina vorher fragen. Er wird uns irgendetwas sagen, das nur ihr beide, du und Lina, verstehen könnt. Ein Zeichen aus eurem Leben, ein Ausdruck, der für euch etwas Bestimmtes bedeutet …«
    »Hm.«
    Contini verstand Salviatis Zurückhaltung nicht. Als wenn er diesen Überfall ausführen wollte, als wenn er sich mittlerweile für den Plan begeistern würde.
    »Versprichst du mir, dass du auf ein Zeichen achten wirst?«
    »Natürlich, aber ich glaube, es wird kein Zeichen geben. Wir müssen uns nun auf den Coup vorbereiten. Übrigens habe ich Filippo Corti einen Überwachungsauftrag erteilt.«
    »Überwachungsauftrag?« Contini zog die Augenbrauen hoch. »Heißt das, du hast ihm den Plan erklärt?«
    »Noch nicht. Aber ich hab ihm gesagt, dass er filmen soll, wenn die Angestellten kommen und gehen. Das ist wichtig für mich.«
    »Und wenn sie’s merken?«
    »Das wird nicht passieren, ich hab ihm genau erklärt, was er tun soll. Das ist übrigens noch eine leichte Aufgabe. Die schwierigste habe ich für dich.«
    »Für mich?«
    Salviati nahm einen Schluck Wein.
    »Du musst mir die Bank von innen beschreiben. Die Anordnung der Büros und so weiter. Und wenn’s geht, mir helfen, ein paar Gegenstände einzuschleusen.«
    »In die Bank? Gegenstände?« Contini fühlte sich überrollt. »Aber wozu?«
    »Ich werde es dir erklären. Aber sag, bist du in der Lage, mir zu helfen?«
    Contini dachte nach. In seinem Beruf kam es öfters vor, dass er auf mehr oder weniger legale Weise in einen geschlossenen Bereich eindringen musste. Aber nie mit Gewalt, und schon gar nicht in eine Bank.
    »Sie werden einen Haufen Sicherheitsvorkehrungen haben.«
    »Hm … ja, leider. Allerdings interessiert mich nur der Teil mit den Büros, nicht der Keller oder der Safe.«
    Eine kleine Bank, ein öffentliches Gebäude. Contini hatte seine Kontakte für diese Art von Dingen. Mit ein bisschen Glück konnte er auf beinahe

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