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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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öffnete sich. Die verborgene Tür in ihrem Rücken. Doch es waren nicht Ärzte, die in den Raum traten, sondern...
    Amadeo war unfähig, sich zu bewegen.
    Drei Männer, vier. Görlitz! Der gottverdammte, gegelte Görlitz.
    Und eine Frau.
    Chiara di Tomasi.
    Alle waren bewaffnet, und ohne Zögern eröffneten sie das Feuer. Das Chaos war unbeschreiblich. Die Leibwächter suchten den Papst mit ihren Körpern zu schützen, und Amadeo sah, wie einer von ihnen zusammenbrach, mit einer schrecklichen Wunde in der Schläfe.
    Chiara di Tomasi!
    Er war sich nicht sicher, ob sie ihn erkannt hatte. Was zur Hölle...
    Das hier war die Hölle!
    Um ihn her tobte das Inferno, und Amadeo war nicht imstande, sich zu rühren. Chiara. Chiara, eine von ihnen. Die Tochter seines capo , das dumme, verwöhnte Weibchen, das sämtliche Männer in der officina mit seinen Reizen betört hatte. Chiara war eine von Bracciolinis Männern..; oder, oder... seinen Frauen... was auch immer. Der Gedanke war wirr und weit fort, auf einmal schien alles ganz weit fort.
    Ein Summen in Amadeos Ohren. Ein Summen, wie man es hört, kurz bevor man in Ohnmacht fällt. Ich kann gar nicht in Ohnmacht fallen, dachte er. Das Bild löste eine nicht zu begründende Heiterkeit in seinem Innern aus. Ich kann gar nicht in Ohnmacht fallen, ich liege ja schon am Boden.
    Irgendjemand rief seinen Namen. Einen Atemzug später klatschte eine Hand ihm ins Gesicht.
    »Komm mit!«, brüllte Rebecca.
    Sie sah... unbeschreiblich aus: Zorn, Wut, Verzweiflung, Panik in den Augen. Mit eiserner Selbstkontrolle, in einer zwei Nummern zu großen Jeans und ihrem BH, in der Hand noch immer den blutbefleckten Pullover, stand sie über ihm.
    »Wohin?«, formten seine Lippen.
    Kugeln zischten über sie hinweg, und Rebecca stieß einen leisen Schrei aus, als eine von ihnen eine blutige Spur über ihren Oberarm zog. »Weg hier!«, schrie sie. »Sie wollen die Offenbarung!«
    Sie riss ihn auf die Beine, drängte sich zur Tür. Die Amerikaner kreischten in Panik, als die Attentäter wild in die Menge feuerten.
    Mein Gott, dachte Amadeo, unschuldige Menschen! Es sind Kinder dabei!
    Rebecca hatte ebenfalls ihre Pistole gezogen, doch noch hatte sie keinen Schuss abgegeben. Über die Schulter sah Amadeo, dass auch Duarte zu seiner Waffe gegriffen hatte und über dem Leib des Papstes kniend auf Chiara di Tomasi und ihre Begleiter feuerte.
    Chiara di Tomasi!
    Auf einmal war die Tür frei. Wie ein Sektkorken, der nach mehreren vergeblichen Versuchen unvermittelt aus der Flasche schießt, wurden sie auf der anderen Seite auf den Flur geschleudert. Verletzte kauerten am Boden, Menschen stolperten übereinander, versuchten zu fliehen.
    Bewaffnete Männer kamen ihnen entgegen, ohne den Menschen Beachtung zu schenken, und Amadeo wusste nicht, zu welcher Seite sie gehörten. Rebecca ließ ihn nicht los, zerrte ihn mit sich. Da war eine Treppe. Rebecca stürmte hinab, zwei Stufen bei jedem Schritt. Amadeo kam ins Rutschen, fiel, versuchte sich abzustützen. Er schrie auf. Wie ein Blitz fuhr der Schmerz durch seinen Arm. Irgendetwas in der Hand war gebrochen.
    Sofort zerrte sie ihn wieder auf die Füße.
    Hinter ihnen neue Schreie. Schüsse.
    Amadeo sah nach oben. Eine Etage über ihnen, hinter dem Lauf ihrer Pistole, stand die Tochter des capo .
    »Chiara!«
    »Verdammt!« Rebecca versetzte ihm einen Stoß, der ihn die letzten Stufen der Treppe hinabstürzen ließ. Er überschlug sich und kam auf der verletzten Hand zu liegen. Für einen Moment glaubte er, der Schmerz müsste ihm das Bewusstsein rauben. Schüsse schlugen in die Treppe ein, nur wenige Schritte hinter ihm. Rebecca erwiderte das Feuer, und auch weiter entfernt wurde geschossen. Dann das schrille Kreischen von Alarmsirenen, Martinshörner in der Ferne.
    »Lauf!« Wieder zerrte sie ihn auf die Füße.
    Jeder Atemzug stach in seine Lungen wie Messer. — Messer mit Widerhaken in der Klinge. Noch immer wurde auf sie geschossen.
    »Lauf!«, wiederholte Rebecca und schubste ihn vorwärts. »Wir müssen versuchen, den Vatikan zu verlassen! Die römische polizia wird eingreifen, aber es kann dauern, bis sie ihre Zuständigkeiten...« Sie duckte sich hinter das schwere Treppengeländer. »Wir wissen nicht, ob womöglich das halbe päpstliche Gendarmeriekorps auf Bracciolinis Seite steht. Lauf!«, schrie sie ein letztes Mal und stieß ihn davon.
    Amadeo stolperte erneut, doch diesmal hielt er sich wie durch ein Wunder auf den Beinen.
    Blut, Schreie, Chaos

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