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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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doch es war von einer solchen Kälte... Sie fuhr zu ihm herum. Im selben Augenblick, so schien es, knallte der Schuss.
    Chiara wurde zurückgeschleudert und schrie auf. Eine Wunde klaffte an ihrer Schläfe. Blut, Blut auf ihrem blonden Haar, ihrem Gesicht. Die Waffe fiel ihr aus der Hand. Die Tochter des capo schwankte, doch sie hielt sich aufrecht. Taumelnd wich sie ein, zwei Schritte zurück, ruderte mit den Armen.
    Rebecca ging langsam auf sie zu.
    Ein lautes Scheppern, und auf einmal hatte Chiara eine Klinge in der Hand.
    Amadeo riss die Augen auf. Es war ein altertümlicher Degen, ein wahres Mordinstrument. Waren sie eben durch einen halbdunklen Flur gekommen, der mit alten Prunkwaffen geschmückt war? Oder war das ein Stockwerk weiter oben gewesen? Die Bilder verschwammen in seinem Kopf.
    Chiaras Waffe stieß vor. Rebecca sprang zurück, aber sie war nicht schnell genug. Sie keuchte, ging in die Knie... und rollte sich am Boden ab, an Chiara vorbei, zum Ausgang der Galerie. Di Tomasis Tochter fuhr herum, im selben Moment, in dem Rebecca wieder hochkam. Ein Blutfleck breitete sich auf Rebeccas Schulter aus, doch auch sie hielt jetzt einen Degen in der Hand.
    »Lauf!«, schrie sie Amadeo zu. »Runter in den Dom und raus auf die Piazza!«
    »Ich kann...«
    »Lauf endlich!«
    Chiara holte zum Schlag aus. Rebecca parierte, und im selben Augenblick hörte Amadeo eilige Schritte in ihrem Rücken. Rebecca achtete schon nicht mehr auf ihn. Schüsse peitschten. Die rothaarige Frau war für eine Sekunde abgelenkt, was Chiara sofort für eine neue Attacke nutzte. Ungeschickt stolperte Rebecca, ließ sich in die langgestreckte Halle zurückdrängen, auf die Fensterfront zu.
    Jetzt stürmten Bewaffnete in den Saal. Der vorderste von ihnen trug den Arm in einer Schlinge.
    Amadeo floh.
    Er würde sich dafür hassen, solange er lebte, doch er wusste, dass er keine Wahl hatte. Er hatte die entscheidenden Fragmente. De la Rosa war dafür gestorben oder starb gerade in diesen Minuten. Niccolosi war gestorben und mit ihm sein Geliebter, Sheldon war gestorben und in Maria Laach und hier im Vatikan wer weiß wie viele Menschen — und bis auf den Papst hatte keiner von ihnen auch nur geahnt, weswegen.
    Nein, Amadeo hatte keine Wahl. Er musste fliehen, sollte nicht alles vollends sinnlos gewesen sein. Was nach Pios Tod aus den Teilen der Offenbarung wurde, die in seinen Gemächern lagen, mochte Gott wissen. Und die Teile, die Niketas und seine Männer besaßen — was immer sie damit vorhatten: Die ersten beiden Kapitel waren zu wenig, zu undeutlich. Das alles entscheidende Dokument befand sich in der Ledermappe, die Amadeo an seine Brust presste, während er den Flur hinabeilte.
    Niketas. Verdammt, wo waren die Männer in den dunklen Anzügen bloß, wenn man sie brauchte? Amadeo sah hinab auf die Piazza di San Pietro. In halsbrecherischem Tempo rasten Einsatzfahrzeuge der polizia heran. Er sah Männer in schusssicheren Westen, und dort: Das waren Uniformen des Militärs. Gott allein wusste, wo die Soldaten herkamen. Geduckt, jeden Schritt sichernd, kamen sie über den Platz und suchten Deckung am Obelisken im Zentrum der weiten Piazza, die automatischen Waffen im Anschlag. Amadeo hatte nicht den Eindruck, dass jemand auf sie feuerte, aber sie waren vorsichtig.
    Das ist Krieg, dachte er.
    War es das nicht die ganze Zeit gewesen?
    Dann stutzte er. Dort, unter den Arkaden des Bernini. Er war sich nicht sicher, ob... Nein. Nein, es war zu weit entfernt. Es konnten Niketas' Männer sein oder ganz etwas anderes. Es war durchaus möglich, dass er in der gebückten Gestalt im Schatten des Bogengangs sogar den Professor erkannte — oder auch nicht. Machte es überhaupt einen Unterschied? Schließlich waren die Männer noch weiter entfernt als die Soldaten, die sich quälend langsam über den Platz bewegten.
    In seinem Rücken wurde noch immer geschossen. Irgendjemand erwiderte das Feuer. Rebecca war es nicht. Weder sie noch Chiara war zu sehen. Eine Kugel pfiff hart an seiner Schläfe vorbei, und Amadeo begann Haken zu schlagen.
    Ein kurzes Stück entfernt endete die Galerie an einer Fensterfront. Eine Sackgasse? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Irgendwo musste es eine Treppe geben. Dort, eine Tür, gegenüber der Fensterreihe. Fast hätte er sie übersehen. Der Beschuss wurde mit jeder Sekunde stärker. Wo war Rebecca? Er hatte sie zuletzt an den Fenstern gesehen. War sie... Nein, er weigerte sich, das in Betracht zu

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