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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Gesicht war von Schmerz und Scham verwüstet.
    »Was Bischof Gardiner sucht, was König Heinrich und Thomas Cromwell suchen, ist ein Gegenstand, der als die Athelstan-Krone bekannt ist.«
    Beide Brüder fielen auf die Knie, um Gott zu danken.
    Dort oben auf dem Hügel über dem Leprahospital erzählte ich ihnen alles. Von der siegreichen Schlacht, die Athelstan, mit der Krone geschmückt, geschlagen hatte. Von der Rückkehr der Krone nach Frankreich, wo sie jahrhundertelang versteckt in der Erde gelegen hatte, bis sie eines Tages entdeckt worden und nach England zurückgekehrt war. Ich erzählte, was ich über Richard Löwenherz, den Schwarzen Prinzen und Arthur Tudor gelesen hatte, die alle einen frühen Tod gefunden hatten, nachdem sie irgendwie mit der Krone in Berührung gekommen waren. Ich berichtete vom Besuch des Prinzen Arthur und seiner Gemahlin, Katharina von Aragón, in Dartford. Ich sprach von den künstlerischen Darstellungen der Krone und der Lilien, die ich überall im Kloster gefunden hatte. Aber ohne das letzte Schreiben der Priorin Elizabeth Croessner, erklärte ich abschließend, hätte ich das Versteck der Krone trotz aller Nachforschungen nicht aufspüren können.
    Bruder Edmund war fasziniert von meinem Bericht, aber auch er schien aus der Geschichte nicht klug zu werden. »Ich habe einiges über Athelstan gelesen und weiß, dass er ein bedeutender früher König war«, sagte er. »Aber weshalb sollte eine Krone, die ihm von einem französischen Herrscher überreicht wurde, weil dieser seine Schwester ehelichen wollte, eine solche Bedeutung für ihnhaben? Aus welchem Grund hätte er sie aufsetzen sollen, als er in die Schlacht von Brunanburh ritt? Und wie soll sie Jahrhunderte nach seinem Tod so ungeheure Kräfte gewonnen haben? Wie könnte sie die Auflösung der Klöster aufhalten?«
    Es waren die gleichen Fragen, die mich quälten. Ratlos sahen wir einander an. Dann sagte er: »Was genau wisst Ihr über den Weg der Krone zu Athelstan?«
    »Die Krone war eine Reliquie, die zu Hugo Capets Erbe gehörte«, berichtete ich.
    Bruder Edmund fasste meinen Arm. »Eine Reliquie? Von welchem Heiligen?«
    »Das wurde in dem Buch nicht berichtet.«
    »Und von wem hat Hugo Capet sie geerbt?«
    Ich brauchte einen Moment, um mich zu erinnern. »Ach ja, die Reliquien hatten ursprünglich Karl dem Großen gehört. Hugo Capet war ein Nachfahre Karls des Großen.«
    Bruder Edmund schien wie erstarrt. Er stand völlig reglos, bis Bruder Richard ihn schüttelte. »Was ist Euch? Ist es die Krankheit?«, fragte er. »Bruder, sprecht mit uns!«
    Da brach es aus ihm hervor. Tränen mischten sich mit wildem, unbeherrschtem Lachen. Diesmal bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. »Beruhigt Euch, Bruder«, bat ich. »Bitte, so beruhigt Euch doch.«
    Bruder Edmund stürmte den Hügelkamm entlang und machte mit fliegendem Mantel kehrt, um zu uns zurückzujagen. »Wisst Ihr es denn nicht?«, rief er mit irre funkelndem Blick. »Könnt Ihr es Euch nicht zusammenreimen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Erklärt es uns!«
    »Karl der Große lebte von der Mitte des 8. bis zum Beginn des 9.   Jahrhunderts. Unter seiner Herrschaft bekehrten sich Tausende zur wahren Kirche. Er stiftete Kathedralen, Universitäten und Klöster. Er war ein frommer Mann und verfügte über die Macht, um die heiligsten Reliquien der erneuerten katholischen Kirche zu sammeln und aufzubewahren. Wisst Ihr denn nicht, wessen Krone er in seinem Besitz hatte?«
    »Ce n’est pas possible
«, rief Bruder Richard und bekreuzigte sich.
    »Sagt es mir«, flehte ich. »Ich weiß es nicht.«
    »Die Krone Christi«, sagte Bruder Edmund, »die ihm bei seiner Kreuzigung aufs Haupt gedrückt wurde. Karl der Große soll sie besessen haben. Die Dornenkrone.«

Kapitel 38
    Der Streit begann schon auf dem Hügel oberhalb des Leprahospitals und ging später am Abend in der Klosterbibliothek weiter, wo wir drei uns wieder zusammengefunden hatten. Bruder Richard hatte sich für die Priorin einen Vorwand einfallen lassen: Von Bischof Gardiner sei ein Schreiben gekommen mit der Bitte um dringende Auskünfte, die der Nachforschung in der Bibliothek bedurften. »Sie war argwöhnisch, aber sie wagt nicht, Gardiner zu widersprechen«, sagte er.
    Noch nicht, dachte ich.
    Als wir jetzt an einem mit Büchern und Schriftstücken bedeckten Tisch saßen, lieferten sich Bruder Richard und Bruder Edmund einen Streit über eine religionsgeschichtliche Frage, wie nur zwei hochgebildete

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