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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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Zwei Papyrusrollen, um genau zu sein, wie damals üblich. Drei Jahrhunderte vor der Geburt des Propheten Mohammed gerieten diese Rollen in die Hände des Römischen Kaisers Konstantin des Großen. Ich weiß nicht, ob Ihr je von ihm gehört habt …«
    »Mr. Kerr«, unterbrach ihn der Prinz arrogant, »ich erinnere Sie daran, dass ich im Westen studiert habe, mit besten Ergebnissen. Und dann war Konstantin der Letzte, der ernsthaft versucht hat, in seinem unermesslichen Reich Orient und Okzident zu einen. Deshalb habe ich im Vorfeld der Konferenz sein Denken und Wirken gründlich analysiert.«
    »Gut, das hilft uns«, erwiderte Kerr ruhig. Dann fuhr er fort: »Konstantin beschloss damals, die Prophezeiung geheim zu halten, damit sie erst zur rechten Zeit enthüllt werde.«
    »Und warum das? Er war nicht einmal echter Christ: Er machte sich die neue Doktrin nur zu eigen, weil sie ihm äußerst nützlich dabei war, Ordnung in seinem Reich zu schaffen.«
    »Ich stimme mit Euch überein, Euer Hoheit. Er verhieltsich aus rein politischen Gründen so. Das kommt auch heute noch vor …«
    Amir Khan überhörte diese Anspielung.
    »Wahrscheinlich«, sprach Kerr weiter, »kam Konstantin zu dem Schluss, dass die Prophezeiung, da sie tragische Ereignisse ankündigte, die jedoch in weiter Ferne lagen, für die damalige Zeit keinen konkreten Nutzen haben konnte. Im Gegenteil, sie hätte in den Völkern die Gottesfurcht geschwächt und die Angst vor dem Ende der Tage, wodurch die Menschen zu Ungehorsam und Sünde verleitet worden wären, was wiederum nicht im Interesse eines Herrschers liegen konnte, der ein gewaltiges und turbulentes Reich zu regieren hatte.«
    »Woher wusste er, dass man von Ereignissen in ferner Zukunft sprach?«
    In Kerrs Augen tauchte ein Funkeln auf: »Weil die Prophezeiung des Johannes klar das Datum der Apokalypse nennt.«
    Der Prinz zuckte zusammen, was er nicht überspielen konnte: »Das heißt, wer den Text kennt, weiß mit Sicherheit, wann die prophezeiten Ereignisse eintreten werden.«
    Kerr nickte.
    »Fahren Sie fort, Mr. Kerr: Wann soll sich Ihre Prophezeiung bewahrheiten?«
    Der Mann tat, als hätte er die Frage nicht gehört, und sprach weiter: »Auf Befehl Konstantins wurde eine der beiden Rollen im Orient versteckt, in der heutigen Türkei, um genau zu sein, und die andere im Okzident, an einem uns leider unbekannten Ort. Um den Schutz der beiden Rollen zu garantieren, ordnete Konstantin ein Aufbewahrungsritual an, das über siebzehn Jahrhunderte tradiert wurde.«
    »Das heißt, bis in unsere Zeit«, unterbrach der Prinz ihn erneut, nachdem er stumm gerechnet hatte.
    »Genau.«
    »Und Sie, wie haben Sie all das erfahren?«
    »Um die Rolle des Orients vor den Wirren zu schützen, die folgten – ich beziehe mich auf die arabische Expansion und die Raubzüge der Ottomanen, Euer Hoheit –, gründete der für den Schutz der Rolle im Orient Verantwortliche einen Geheimorden, die Bruderschaft, die ich … sehr gut kenne.«
    »Ich verstehe, Mr. Kerr, ihr Westler habt eine Schwäche für Geheimbünde, aber was ich nicht verstehe ist, warum Sie die Rolle vernichten wollen, da doch Ihre Aufgabe zu sein scheint, sie zu schützen.«
    »Wie gewöhnlich habt Ihr, Euer Hoheit, ins Schwarze getroffen. Man könnte sagen, dass sich ab einem gewissen Zeitpunkt innerhalb der Bruderschaft die Idee durchsetzte, dass es der Menschheit zum Wohle gereichen würde, wenn man die Rolle vernichtete. Der Grund? Dafür zu sorgen, dass sich zu dem Schmerz über das unvermeidliche Ende der Welt nicht auch noch die vermeidliche Pein seiner Vorahnung gesellt. Diese … Sichtweise hat innerhalb der Bruderschaft eine latente Spaltung bewirkt: auf der einen Seite die sogenannten ›Offenbarer‹, die der ursprünglichen Mission treu sind, auf der anderen die ›Vernichter‹, die, so wie ich, dafür kämpfen, dass die Prophezeiung ausgelöscht wird.«
    Amir Khan hatte seinen Gleichmut verloren. Auf der einen Seite hätte er sich gerne eingeredet, dass er es hier schlichtweg mit einer christlichen Legende zu tun hatte, kurios, sicher, aber für seine Pläne vollkommen irrelevant; auf der anderen Seite spürte er, dass er der Sache auf den Grund gehen sollte: Zwischen Zufall und Zusammenhang verlief nur eine hauchdünne Trennlinie, und er musste mehr darüber erfahren.
    Deshalb sprach er in umgänglichem Ton weiter: »Mr. Kerr, jetzt verstehe ich. Es handelt sich um den üblichen theologischen Disput zwischen Ungläubigen. Wie viele

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