Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Zeit geschehen, die uns bestens bekannt ist, aber von der unsrigen weit entfernt. Ungefähr siebzehn Jahrhunderte
von unserer Ära an gerechnet, das heißt, eine weitaus größere Zeitspanne, als von der Gründung Roms bis zum heutigen Tag vergangen ist.‹
Siebzehn Jahrhunderte plus dreihundert Jahre …«, murmelte Liam und wurde blass. »Das heißt, viel fehlt nicht mehr …«
Auch Alanna erbleichte. Das Ganze schien über ihre Kraft zu gehen.
Liam wandte sich wieder dem Text zu.
»
›Also‹, fuhr Arius fort, ›gab der Heilige Geist Johannes ein, den Inhalt der ihm offenbarten Prophezeiung geheim zu halten: Denn es ist gut, dass die Christen aller zukünftigen Zeiten, auf dass in ihnen die Gottesfurcht wach bleibe, Angst hegen, der Jüngste Tag könnte nahen, und nicht so unbestimmt weit weg sein von ihrer irdischen Zeit, und noch weiser ist es, die Christen, die kurz vor der Erfüllung der Prophezeiung leben, im Unwissen zu lassen, um sie nicht in Panik und Verzweiflung zu stürzen. Schließlich, o Göttlicher, kann ich Dir versichern, dass andere Abschriften nicht existieren. Die Rollen sind ihrer zwei, da der Evangelist in seiner Umsicht Sorge trug, seine Visionen in zweifacher Ausfertigung niederzuschreiben: eine in seiner Muttersprache, dem Hebräischen, und die andere in der weitverbreiteten Sprache des großen Griechen Alexander. Johannes tat dies, da er fürchtete, dass der kaiserliche Adler, nach Zerstörung des Tempels und der Verfolgung der Juden, jede Spur von Davids Stamm tilgen wolle, so auch die Sprache seiner Propheten. Wie ich bereits sagte, übergab Johannes die Rollen auf dem Sterbebett dem Presbyter, der dafür sorgte, dass die Aufbewahrung durch die Kette der bischöflichen Nachfolge garantiert sei, in einer geheimen Nische der Kuppel in der Apsis der Heiligen Kirche in Ephesus, genau über der Grabstätte der beiden Johannes. Zur Zeit der Verfolgungen durch Kaiser Diokletian wurden die Rollen, aus
Angst, das heidnische Schwert könnte die Kultstätten zerstören und die heiligen Zeugnisse verbrennen, in der zum Gedenken an den Prokonsul Asiens, Celsus Polemeanus, errichteten Bibliothek versteckt. Der Einfall war trefflich, denn niemals hätten die Frevler christliche Ikonen in den von ihnen selbst errichteten öffentlichen Gebäuden vermutet. Und dort blieben sie, bis Deine Weisheit, mein Augustus, Dir durch göttliche Erleuchtung vor dem Triumph bei der Milvischen Brücke, das Edikt von Mediolanum eingab, das unseren Kirchen das bürgerliche Recht einräumte, unseren christlichen Glauben ohne Angst vor Verfolgung in allen Provinzen des Reichs zu praktizieren. Ich selbst war es, der in jener Zeit die Schriftrollen aus ihrem geheimen Schrein holte, und seitdem trage ich sie bei mir, ohne mich je von ihnen zu trennen. Heute überantworte ich sie, o Göttlicher, Deinem Schutz. Die Unbill, die mich erwartet aufgrund meiner Lehre von der andersartigen Substanz des Gottessohnes, wie sie von diesem heiligen Konzil verworfen, würde mich hindern, fürderhin die Aufgabe ihrer Verwahrung zu erfüllen. So könnten sie in die Hände von Gottlosen fallen oder verloren gehen, aufgrund meines Unglücks. Dir überbringe ich sie, oberster Herrscher über Wasser und Land des Erdkreises, zum Zeichen des Gehorsams und des Glaubens, auf dass deine Machtfülle die Kette der Überlieferung garantiere, von jetzt an bis in Ewigkeit, und den ursprünglichen apostolischen Befehl erfülle.‹
Also gibt es zwei Schriftrollen …«, überlegte Liam.
»Immer vorausgesetzt, dass sie bis heute erhalten sind«, bemerkte Alanna.
39
Ort: Abu Dhabi
Weltzeit: Freitag, 26. Juni, 17.21 Uhr (GMT)
Ortszeit: 21.21 Uhr
»Erzählen Sie mir von diesem Buch, Mr. Kerr: Keine Frage, Sie haben mich schließlich doch neugierig gemacht«, fing der Prinz an. Er schien sich wieder wohl in seiner Haut zu fühlen, jetzt, da er bequem hinter seinem riesigen Schreibtisch saß und mit dem durchsichtigen Würfel herumspielte, der seinen ersten Tropfen schwarzen Goldes einschloss.
Kerr und Hussayn saßen Amir Khan gegenüber, in die hohen Ledersessel versunken.
»Die Offenbarung oder Apokalypse des Johannes, Euer Hoheit. Ich denke, Ihr habt davon gehört.«
»Die Apokalypse … eine Prophezeiung über den Untergang der Welt. Sie gehört zu den Schriften, aus denen sich Ihre Bibel zusammensetzt, wenn ich nicht irre.«
»Ja, die apokryphe Version.«
»Die apokryphe Version? Was meinen Sie damit?«
»Dass der
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