Die letzte Praline
Deutschen?«
»Die meldeten sich schon nach drei Tagen mit ihrem Ergebnis. Die Spitze sei aus Sicherheitsgründen dicker als der Schaft, damit man beim Onanieren nicht abrutscht und sich mit der Faust aufs Hirn schlägt.« Sie lachte laut, und es klang, als stürze ein Achttausender ein. Atemberaubend!
»Eine Linie meiner Vorfahren stammt aus Frankreich«, brachte Bietigheim zu seiner Verteidigung an.
»Das beruhigt mich ungemein.« Hildegard zu Trömmsens Redefluss bahnte sich ein neues Bett. »Was mich gar nicht beruhigt, ist dagegen diese unsägliche Frittenolympiade.«
»Ja, sie ist wirklich eine Schande«, bestätigte Adalbert.
»Nicht nur der Wettbewerb an sich, sondern auch, was diese Frittenmenschen jetzt als Prüfung herstellen mussten.«
»Was denn? Sie können doch nur Fritten.«
»Frittenpralinen!«, antwortete sie empört.
»Oh, mein Gott!« Adalbert wurde übel.
»Jemand muss etwas gegen diesen Wettbewerb unternehmen.«
Der Professor tätschelte Benno das Köpfchen. »Jemand hat bereits etwas dagegen unternommen.«
»Ich werde trotzdem nach Brügge kommen«, verkündete Frau zu Trömmsen nun. »Und Sie beschützen, falls sich Ihnen dieses Weibsstück wieder nähern sollte. Diese Bahlsen. Die geht mir auf den Keks.«
»Baels«, korrigierte Adalbert.
»Egal. Hatten Sie wenigstens Ihren Spaß mit ihr?«
»Ich darf doch sehr …« Adalbert erinnerte sich rechtzeitig daran, mit wem er sprach. »Nur ein Kuss, von ihr, geradezu überfallartig«, räumte er dann ein.
»Und Sie sind des Nachts nicht in ihr Bettchen hinübergeschlichen? War ja nicht weit. So etwas nimmt man doch gerne mit.«
Adalbert atmete durch und sagte etwas, das er bisher noch nie ausgesprochen hatte. »Mein Herz ist bereits vergeben. Meine Augen mögen sich manchmal von fernen Gestaden täuschen lassen, doch mein Herz weiß, dass es nur einen Hafen gibt, wo es sein Glück findet.«
»Und welcher wäre das, mein lieber Professor?«, hakte sie nach. Es war sogar ein Hauch Zärtlichkeit in ihrer Reibeisenstimme. Sie wollte es nun wohl endlich hören.
Nochmals Luft holen und gleich noch mal, Luft konnte man ja nie genug in den Lungen haben. »Dieser Hafen, verehrte Hildegard zu Trömmsen, ist niemand anderes als …«
Piepen. Dann noch ein Piepen. »Akku leer«, verkündete das Display.
Akku leer? Hatten diese Geräte einen Akku? Adalbert schüttelte das klobige Gerät. »Geh an!«, befahl er laut. Denn er hatte gehört, dass es heutzutage Sprachsteuerung gab. »Sprich mit mir!«
Benno bellte.
Es konnte doch nicht sein, dass es gerade jetzt ausging, da er endlich den Mut gefasst hatte, der Liebe seines Lebens seine Gefühle zu gestehen! Das konnte, das durfte das Schicksal ihm doch nicht antun!
Doch das Schicksal kümmerte sich kein bisschen darum, was man von ihm erwartete.
Und Adalbert versenkte das vermaledeite Gerät fluchend in der nächsten Gracht.
Nur zwischen einunddreißig und zweiunddreißig Grad konnte dunkle Schokolade verarbeitet werden. Ein extrem kleiner Bereich, in dem die Voraussetzungen perfekt waren, um zum Ziel zu kommen. Kühlte sich die Lage ab, musste von Neuem mit der Erhitzung begonnen werden. Genau so fühlte es sich für Adalbert an, was das Geständnis seiner unendlichen Liebe an Hildegard zu Trömmsen betraf. Weswegen er davon absah, von einem Festnetzapparat anzurufen. Stattdessen trat er umso energischer in die Pedale, die verlorene Zeit so gut wie möglich aufholend. Bei Pit konnte es auf Minuten ankommen. Nie hätte er gedacht, sich Sorgen um diesen riesenhaften, bärenstarken Mann machen zu müssen. Doch niemand war sicher vor Gewalt, so breit sein Kreuz auch sein mochte.
Der Samstagabend wurde lang, die für die Überführung des Mörders nötigen Gespräche gingen bis tief in die Nacht, welche ebenso sanft wie schnell auf Brügge fiel, wie warme Vollmilch, in die so lange dunkle Schokolade gemischt wurde, bis sie fast schwarz war. Vieles musste erklärt werden, wieder und wieder, einiges noch nachgeprüft.
Nun war der Sonntag da. Und Benno fort. Er hatte einen Spezialauftrag. Adalbert musste ohne ihn auskommen, was ihm sehr schwerfiel – mit Benno an der Seite ging man halt auf sechs Beinen durch die Welt.
Die Stunden bis zur abendlichen Preisverleihung verbrachte der Professor mit einer »Tour de Chocolat« durch Brügge, um seine Nerven zu beruhigen. Mehr als fünfzig Schokoladengeschäfte gab es zurzeit, und es wurden immer mehr. Eigentlich galt Brüssel als belgische
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