Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Kriege habt ihr erdulden müssen wegen dieser nichtigen Streitigkeiten …Aber sagen Sie mir doch: Für wann ist das Ende der Welt vorhergesehen?«
Kerr lächelte: »Für die Zeit, da die Operation ›Leeres Viertel‹ abgeschlossen sein wird.«
Das hatte gesessen. Der Prinz griff sich wieder den Kristallwürfel von der Schreibtischplatte und hüllte sich lange in Schweigen. Kerr wartete geduldig.
»Es gibt einige Aspekte, die sich mir wirklich nicht erschließen«, sagte endlich Amir Khan.
»Sprecht.«
»Zuerst einmal: Wie sind Sie auf mich gekommen? Zweitens: Was wollen Sie von mir? Drittens: Warum glauben Sie, dass ich Ihnen helfen könnte?«
Kerr nickte, als verstünde er die Wichtigkeit der aufgeworfenen Fragen, aber sofort darauf erhob er sich völlig überraschend aus dem Sessel.
»Auf jede dieser Fragen habe ich eine präzise Antwort, Euer Hoheit. Aber es ist schon sehr spät, und ich würde gerne ruhen. Morgen früh fahren wir mit unserer Konversation an genau dieser Stelle fort.«
Amir Khan seufzte. Dieser Mann verstand sein Handwerk wirklich. »Erlauben Sie mir wenigstens, Sie die Nacht über zu beherbergen«, schlug er vor, während er ebenfalls aufstand.
40
Ort: Turin
Weltzeit: Freitag, 26. Juni, 17.36 Uhr (GMT)
Ortszeit: 19.36 Uhr
Liam las weiter vor:
»
Athanasius bat um das Wort, um endlich seinem Dissens Ausdruck zu verleihen. Als ihm das, dem Ritual gemäß, gestattet wurde, sagte er: ›Göttlicher Augustus und zumindest die unter euch, die heilige und orthodoxe Brüder sind, schenkt mir Gehör, ich flehe euch an: Wieder hört sich in meinen Ohren das Wort des Häretikers Arius, des Denunzianten und Scharfrichters der Völker, heidnisch und betrügerisch an. Denn wenn seine Schriftrollen der Verdammnis nur das Geschwätz von Kaufleuten enthielten, wie ich vermute, dann lohnte es die Mühe nicht, sie geheim zu halten, denn die Exegeten an der Spitze unserer Kirchen würden sie, wenn sie sie studierten, sofort ganz einfach als Infamie brandmarken. Und wenn sie doch das bis heute unbekannte Wort des Evangelisten enthielten, so gibt es, da jeglicher Beweis fehlt, dass derselbe sie habe unter Verschluss halten wollen, bis auf das Zeugnis des lügnerischen Arius und seiner häretischen Anhänger, keinen Grund, diese Rollen der Verehrung durch die Christenheit zu entziehen, umso mehr, als die furchtbaren Prophezeiungen, die darin enthüllt werden, der gesamten Kirche als Warnung dienen und in den heutigen und künftigen Generationen die Gottesfurcht stärken würden, und nicht nur in den weit
entfernten, welche Zeugen vom Heraufkommen der Feinde Christi sein werden. Folglich halte ich es in beiden Fällen für angezeigt, sowohl aus Gründen des Glaubens wie der Logik, die Schriften, die der Häretiker Arius uns soeben zeigte, öffentlich zu machen.‹
Der Zuhörerschaft schien dies der soundsovielte Disput, und niemand wagte mehr das Wort zu ergreifen, aus Furcht, die Position zu beziehen, die dann vom kaiserlichen Verdikt verworfen werden könnte. Konstantin wandte sich einen Augenblick ab, vielleicht vom ersten Lichtstrahl des Mondes getroffen, der in diesem Moment im Osten aufging. Sofort nahm er jedoch wieder die zeremonielle Haltung ein und bedeutete dem Quästor, sich zu nähern.
Dieser verschwand, um ihn anzuhören, trat nach einiger Zeit wieder vor den Schleier und verkündete: ›Hochgeachtete Patriarchen, die Aufgabe von Kaiser Augustus Konstantin ist es, die Blüte des Heiligen Römischen Reiches zu befördern, dem Friede und Eintracht seiner Völker zum Nutzen gereichen, in Erfüllung der weltlichen Gesetze und Achtung der Dekrete, auf dass ein harmonisches irdisches Dasein allen der Vorbote der Himmelspforte sei, im Glück eines einzigen orthodoxen Glaubens und einer einzigen katholischen Kirche, die eint und stärkt. Diese heilige Pflicht veranlasst den Göttlichen heute in seiner Unparteilichkeit dem Argument des Arius zu folgen und die Gabe, die dieser ihm reicht, anzunehmen, um sich das Gebot des Evangelisten zu eigen zu machen, diese Rollen zum Ruhme des Himmels und der Erde von nun an bis in Ewigkeit zu hüten: Der Göttliche Augustus urteilt nämlich, dass die Offenbarung der Schriften des Johannes Zwietracht und Unruhe sähen und damit den Frieden der christlichen Völker gefährden könnte. Er bittet mich zudem, dir, Presbyter Arius, mitzuteilen, dass deine edle Geste und deine Treuebekundung für dein zukünftiges Los in Rechnung gestellt werden und
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