Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
umgehend informieren. Pit, übernehmen Sie dies bitte. Sie sind schließlich im Besitz eines transportablen Telefons. Ich werde nochmals hinausgehen und schauen, ob ich den Geflüchteten noch irgendwie ausmachen oder Hinweise auf seinen Verbleib sowie seine Indentität finden kann.« Er beugte sich zu Pit. »Und danach wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir helfen könnten, meinen Benno zu finden.«
    Der Wind war heute ein Komplize des Verbrechens. Die Spuren im Sand, nach denen der Professor nun suchte, hatte dieser längst verweht. Nichts war mehr zu erkennen. Nur gleichmäßige Wellen im Sand, Miniaturdünen, die sich peu à peu verschoben. Und doch gab es Ecken, in welche der Wind nicht drang, weil Verwehungen es verhinderten, weil die Luft sich an anderer Stelle staute. So etwa an den Windschutzplanen, die sich neben den in Reih und Glied aufgestellten Strandliegen bis zum Holzplankenweg unterhalb der höher gelegenen Strandpromenade erstreckten.
    Der Professor suchte die Reihen ab – und fand tatsächlich Spuren. Die einer augenscheinlich äußerst schwerfälligen Möwe und die eines äußerst flinken Foxterriers. Doch keine menschlichen. Dann erst wurde ihm klar, dass er an der völlig falschen Stelle suchte. Der Mann, welcher bei Vanessa Hohenhausen eingedrungen war, würde versucht haben, möglichst schnell Deckung zu finden, anstatt für alle sichtbar zurück in den Ort zu laufen. Also vom Pavillon Hohenhausens zuerst zu dem Macallans und dann so schnell wie möglich hinter das Zirkuszelt, das in südlicher Richtung tatsächlich Windstille bot.
    Der Professor ging die Strecke ab.
    Keine Spuren an Macallans Pavillon.
    Keine Spuren am nördlichen Ende des Zirkuszelts.
    Doch am südlichen fand er sie. Ganz nah an der Plane, tiefe Schuhabdrücke. Er folgte ihnen, obwohl er wusste, dass sie verweht sein würden, sobald sich der Fremde in Richtung Strandpromenade aufgemacht hatte. Der Professor blickte nur auf den Boden, versuchte, das Profil der Schuhe zu erkennen. Rillen waren zu sehen, wie die Sohlen von Sportschuhen sie oft besaßen.
    Bis er ein Kläffen hörte, ein bekanntes, wütendes Kläffen.
    Zuerst sah er Benno.
    Und erst dann, was dieser anbellte: einen Mann mit modischen, braunen Turnschuhen.
    Es war der Jaguarkrieger, sein schwarz glänzendes Obsidianmesser in der Hand. Als er Bietigheim erblickte, rannte er in Richtung der Strandpromenade. Benno sprintete hinterher, und auch Bietigheim, der sich wahrlich besseres Wetter für eine zünftige Verfolgungsjagd gewünscht hätte. Aber immerhin war er es diesmal nicht, der verfolgt wurde – ein nicht unbedeutender Pluspunkt. Es war deutlich angenehmer, hinter einem Mann mit Stichwaffe herzulaufen als vor diesem weg. Auf der Negativliste stand dagegen, dass er durch Sand laufen musste, was jeden Schritt doppelt schwer machte und ihn innerhalb kürzester Zeit seine Ober- und Unterschenkel spüren ließ. Doch Meter um Meter kam er dem Jaguarkrieger näher, was nicht daran lag, dass er sportlicher war, sondern an dem kleinen, frechen Foxterrier, der dem Flüchtenden zwischen den Beinen herumsprang und ihn ein ums andere Mal ins Straucheln brachte.
    Doch was sollte er tun, wenn er ihn stellte? Sich auf ihn werfen? Dann konnte die Klinge den Weg tief in sein Herz finden. Der Professor tastete die Taschen seiner Barbour-Wachsjacke ab. Hatte er etwas bei sich, das als Waffe Verwendung finden konnte? Er fühlte etwas Hartes, Schweres. Das Iphel5! Pit hatte es ihm einfach in die Jacke geschmuggelt. Eine Unverschämtheit!
    Die Promenade rückte näher.
    »Fass ihn, Benno! Beiß ihn in die Beine!« Benno bellte laut auf und rannte mit hechelnder Zunge auf Adalbert zu. »Nicht mich! Lass meine Hose los! Den anderen! Das machst du extra, oder?«
    Benno ließ ein freudiges Bellen ertönen.
    Der Jaguarkrieger entfernte sich. Jetzt war er schon auf der ersten Stufe der Treppe, die hoch zur Promenade führte. Er hatte festen Boden unter den Füßen. Adalbert legte einen Zahn zu. Doch es war hoffnungslos. Schließlich griff er sich das Iphel5 und warf das schwarze Geschoss in die Richtung des Azteken.
    Und tatsächlich: Er traf.
    Zwar nur in der Kniekehle, aber das brachte den Flüchtenden aus dem Gleichgewicht und ließ ihn mit weit rudernden Armen auf die Treppenstufen fallen. Mit diesem Gerät konnte man sicherlich auch Fensterscheiben einwerfen oder – bei einem Bauernhandy wohl eher notwendig – Wildschweine abwehren.
    Gleich hatte er ihn!
    Der Bursche lag

Weitere Kostenlose Bücher