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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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ist es genau umgekehrt – sie essen dort und schlafen, wenn sie an Land kommen! Eigentlich hätten wir es ihrem Körperbau ansehen müssen – dieses Netzwerk von Ästen – sie sind Planktonfresser…
    Ich habe Dave gefragt: »Was ist mit den Iglus, die sie gebaut haben. Ist das kein technischer Fortschritt?« Und er meinte: eigentlich nicht – es sind mehr oder weniger die gleichen Gebäude, die sie auf dem Meeresgrund errichten, um sich vor diversen Räubern zu schützen – besonders vor einem Wesen, das aussieht wie ein fliegender Teppich von der Größe eines Fußballfelds …
    Auf einem Gebiet haben sie jedoch Initiative – sogar Kreativität bewiesen. Sie sind begeistert von Metallen, vermutlich deshalb, weil diese in reiner Form im Meer nicht vorkommen. Deshalb haben sie die
Tsien
ausgeschlachtet – ebenso wie die Sonden, die gelegentlich in ihrer Nähe gelandet sein müssen.
    Und was fangen sie mit dem gesammelten Kupfer, dem Beryll und dem Titan nun an? Nichts Sinnvolles, wie ich leider sagen muß. Sie tragen alles an einer Stelle zusammen und errichten einen bizarren Haufen, der immer wieder umgestaltet wird. Vielleicht entwickeln sie dabei so etwas wie einen Sinn für Ästhetik – ich habe im
Museum of Modern Art
schon Schlimmeres gesehen … Aber ich habe eine andere Theorie – habt ihr jemals vom Cargo-Kult gehört? Im 20. Jahrhundert bauten einige von den primitiven Stämmen, die es damals noch gab, Flugzeugattrappen aus Bambus, in der Hoffnung, damit die großen Vögel am Himmel anzulocken, die ihnen manchmal so herrliche Geschenke brachten. Vielleicht hängen die Europs ähnlichen Vorstellungen an.
    Und jetzt zu der Frage, die ihr mir immer wieder stellt: Was ist Dave? Und wie sind er – und HAL – zu dem geworden, was immer sie heute sind?
    Es gibt natürlich eine einfache Antwort: sie sind beide Emulationen – Simulationen – im gigantischen Speicher des Monolithen. Die meiste Zeit sind sie inaktiv; als ich Dave danach fragte, sagte er, in den tausend Jahren seit seiner, äh, Metamorphose sei er nur fünfzig Jahre – wörtlich – ›wach‹ gewesen.
    Als ich wissen wollte, ob es ihn störe, daß jemand anderer sein Leben übernommen habe, meinte er: »Warum sollte es mich stören? Ich kann meine Aufgaben doch optimal erfüllen.« Ja, das klingt ganz nach HAL! Aber ich glaube, es war Dave – falls es da noch einen Unterschied gibt.
    Erinnert ihr euch an den Vergleich mit dem Schweizer Offizierstaschenmesser? HALman ist eines der zahllosen Werkzeuge an diesem kosmischen Messer. Aber er ist nicht vollkommen passiv – wenn er wach ist, kann er eigenständig und unabhängig agieren – wenn auch vermutlich nur innerhalb der Grenzen, die ihm der alles beherrschende Monolith setzt. Im Laufe der Jahrhunderte hat man ihn als intelligente Sonde zur Erforschung des Jupiter – ihr habt es eben gehört – wie auch Ganymeds und der Erde eingesetzt. Damit sind nicht nur die mysteriösen Vorfälle in Florida bestätigt, über die Daves alte Freundin und die Krankenschwester berichteten, die seine Mutter kurz vor deren Tod betreute … sondern auch die Erscheinungen in Anubis City.
    Und noch ein weiteres Rätsel ist nun gelöst. Ich habe Dave direkt gefragt: »Warum durfte ich auf Europa landen, während alle anderen jahrhundertelang abgewiesen wurden? Ich hatte mich auf eine Abfuhr eingestellt!«
    Die Antwort ist lächerlich einfach. Der Monolith gibt Dave – HALman – von Zeit zu Zeit den Auftrag, uns zu beobachten. Daher wußte Dave von meiner Rettung – er hatte sogar einige der Interviews gesehen, die ich auf der Erde und auf Ganymed gegeben hatte. Ich muß gestehen, ein wenig kränkt es mich noch immer, daß er keinerlei Anstalten gemacht hat, sich mit mir in Verbindung zu setzen! Aber wenigstens hat er den roten Teppich ausgerollt, als ich zu ihm gekommen bin …
    Dim – in achtundvierzig Stunden startet die
Falcon –
mit mir oder ohne mich! Ich glaube aber nicht, daß ich noch so viel Zeit brauche. Der Kontakt mit HALman ist geknüpft; halten können wir ihn ebenso leicht von Anubis aus … falls er das will.
    Und ich kann es kaum erwarten, wieder ins Grannymed zu kommen. Die
Falcon
ist ein hübsches, kleines Schiff, aber die sanitären Einrichtungen lassen doch zu wünschen übrig – allmählich beginnt es hier drin zu riechen, und ich könnte eine Dusche vertragen.
    Ich freue mich schon auf das Wiedersehen mit dir – und besonders mit Ted Khan. Wir haben eine Menge zu besprechen,

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