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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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allerdings nicht nur der Adi und der Pit, es waren auch die Kinder der Lüdenscheid-Bietigheims: Kevin, Chantalle, Angelina und Heinz-Horst. Sie standen hinter ihren Eltern und scharrten unruhig mit den Füßen. Oder führten eine Tiefbohrung in ihrer Nase durch.
    »Sie kennen sich also?«, fragte der Professor, an Pit gewandt, ein teuflisches Lodern in seinen Augen.
    »Das versuche ich Ihnen ja die ganze Zeit zu sagen. Ihre Mischpoke ist gestern Abend eingetroffen, weil …«
    »… na, weil wir gehört haben, dass hier zu unserem Wein Pralinen fabriziert werden«, unterbrach Elfi ihn mit glänzenden Augen. »Und wie toll du über unseren Wein gesprochen hast, Adi. Da mussten wir natürlich kommen, das war ja fast eine Einladung, nicht? Du hast ihn ja richtig in den Himmel gehoben, dabei ist es doch nur ein einfacher Trollinger, ein Schoppenwein. Nix Besonderes, aber ein ehrlicher Tropfen! Adi, ich sag immer: ein Wein wie wir. Das Salz der Erde, nicht? Das Salz der Erde!«
    »Ich habe euren Wein niemals in den Himmel gehoben!« Diese Unterstellung konnte er einfach nicht auf sich sitzen lassen.
    Überraschung, dann Enttäuschung in den Gesichtern der Lüdenscheid-Bietigheims.
    »Nein, hat er nicht, den Job hat er dem Besten der Besten übertragen: Moi!«, erklärte Pit. »Dem Schokobär.«
    »Ah!« Elfriede und Wolfram waren wieder versöhnt. »Wie auch immer: Da sind wir! Und wir wollen euch auch nicht bei der Arbeit stören.«
    »Nein, gar nicht, nein. Du kennst uns ja, Adi«, stimmte Wolfram seiner Angetrauten zu und nahm sich das letzte warme Brötchen aus dem Körbchen des Professors. »Aber ein paar Ideen für unsere Bäckerei aufschnappen. Wir machen ja auch Pralinen. Abteilung: Industriespionage. Zwinkerzwinker!« Wolfram zwinkerte. »Wobei die Elfi fürs Gucken zuständig ist, meine Augen sind ja nicht mehr so gut, dafür höre ich aber wie ein Luchs! Kannst die Kinder fragen.«
    Die Brut der Lüdenscheid-Bietigheims blickte nicht einmal auf.
    »Ich hoffe nur, wir werden nicht auch mit Schokolade überzogen«, warf Elfi mit weit aufgerissenen Kulleraugen ein. »Das ist ja schon sehr unappetitlich. Man spielt schließlich nicht mit Lebensmitteln. Auch nicht, wenn man jemanden umbringt. Und dass die Frau dann auch noch nackelig sein musste! Warum hat die sich denn nichts angezogen, bevor sie umgebracht wurde? Also, mir wäre das unangenehm.«
    Adalbert war perplex. »Woher wisst ihr? Pit, haben Sie etwa …? Das hält die Polizei doch noch geheim!«
    »Nee, nee, dein Spannmann hat nix gesagt«, sprang Wolfi sogleich für Pit in die Bresche. »Musste er auch gar nicht. Hier steht’s schwarz auf weiß mit Druckertinte.« Er warf Adalbert den »De Standaard« auf seinen Frühstücksteller.
    Tatsächlich. Auf Seite eins. Der Aufmacher. Sämtliche Details des Leichenfunds. Die Quelle wurde nicht namentlich benannt. Es hieß nur: aus gut unterrichteten Kreisen. Sie hatten den Artikel mit einem Foto der neuen Chocofee neben ihrer Schokoladenskulptur bebildert. Eingerahmt von der lächelnden Madame Baels und dem lächelnden Professor Dr.   Dr.   Bietigheim.
    Kommissar Aspe würde kochen vor Wut.
    Und vermuten, dass die Quelle auf dem Foto zu sehen war. Und aus Hamburg stammte.
    Adalbert beschloss, zur Stärkung ausnahmsweise ein zweites Ei zu verspeisen.
    Der Professor liebte Listen. Sie ordneten das Leben, gaben Struktur, Reihenfolge und, was am wichtigsten war: etwas, das man abhaken konnte. Gab es etwas Erfüllenderes als Abhaken? Außer einem gelungenen Soufflé? Oder dem Gefühl, einem Studenten durch harsche, schonungslose Kritik den richtigen Weg gewiesen zu haben? Wohl kaum!
    Ganz oben auf der gerade erstellten Liste mit Spuren, denen nachgegangen werden musste, stand Franky van der Elst. Dieser hatte ihm mit Sicherheit nicht die ganze Wahrheit erzählt. Die Löcher in seiner Geschichte waren größer als die im Schweizer Käse. Van der Elsts Informationen waren kein Käse mit wenigen Löchern. Es waren Löcher mit wenig Käse. War er nun Freund oder Feind der Familie Reekmans? War jemand, der Molotowcocktails warf, auch zu einem Mord fähig? Und der Leichenfund wirklich so zufällig wie behauptet?
    Doch van der Elsts Handy war aus, er weilte nicht in seinem Geschäft, nicht bei sich zu Hause, und niemand wusste genau, wo er steckte. Besorgungen machen, wurde Bietigheim und Pit gesagt.
    Doch damit ließ der Professor sich nicht abspeisen. Es gab eine Frau, die genau wusste, wo sich die Finalisten der

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