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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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wollte, dass ich gesund werde.« Kerr nahm einen weiteren Bissen vom Grill und legte ihn sich auf den Teller. »Ich habe fünf lange Jahre in der Rehabilitation verbracht. Und wie Ihr seht, trage ich noch immer die Spuren jener Krankheit.« Während er dies sagte, ließ er den Zeigefinger über die dünne weiße Furche fahren, die von einer Schläfe zur anderen über die Stirn lief.
    »Ich freue mich für Sie, Mr. Kerr. Und ich nehme an, Ihr Mut hat bewirkt, dass weitere Menschenleben gerettet werden konnten.«
    Kerr sah dem Prinzen direkt in die Augen: »Leider nicht, Euer Hoheit. Dieser Eingriff wurde danach noch an vielen Patienten ausprobiert. Aber keiner von ihnen, nicht einer, hat überlebt.«
    Eine Weile herrschte Stille, die nur vom Brutzeln der Fleischstücke und dem fernen Rollen der Dünung unterbrochen wurde. Amir Khan wurde Kerrs magnetischer Blick langsam unbehaglich, und so versuchte er, sich mit einer witzigen Bemerkung zu befreien: »Das heißt, Sie sind ein wandelndes Wunder!«
    Kerr erlöste ihn nicht von seinem starren Blick und erwiderte, mit einer provokanten Note: »Wenn Ihr es so sehen wollt, Euer Hoheit!«
    Hussayn schaltete sich ein, um die Stimmung ein wenig aufzulockern: »Hat Ihnen gestern Abend unser Fest zum Abschluss der Konferenz in Dubai gefallen?«
    »Ein außerordentliches Spektakel, Mr. Hussayn, ich habe selten ein derart phantastisches Feuerwerk gesehen.«
    »Wir haben über ein Jahr an der Vorbereitung gearbeitet«, schaltete der Prinz sich wieder ein. Erleichtert kehrte er auf das ihm kongeniale Terrain zurück: das der Selbstbeweihräucherung. »Stellen Sie sich vor: Zwanzig Minuten lang hat das Feuerwerk den Himmel über dem gesamten Territorium der Emirate erleuchtet, flächendeckend, fast bis an die Grenze zum ›Leeren Viertel‹, der Wüste Rub al-Khali, die uns von Saudi-Arabien trennt … Was für ein Erfolg: Alle Sender waren zugeschaltet, und jeder, wirklich jeder hat nach oben gesehen, in den überstrahlten Sternenhimmel. Man hat mir von Kranführern erzählt, die nach Schichtende in ihren Kabinen geblieben sind, um sich das Schauspiel anzusehen.«
    Endlich ließ Kerr ihn mit dem Blick aus und betrachtete den Horizont. Er kniff die Augen zusammen, um den letzten Lichtschimmer einzufangen, ehe die Nacht hereinbrach und Meer und Himmel verschmelzen ließ.
    Er sprach langsam, und seine Stimme schien von weit her zu kommen: »
Cai poièi semèia megàla, ina cai pur poié ek tu uranù catabàinein eis ten ghen enòpion ton anthròpon.
«
    Der Prinz betrachtete ihn verwundert.
    »Das ist Altgriechisch, Euer Hoheit. Ich habe es nach der Art des Erasmus ausgesprochen, etaisierend.«
    Amir Khan erwiderte knapp, von diesem Kabinettstück der klassischen Bildung sichtlich gereizt: »Und was bedeutet das in einer der Sprachen der lebenden Menschheit?«
    Kerr lächelte väterlich: »
Und es tut große Zeichen, sodass es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen
… Das beschreibt Euer pyrotechnisches Spektakel gut, findet Ihr nicht?«
    »Wer hat diesen Satz ausgesprochen? Und wo? Und wann?«, drang der Prinz in ihn, eher beunruhigt als interessiert.
    Kerr war zufrieden: Das Duell entwickelte sich wie gewünscht. »Es ist ein Passus aus dem Buch, von dem ich Euchgestern erzählte. Der christliche Prophet Johannes hat es geschrieben, vor etwa zweitausend Jahren.«
    Amir Khan wischte sich den Mund mit seiner Leinenserviette ab und warf sie mit theatralischer Geste auf den Tisch. »Ich verstehe nicht, wieso mich das interessieren sollte, das sagte ich bereits.«
    Der andere lächelte zweideutig und fing wieder an, ihn zu fixieren: »Weil dasselbe Buch, Euer Hoheit, auch perfekt die digitale Katastrophe beschreibt, an der Ihr arbeitet: Euer ›Leeres Viertel‹.«
    Der Prinz sprang auf, sein Sekretär tat es ihm gleich.
    »Das Dinner ist beendet, Mr. Kerr«, sagte er brüsk. »Aber wir können in mein Arbeitszimmer gehen und anfangen, über Geschäftliches zu reden.«

38
     
    Ort: Turin
    Weltzeit: Freitag, 26. Juni, 15.32 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 17.32 Uhr
     
    »Ich verstehe immer noch nicht so recht, was wir da vor uns haben«, sagte Alanna, auf den Monitor starrend.
    »Mir dagegen wird die Sache allmählich glasklar«, erklärte ihr Liam. »Dieses Dokument, das nicht von ungefähr ›Protokoll‹ heißt, ist eine genaue Mitschrift der Versammlung, die am letzten Tag des Konzils von Nicäa abgehalten wurde. Der Stil ist, wie ich vorhin schon sagte,

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