Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Moltenis Übersetzungen aus dem Lateinischen erstaunlich ähnlich, während die Detailgenauigkeit darauf hindeutet, dass dieser Text ein direktes Zeugnis liefert, womöglich in mündlicher Überlieferung durch die Jahrhunderte. Oder es handelt sich um die – ziemlich freie – Übersetzung eines antiken Textes … Ich weiß es nicht. Der Inhalt jedenfalls ist erschütternd.«
    »Allerdings«, stimmte Alanna zu. »Irgendwo auf der Welt gibt es eine Version der wahren Apokalypse, die das genaue Datum des Weltendes offenbart.«
    »Und das könnte einiges erklären. Zum Beispiel würde es bestätigen, dass Molteni tatsächlich der Meister eines Geheimbundes mit einer ganz konkreten Aufgabe war: den wahren Text der Apokalypse zu hüten.« Liam unterbrach sich einen Moment, dann holte er das Buch, das der Professor ihm geschenkt hatte, aus der Tasche hervor und zeigte AlannaMoltenis Widmung und das Symbol, mit dem er unterschrieben hatte. »Hier, siehst du dieses Symbol, die sogenannte Quatre de chiffre? Wie ich dir schon in Dublin angedeutet habe, hat es eine präzise Bedeutung. Es verweist auf den Meister einer Geheimgesellschaft.«
    Sie drehte das Buch ungläubig in den Händen. »Diese ganze Geschichte kommt mir aberwitzig vor, Liam. Soll das heißen, dass du der nächste Meister bist?«
    »Ich fürchte ja«, gab er zu. »Aber ich fürchte auch, dass Molteni nicht mehr die Zeit hatte, die Nachfolge in aller Form an mich zu übergeben. Dazu gibt es einfach noch zu viele ungeklärte Fragen.«
    »Lies doch weiter, vielleicht verstehen wir dann etwas mehr.«
     
    »
Wieder unterbrach der Quästor Arius mit dem dreifachen Händeklatschen, zum Zeichen, dass der Kaiser in die Diskussion eingreifen wolle: ›Presbyter Arius, der Göttliche Augustus bittet mich, dir mitzuteilen, dass er zum Wohl deines Geistes deine Worte für wahr hält. Ist ihm doch bestens bekannt, dass das Buch der Apokalypse, wie die Christenheit es heute kennt, obskure Passagen enthält, die nicht einmal die erhabensten Doktoren der heiligen Exegese zu deuten vermochten, und dies erscheint ihm in seinem königlichen Urteil wie der einleuchtendste Beweis dafür, dass du die Wahrheit sprichst. Der Göttliche Augustus hat nicht die Absicht, dir zu befehlen, das Schweigegebot zu brechen, das dir, in der Kette der bischöflichen Nachfolge, durch den testamentarischen Willen des Apostels Johannes auferlegt wurde. Er fordert dich jedoch auf, ihm genauer auseinanderzusetzen, wenn auch unter Beachtung der dir auferlegten Geheimhaltungspflichten, warum die ohne bildhafte Umschreibung und in direktem Zeugnis dargestellten Geschehnisse obskur und unverständlich wirken sollten und in welchem Zeitraum sich diese Ereignisse
zutragen werden und was schließlich seiner umsichtigen Weisheit garantieren könne, dass nicht andere Abschriften der Texte existieren, die du uns bringst. Denn immerhin stellst du zwei Rollen zur Schau, was zu dem Schluss führt, dass eine Abschrift bereits gefertigt wurde.‹
«
     
    Liam hielt inne, von der Tragweite dieser Enthüllungen verstört. Er schien nicht in der Lage weiterzulesen. Instinktiv legte Alanna ihre Hand auf die seine. Diese Geste brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er lächelte sie dankbar an, ehe er mit lauter Stimme fortfuhr.
     
    »
Die Atmosphäre schlug spürbar um. Die Kundgebung des kaiserlichen Vertrauens, wie sie eben formuliert worden, verlieh Arius neuen Mut, wohingegen Athanasius bebte, während die anderen keine Miene verzogen. Die Sonne versank endgültig im Okzident, und für einen Moment war das Atrium in Finsternis getaucht. Arius begann zu antworten, während die Eunuchen das Feuer in den Kohlebecken entfachten und die Wandfackeln nach dem Lauf der Sonne, wie es der Ritus der Begrüßung des Neumonds vorsah, entzündeten. ›O Göttlicher, Johannes berichtet in direkter Anschauung von magischen Substanzen und der Christenheit unbekannten grauenhaften Maschinen, von glühenden Sternen, die herabstürzen, Städte zerstören und das Wasser der Flüsse und Meere vergiften, von großen Seen schwarzen, brennenden Wassers und kleinen leuchtenden und surrenden Götzen, die sich mit teuflischem Zauber ganze Völker unterjochen. Furchtbare, wundersame Geschehnisse, die das Heraufziehen der großen Not des Gottesvolkes einleiten, düstere und unverständliche Geschehnisse, die den einfachen und demütigen Geist von Christi Herde in Verzweiflung stürzen. Diese Ereignisse werden zudem in einer