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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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andere? Hippokrates?«
    »Der war kein Mathematiker.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann sonst was sein. Vielleicht eine Anleitung für einen Abakus.«
    »Der Abakus?«, fragte Rebecca. »Hat den nicht ein Papst nach Europa gebracht? Dieser Typ, der zaubern konnte und einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte?«
    »Silvester der Zweite.« Amadeo legte die Stirn in Falten. »Bis zur Papstweihe Gerbert von Aurillac. Der Rest ist Blödsinn. «
    Er biss sich auf die Zunge. Das ist nicht fair, dachte er, so darf ich nicht mit ihr umspringen, nur weil mir der Hintern auf Grundeis geht. Doch Rebeccas Worte hatten ihn auf eine Idee gebracht...
    Wieder ging ein Rucken durch die Maschine, und auf einmal spürte Amadeo heftigen Druck auf seinen Ohren. Sie befanden sich im freien Fall. Die Bordlichter flackerten — und diesmal verloschen sie. Wir stürzen, dachte Amadeo. Da war nur noch das Rauschen in seinem Kopf, kein klarer Gedanke mehr. Rebeccas Finger schlossen sich um die seinen. Ihre Hand war auch nicht wärmer, und trotzdem...
    Ein heftiges Heulen von links, dann, einen Moment später: Licht. Wieder Licht. Das Flugzeug bockte. Wieder. Und wieder.
    Schließlich, übergangslos, war alles vorbei. Ruhig und stetig glitt die Maschine tiefer, und erstes rötliches Licht fiel durch die Kabinenfenster.
    »Das war's«, knackte es aus der Sprechanlage, »leider etwas holperig. Bleiben Sie angeschnallt. Wir setzen jetzt zur Landung an.«
LXIX
    »Das ist nicht Fiumicino«, stellte Amadeo verwirrt fest. Er stand am obersten Punkt der Gangway und kniff die Augen zusammen. Das Meer war nur ein paar hundert Meter entfernt, dennoch stimmte irgendetwas nicht.
    »Pratica di Mare«, sagte der commandante knapp und deutete nach links.
    Amadeo riss die Augen auf und starrte auf die schlanken grauen Jagdflugzeuge, die entlang des Rollfeldes aufgereiht standen. »Das ist ein militärisches Fluggelände«, murmelte er.
    Der Mann in der Soutane warf ihm einen fast mitleidigen Blick zu. »Kommen Sie. Der Wagen ist da.«
    Amadeo nickte betäubt. Mit hohem Tempo kam einer der anthrazitfarbenen Wagen über das Flughafengelände auf ihre Maschine zu und bremste zu Füßen der Gangway. Der commandante stieg bereits die Stufen hinab. Jetzt kam auch Rebecca aus dem Innern des Flugzeugs und gab Amadeo mit einem Grinsen einen Klapps auf den Allerwertesten.
    »Es ist nicht weit«, sagte sie aufmunternd. »Nur ein paar Kilometer, dann sind wir da. Und dann gibt's caffè . Wie klingt das?«
    Echter italienischer caffè . Amadeo seufzte. Er fragte gar nicht erst, was mit »da« gemeint war. Hätte sie ihm ihr genaues Ziel mitteilen wollen, dann hätte sie es von sich aus getan.
    Von den Turbulenzen, die den Flieger in der Luft geschüttelt hatten, war hier unten nichts zu spüren. Eine salzige Morgenbrise kam vom Meer — leider nur ein paar Schritte lang. Dann saß Amadeo neben Rebecca im Innern des klimatisierten Fahrzeugs. Aus dem Seitenfenster beobachtete er, wie sie das Rollfeld überquerten und am Hangar vorbei das Flughafengelände verließen. Die Tore öffneten sich vor ihnen — ohne Kontrolle —, und der Wagen nahm Fahrt auf, nach Osten, ins Landesinnere.
    No, I don't have a gun, no, I don't have a gun ...
    »Ja?« Rebecca hatte das Handy schon am Ohr. Offenbar erwartete sie keinen Spanisch sprechenden Anrufer mehr, nun, da der commandante vor ihnen auf dem Beifahrersitz saß. »Für dich«, sagte sie mit einem Lächeln.
    »Ja?«, fragte auch Amadeo.
    »Na, mein lieber Amadeo, wie war der Flug?«
    »Professor!«
    »Ein herrliches Wetterchen da draußen, nicht wahr?« Helmbrecht schien bester Laune. »Ein Tag zum Prinzen zeugen. «
    »Ich glaube, wir haben schon was anderes vor«, murmelte Amadeo. Er stutzte. »Sie sind in Rom?« In seiner Mail hatte er Helmbrecht ihre ungefähre Ankunftszeit mitgeteilt.
    »Oh, ja, das haben Sie«, erwiderte der Professor und ging über die Frage hinweg. »Fehlt Ihnen denn die Stadt so gar nicht?«
    »Ich war ja nur ein paar Tage weg«, sagte Amadeo leise. Es kam ihm vor, als sei er Monate fort gewesen, dabei hatte ihre Irrfahrt quer durch Europa kaum länger gedauert als ein verlängertes Wochenende. Fast auf die Minute war es vier Tage her, dass er ein paar Kilometer nördlich von hier nach Zürich abgeflogen war. »Aber Sie erinnern sich schon, dass sie wegen eines Mordfalls hinter mir her waren, als ich Rom verließ? So schnell verjährt das nicht, nicht mal in Italien. «
    »Das sind doch Peanuts. Sie sind

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