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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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»Bedaure kann jetzt nicht weg – haben eben damit begonnen, den Sonnenschutz anzubringen.«
    Es wäre ein triftiger Grund gewesen: einen Kometenkern in eine reflektierende Folie von nur wenigen Molekülen Dicke, aber mehreren Kilometern Seitenlänge zu wickeln, war eine Aufgabe, die man nicht halb vollendet liegenlassen konnte. Doch wie die Dinge lagen, mußte er dem albernen Wunsch wohl oder übel entsprechen: Er stand sonnenwärts ohnehin bereits in Ungnade, wenn auch ganz ohne sein Zutun. Schon vor dreihundert Jahren – im 27. Jahrhundert also – hatte man angefangen, Eisklumpen aus den Saturnringen zu sammeln und zur Venus und zum Merkur zu schicken, wo sie dringend gebraucht wurden. Seither lamentierten die Sonnensystemschützer über diesen kosmischen Vandalismus und suchten ihre Vorwürfe mit ›Vorher‹- und ›Nachher‹-Aufnahmen zu stützen. Captain Chandler hatte die angeblichen Unterschiede auf den Bildern nie so recht erkennen können, aber die breite Öffentlichkeit war durch die Umweltkatastrophen früherer Jahrhunderte sensibilisiert und reagierte entsprechend.
    Das Referendum ›Hände weg vom Saturn!‹ war mit großer Mehrheit verabschiedet worden und hatte Chandler vom Ringdieb zum Kometencowboy gemacht.
    Im Moment befand er sich ziemlich weit in Richtung Alpha Centauri und fing versprengte Teile des Kuiper-Gürtels ein. Hier draußen gab es genügend Eis, um Merkur und Venus mit kilometertiefen Ozeanen zu bedecken, aber bis das Höllenfeuer auf den beiden Planeten gelöscht und die Voraussetzungen für die Ansiedlung von Lebewesen geschaffen waren, konnte es noch Jahrhunderte dauern. Die Sonnensystemschützer protestierten natürlich auch gegen diese Projekte, aber nicht mehr mit dem gleichen Eifer wie früher. Der Asteroideneinschlag im Pazifik im Jahre 2304 hatte einen Tsunami ausgelöst, der Millionen Opfer forderte – Ironie des Schicksals, daß der Schaden bei einem Einschlag auf dem Festland sehr viel geringer gewesen wäre! – und hatte damit alle nachfolgenden Generationen aufs eindringlichste gewarnt, daß die Menschheit viel zu viel auf eine einzige, schlechte Karte setzte.
    Dieses Paket, dachte Chandler, braucht fünfzig Jahre, um sein Ziel zu erreichen, es kommt also nicht darauf an, ob es eine Woche früher oder später abgeht. Aber die Rotation, das Massenzentrum und die Schubvektoren mußten samt und sonders neu berechnet und zur Überprüfung zum Mars gefunkt werden. Wenn man mehrere Milliarden Tonnen Eis auf einen Orbit brachte, der sie womöglich auf Rufweite an der Erde vorbeiführte, konnte der kleinste Rechenfehler fatale Folgen haben.
    Wie schon so oft, wanderte Captain Chandlers Blick zu dem alten Foto über seinem Schreibtisch. Es zeigte ein Dampfschiff mit drei Masten vor einem riesigen Eisberg – der es ebenso winzig erscheinen ließ wie der Komet die
Goliath.
    Unglaublich, dachte er wieder einmal, daß diese primitive
Discovery
und das Schiff, das unter gleichem Namen zum Jupiter geflogen war, nicht mehr als ein langes Menschenleben trennte! Was hätten die Südpolforscher von Anno dazumal wohl gesagt, wenn sie auf seiner Brücke gestanden hätten?
    Auf jeden Fall wären sie verwirrt gewesen, denn die Eiswand, vor der die
Goliath
schwebte, erstreckte sich nach allen Seiten, so weit das Auge reichte. Und das Eis sah ganz anders aus als auf den Polarmeeren. Die reinen Weiß- und Blautöne fehlten, es wirkte geradezu schmutzig – und das war es auch. Denn nur etwa 90 Prozent waren Wassereis: Der Rest war eine Giftbrühe aus Kohlenstoff- und Schwefelverbindungen, die zumeist nur bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt stabil blieben. Wenn man sie auftaute, kam es oft zu bösen Überraschungen. Der Ausspruch eines Astrochemikers: »Kometen haben Mundgeruch«, war weithin berühmt geworden.
    »Skipper an Mannschaft«, verkündete Chandler. »Kleine Programmänderung. Wir haben Anweisung, die Arbeiten zu verschieben, um uns ein Objekt anzusehen, das die Radargeräte von SPACEGUARD entdeckt haben.«
    Aus allen Interkomlautsprechern drang lautes Stöhnen. »Weiß man Genaueres?« fragte schließlich jemand.
    »Nicht viel, aber ich schätze, es ist wieder mal ein Projekt des Jahrtausendkomitees, das man übersehen hat.«
    Auch das wurde mit einem Aufstöhnen quittiert: Man hatte die zahllosen Veranstaltungen, die zur Feier der Jahrtausendwende geplant worden waren, inzwischen gründlich satt. Alle Welt hatte aufgeatmet, als der 1. Januar 3001 heil

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