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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Amadeo blieb sie stehen. Seite an Seite blickten sie auf das Bild der Zerstörung. Sie warteten. Warteten schweigend auf die Schritte, die kommen mussten. Diesen Mordsradau konnten die Mönche nicht überhört haben.
    Sie lauschten, hielten den Atem an. Alles blieb still.
    »Vielleicht haben sie es ja gehört«, flüsterte Amadeo schließlich. »Aber vielleicht glauben sie, es hängt mit den Dreharbeiten zusammen.«
    »Ganz oben«, sagte sie achselzuckend. »Ich hab's doch gesagt.«
    Amadeo war schon unterwegs, um die Leiter zu holen. Sie ließ sich etwas schwer balancieren, vor allem, weil er unterwegs verschiedenen Erdkugeln und Pulten ausweichen musste, von den Heiligentrümmern ganz zu schweigen. Doch dann war es geschafft.
    »Und?« Er sah sie fragend an. »Du hast ihn gefunden. Willst du...«
    Sie blickte an ihm vorbei. »Mach nur.«
    »Wirklich?«, fragte er verwirrt. Es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie sich das entgehen ließ. »Du willst nicht?«
    »Na ja.« Sie seufzte. »Irgendwann bekommst du's sowieso mit.« Unbehaglich blickte sie die Sprossen empor. »Ich mag keine Leitern. Überhaupt nichts, was so hoch und steil ist und bei dem man keinen richtigen Boden unter den Füßen hat.«
    Amadeo blieb die Spucke weg. »Du?«
    »Hey!« Sie stützte die Fäuste in die Hüften und bot wahrlich ein seltsames Bild in ihren Liebestötern, aber dann doch wieder... »Du magst keine Tunnel und engen Räume, und ich mag eben keine Leitern. Das ist mein gutes Recht! Auf jeden Fall steht damit fest, wer da raufgeht. Oberstes Fach in dieser Reihe, ziemlich weit links.«
    Schicksalsergeben kletterte Amadeo die Sprossen empor. Ein Vergnügen war das auch für ihn nicht, vor allem, weil er auch noch aufpassen musste, dass er sich an den geschmacksfernen Stuckverzierungen im Gewölbe nicht den Schädel einschlug. Irgendwie wäre es fast ein passendes Ende gewesen für einen Mann mit seinem Bildungsgang, nur nicht gerade jetzt, wo sie einen entscheidenden Schritt weiter waren.
    Seine Finger strichen über die Buchrücken, mürbe vom Alter. »Ich habe ihn«, flüsterte er.
    »Dann nimm ihn und komm runter«, befahl Rebecca. »Je eher wir hier weg sind... Wobei: Diese Rokokohosen machen einen wirklich netten Hintern. Solltest du öfter tragen.«
    »Besser als der von Görlitz?«, fragte er neckend, während er schon herunterkletterte.
    »Wesentlich besser.« Er hörte das Grinsen in ihrer Stimme.
    »Enttäuschend«, sagte eine fremde Stimme. Obwohl, sie war gar nicht fremd. »Wirklich, meine Liebe, das ist jetzt doch ein wenig enttäuschend.«
    Amadeo verfehlte die nächste Sprosse. Seine rechte Hand griff ins Leere, während die linke den Codex umklammert hielt. Unsanft holperte er die verbliebenen Sprossen hinab und prallte mit der lädierten Rippe schmerzhaft gegen die Leiter.
    Umständlich wandte er sich um.
    Görlitz hielt eine Pistole in der Hand. Und er war nicht allein. Ein halbes Dutzend von Bracciolinis Männern stand direkt hinter ihm, unter ihnen, den linken Arm in einer Schlinge, der blonde Schönling, den Amadeo niedergeschossen hatte.
    Unter Schmerzen zog Amadeo sich an der Leiter empor. Er starrte auf Görlitz, auf dessen Begleiter. Wie kamen diese Männer hierher? Die Mönche! Im Moment war Strahov ein Drehort, doch vor allem war dies ein Kloster. Die Mönche mussten sie irgendwie... irgendwie...
    »Na, wie nennt man das?«, fragte Görlitz mit einem Grinsen so schmierig wie sein gegelter Schopf. »Eine überraschende Begegnung, würde ich sagen.«
LXV
    »Ich würde es anders nennen.« Die Stimme ertönte irgendwo hinter ihnen.
    Amadeo fuhr herum. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch Görlitz und seine Begleiter sich verwirrt umsahen. Doch bis auf Amadeo, Rebecca und die Männer des Kardinals war der Raum leer.
    »Ich würde es eher ein Patt nennen«, sagte die fremde Stimme. Sie klang gedämpft — von irgendwo hinter den schweren Bücherregalen, wo doch nichts war als die Wand.
    Wie nur bewegen sich all diese Leute, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten?, dachte Amadeo. Das Filmteam, Görlitz und jetzt die nächsten. Der Untergrund von Kloster Strahov musste durchlöchert sein von Geheimgängen — der reinste Schweizer Käse.
    Die Stimme des Unbekannten war Amadeo nicht vertraut. Sie besaß einen Akzent, den er im Augenblick nicht einordnen konnte. Im ersten Moment hatte er an Niketas und seine Männer gedacht, aber nein, das hatte anders geklungen.
    Rebecca war blass geworden. Amadeo sah sie

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