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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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rings um ihn.
    Rebecca war hinter ihm, blieb immer wieder stehen und feuerte auf ihre Verfolger. Amadeo konnte nicht erkennen, wie viele es waren, auf jeden Fall nicht Chiara allein.
    Chiara di Tomasi. Die Tochter des capo , sexy, herausfordernd. Ein männermordender Vamp — eine Agentin Bracciolinis.
    Männer in Tarnuniformen stürmten ihnen entgegen und riefen Rebecca etwas zu. Die Männer des commandante ! Jetzt erkannte Amadeo die Gesichter wieder. Sofort stürzten sie sich ins Gefecht.
    Wie lange dauerte dieser Alptraum schon an? Es konnte erst wenige Minuten her sein, dass sie die Stanzen des Raphael betreten hatten und der Blondschopf de la Rosa niedergestreckt hatte.
    Die Polizeisirenen wurden lauter. Überall Menschen, die in Panik aus dem Gebäude stürmten, hinaus, hinaus ins Freie, in die Apostolischen Gärten.
    Dieser Weg ist uns versperrt, hämmerte sich Amadeo ein und umklammerte De la Rosas ledergebundene Mappe wie eine Reliquie. Auf ihre ganz eigene Weise war sie ja auch eine Reliquie. Was war dagegen das Grabtuch von Turin? Die Aufzeichnungen des Geliebten Jesu Christi: heiliger ging es wohl kaum.
    Die Gärten waren eine Sackgasse, denn von dort gab es keinen Ausgang, es sei denn auf der anderen Seite von Bracciolinis Amtssitz, halbwegs um San Pietro herum. Das war der Weg, den sie heute Vormittag genommen hatten. Undenkbar! Das wäre tatsächlich die Höhle des Löwen.
    »Rechts!«, brüllte Rebecca und deutete auf einen offenen Durchgang.
    Amadeo hatte ohnehin die Orientierung verloren und gehorchte widerspruchslos. Duartes Männer waren längst an ihnen vorbei, so dass sie einen Augenblick Luft hatten, doch die Schüsse waren noch immer nahe.
    »Wir müssen durch San Pietro!« Keuchend schloss Rebecca zu ihm auf. »Von der Piazza wird die römische polizia kommen.«
    Flure, alte Gewölbe... ein Blick nach rechts. Irgendwann war er hier einmal gewesen. Dann ein Hinweisschild: Capella Sistina . Auch dort wurde geschossen.
    Wer waren alle diese Schützen? Begriffen sie überhaupt, wer auf wessen Seite stand?
    Neue Türen, Flure, Stufen, verwinkelte Gänge.
    Keuchend hielten sie inne.
    Durch einen barocken Marmorbogen blickten sie auf einen langgestreckten Flur, auf dessen linker Seite Tageslicht durch eine Front hoher Fenster fiel. Der Saal war menschenleer.
    Rebecca legte die Finger auf die Lippen. »Wir haben ein paar Umwege gemacht«, flüsterte sie. »Vielleicht haben wir sie abgeschüttelt.«
    Beide Hände an der Waffe spähte sie hinaus auf den Flur, in dem noch immer niemand zu sehen war. Sie ging voran, blickte immer wieder sichernd um sich, Amadeo zwei Schritte hinter ihr. Unheimlich hallte jeder Schritt vom Marmor wider.
    Klack-klack. Klack-klack. Klack-klack. — Klick.
    Das Geräusch war leiser. Und es war anders.
    »Lassen Sie die Waffe sinken! Ganz langsam!«, befahl Chiaras Stimme.
    Sie blieben stehen wie festgenagelt. Rebecca senkte ihre Pistole ohne jede ruckartige Bewegung. Wie in Zeitlupe wandte sie sich um.
    Chiaras Gesicht war ausdruckslos, der Lauf der Pistole auf Rebecca gerichtet. Sie trug ein dunkles, konservatives Kostüm, dessen Rock bis über die Knie reichte, mit lediglich dem winzigsten Ansatz eines Schlitzes. Eben so viel, dass der Stoff sie nicht beim Gehen behinderte. Ihre Haare waren zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Sie sah aus wie eine Gouvernante.
    Warum schoss sie nicht?
    »Bitte«, Amadeos Zunge war trocken wie Asche, »bitte, Chiara, lassen Sie uns reden...«
    »Wie ich diesen Augenblick herbeigesehnt habe«, flüsterte sie. »Bei jedem anzüglichen Blick von euch Kerlen! Glauben Sie ja nicht, ich hätte mich von Ihrer scheinbaren Gelassenheit blenden lassen! Sie sind nicht besser als all die anderen, die den Frauen nachstarren! Und diese Blicke, die sind nur der Anfang! Jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt kann er sich nicht mehr beherrschen, jetzt wird er dich gleich angrabschen, habe ich diesen Augenblick herbeigesehnt. — Wie passend, Seite an Seite mit Ihrer Hure! Ich will, dass Sie mir in die Augen sehen dabei.«
    »Hure?« Er wusste nicht, woher er den Mut nahm, überhaupt zu antworten. »Das sagen ausgerechnet Sie?«
    »Wie ich es gehasst habe«, murmelte sie. »Wie leicht ihr euch täuschen lasst, ihr... Männer!«
    »Wenn Sie die Männer so sehr hassen, warum arbeiten Sie dann ausgerechnet für Bracciolini?«, fragte Rebecca neugierig. Nicht das leiseste Zittern lag in ihrer Stimme. »Warum arbeiten Sie für die römisch-katholische Kirche, in

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