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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dieser aus dem Fahrradkorb sprang, sich zwischen den Absperrgittern hindurchquetschte, unter den Schutzpavillon lief und sich auf das Fundament des Frittomiums – wie Adalbert beschlossen hatte es zu nennen – stürzte und es riss, wie ein Wolf das fetteste Schaf der Herde.
    »Seit wann tust du, was ich dir sage?«, rief Adalbert ihm erstaunt zu.
    Benno gab alles. Stück um Stück riss er heraus, wie ein vierbeiniger Schredder.
    »Benno, aus!«
    Der Foxterrier gab noch mehr Gas.
    Zwei Männer vom Sicherheitsdienst rannten auf ihn zu.
    Adalbert musste sich etwas einfallen lassen. Schnell! Aber tat Benno jetzt, was man ihm sagte, oder das Gegenteil? Oder half nur Fressen? Der Professor entschied sich für alles auf einmal.
    »Benno, spring ins Körbchen. Komm nicht zurück! Ich fahre zur Metzgerei.«
    Was auch immer das Wunder vollbrachte, Benno spurtete zurück und sprang mit so viel Wucht in das Körbchen, dass er Adalbert fast umriss. Dieser trat in die Pedale.
    Hinter ihm erklangen Schreie und dann ein dumpfer, fast weicher, ja matschiger Schlag, als das Frittomium zusammenstürzte und sich in etwas verwandelte, das sehr nach einer riesigen Portion alter Fritten aussah.
    Bietigheim musste schnell fort, die Zeit drängte doppelt. Rasch rauschte er um eine Ecke und direkt um die nächste. Bald waren keine Rufe mehr hinter ihm zu hören.
    Doch plötzlich hörte er eine Kuh blöken. Lang gezogen und, nun ja, vorwurfsvoll. Dann wieder, in genau derselben Intonation. Dabei war die Anzahl von Kühen innerhalb der Altstadt Brügges eigentlich begrenzt.
    Auf null.
    Wieder blökte die Kuh.
    Und zwar in seiner Sakkotasche. Seiner ausgebeulten Sakkotasche. Das Iphel5. Da es unwesentlich handlicher als ein Pflasterstein war, hatte er es zum Zwecke der Selbstverteidigung eingepackt.. Er hielt, atmete kurz tief durch und nahm das Gespräch an – denn er wusste, welch lieblich-rauchige Stimme erklingen würde.
    »Mein lieber Professor, in was für einen Schlamassel sind Sie da nur hineingeraten? Mir kamen ja fast die Tränen, als ich davon hörte. Meine Gedanken sind bei Ihnen!«
    »Danke, meine Liebste … Frau zu Trömmsen«, ergänzte Adalbert schnell und stieg wieder aufs Rad. In ungleichen Schlangenlinien radelte er weiter.
    »Wir sollten demnächst zum Du wechseln, finden Sie nicht auch?«
    Adalberts Herz wummerte. »Oh, ja.«
    »Und danach bumsen wir die ganze Nacht durch.« Hildegard zu Trömmsen lachte herzhaft auf.
    »Köstlich, Ihr Humor, Liebste. Beinahe hätten Sie mich gekriegt.«
    »Noch haben Sie Freilauf, liebster Professor Dr.   Dr.   Bietigheim. Die Betonung liegt auf noch! Ich habe übrigens gehört, in Brügge gebe es einen Dreifachdoktor namens Ceulemans?«
    »Ja«, bestätigte Adalbert brummend.
    »Ich mag es nicht, wenn jemand mehr Titel führt als mein Professor.«
    »Er wird sie sicher verdient haben.«
    »Niemand hat mehr Titel verdient als Sie!«
    Trotz der drängenden Zeit hielt Adalbert nun an. Telefonieren und Fahrradfahren erschien ihm gefährlicher, als Grünkohl und Schokolade zu kombinieren.
    »Sie machen mich ganz verlegen«, antwortete er.
    »Ach, papperlapapp! Aber nun zu dieser Mordserie, die Sie schnell aufklären müssen, um zu mir zurückkehren zu können, die ich in meiner Villa geradezu vereinsame. Von meinem Londoner Buchmacher habe ich erfahren, dass man sehr, sehr viel Geld mit dieser Weltmeisterschaft machen kann, indem man auf diejenigen wettet, die weiterkommen. Aber nicht nur. Nach dem zweiten Mord wurden auch Wetten darauf angenommen, wer dem Mörder wohl als Nächster zum Opfer fallen wird. Sie standen auch auf der Liste.«
    »Ich hoffe, ganz unten.« Bietigheim musste hart schlucken.
    »Nein, aber ich habe Sie herunternehmen lassen, das geht ja nicht! Der Mann mit den höchsten Wetteinsätzen ist ein gewisser de Vaele, bei den Buchmachern auch unter dem Namen Einstein bekannt. Sie kennen ihn sicher.«
    »Ja, dem Namen nach. Ich hatte das … Erlebnis seiner Gegenwart noch nicht.«
    »Ein Naturwissenschaftler, oder?«, fuhr Hildegard zu Trömmsen fort. »Da ist Vorsicht geboten. Einst untersuchten französische, griechische und deutsche Wissenschaftler, warum die Spitze des männlichen Gliedes dicker ist als der Schaft. Ein halbes Jahr später vermeldeten die Franzosen, der Grund sei, den Frauen mehr Lust zu bereiten. Die Griechen brauchten ein Jahr, um zu der Erkenntnis zu kommen, der Grund liege darin, den Männern mehr Vergnügen zu bereiten.«
    »Und die

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