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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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sehr, dass ich meine erste Dosis an dem Tag nahm, an dem die Kommissare des Königs eintrafen, um mir den Eid abzunehmen. Und Bruder Mark hatte recht. Das Mittel linderte die Leiden. Ich war ganz ruhig. Es machte mir beinahe nichts aus, den Eid abzulegen. Aber ich wollte mich meiner Tat nicht stellen. Obwohl Bruder Mark mich gewarnt hatte, vorsichtig mit dem Mittel umzugehen, nahm ich es am nächsten Tag gleich wieder.«
    Sein Lachen war schrill und brüchig, es machte mir beinahe Angst. Als Bruder Richard ihm tröstend auf die Schulter klopfte, drehte er sich von ihm weg. »Ich kann Eure Anteilnahme nicht annehmen«, sagte er. »Ich bin davon besessen, ich bin ihm verfallen. Seit drei Jahren nun schon.«
    »Aber warum nehmt Ihr es immer wieder?«, fragte ich.
    »Ich habe keine Wahl«, schrie er. »Wenn ich versuche, es zu lassen, wenn ich aufhöre, es zu nehmen, werde ich krank, mir wird übel, ich werde gereizt und beginne zu zittern   – und meine Ängste fressen mich auf. Und die Albträume. Oh, Ihr könnt Euch die Albträume nicht vorstellen, die einen heimsuchen, wenn man versucht, sich zu befreien.«
    »Das alles erleidet Ihr jetzt«, sagte ich und begriff endlich sein verändertes Aussehen und Verhalten.
    Er nickte. »An dem Tag, an dem Geoffrey Scovill mich nach Rochester brachte, versteckte ich eine kleine Menge in meiner Kutte. Aber sie war bald aufgebraucht. Seither leide ich Qualen, ein Sklave meines Verlangens.«
    »Wie hat Bischof Gardiner Eure Schwäche entdeckt?«, fragte Bruder Richard.
    »Ich bekomme das Mittel in Päckchen von venezianischen Händlern; das machen alle so. Es gibt in den Klöstern ganz Europas heimliche Abnehmer. Auch Ärzte.«
    »Ja, darüber habe ich Gerüchte gehört«, sagte Bruder Richard ernst.
    »Bischof Gardiner hat viele Verbindungen auf dem Kontinent, und ich vermute, er hat in Venedig jemanden bezahlt, um herauszubekommen, wer sich hier, in England, die rote Blume schicken lässt. Als er in unsere Abtei kam, wusste er schon Bescheid. Anfangs habe ich es geleugnet, aber es war leicht für ihn, die Wahrheit aus mir herauszubekommen.« Bruder Edmunds Augen hatten einen feuchten Glanz. »Er befahl mir, Euch nach Dartford zu begleiten, Bruder Richard, die Stelle des Apothecarius zu übernehmen und Euch in jeder möglichen Weise zur Seite zu stehen. Aber dann erhielten wir diese neuen Schreiben, erinnert Ihr Euch? Die Anweisungen hatten sich geändert. Nun sollten wir uns im Tower melden und dann Schwester Joanna Stafford nach Dartford begleiten. Ich sollte in Zukunft die von ihr im Leprahospital hinterlegten Schreiben abholen und sie, ohne sie zu öffnen oder Euch irgendetwas davon zu sagen, auf schnellstem Weg nach Frankreich befördern. Sollte ich mich weigern oder meinen Auftrag nicht erfüllen, drohte er, würde ich mit den anderen vertriebenen Ordensbrüdern auf die Straße gesetzt werden. Und nicht nur das   – er werde selbstverständlich mein Laster öffentlich kundig machen, und ich wäre auf immer entehrt.«
    »Oh, Bruder Edmund, das tut mir so leid«, sagte ich.
    »Aber in der Kerkerzelle habe ich etwas erkannt.« Seine Stimme brach. »Ich würde lieber sterben, als mich wieder in diese sklavische Abhängigkeit zu begeben. Ich werde kein Gran rote Blume mehr bestellen   – nie mehr. Ich werde zu Gott beten, dass er meine Qualen lindert, aber wenn er es nicht tut, werde ich meine Strafe annehmen und willig sterben.«
    Er schlug die Hände vors Gesicht und begann heftig zu schluchzen. Tief vornübergebeugt, mit zuckendem Körper, überließ er sich der Verzweiflung.
    Bei seinem Anblick erfasste mich von Neuem heiße Wut. Bruder Richard hatte recht. Wir standen gegnerischen Mächten von unerhörter Skrupellosigkeit gegenüber. Unendlich viele Leben waren zerstört worden durch des Königs Streben nach unumschränkter Macht: über seine Ehefrauen, über sein Volk, die einfachen Leuteebenso wie den Adel, und jetzt über die Kirche. Mein Onkel, der Herzog von Buckingham, meine Cousine Margaret   – beide hatten ein schreckliches Ende gefunden. Mein Vater war im Tower of London gefangen. Katharina von Aragón, zwei Jahrzehnte lang die Ehefrau des Königs, war einsam und verlassen gestorben; Gott allein konnte wissen, welches Schicksal die widerspenstige Prinzessin Maria erwartete. Eine riesige Zahl von Märtyrern säumte den blutigen Weg Heinrichs VIII.
    »Bruder Edmund«, sagte ich, »ich will jetzt sprechen.«
    Er senkte die Hände, um mich anzusehen. Sein

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