Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
allgemein bekannte Text eine postume, überarbeitete Version ist.«
»Ihre Kirche hat das Original manipuliert?«
»In gewisser Weise ja, wenn auch zu einem guten Zweck … Das geschah vor langer, langer Zeit.«
»Und das Original?«
»Fast niemand weiß, dass es eine Originalversion gibt.«
»Wer weiß es?«
»Ich natürlich.«
»Und wer noch?«
»Eine Gruppe, sagen wir, eingeschworener Freunde, mit denen ich die jahrhundertealte Überzeugung teile, dass die Prophezeiung definitiv … unter Verschluss bleiben sollte.« Kerr hatte diese letzten Worte mit Nachdruck gesprochen, dann fuhr er in unterwürfigem Ton fort: »Aber das scheint Euch gleichgültig zu sein, wenn ich recht verstanden habe.«
»Zusammengefasst unterstellen Sie mir einen Vernichtungsplan. Das ›Leere Viertel‹, wie Sie es nannten … Und die Quelle dafür soll angeblich dieses Buch sein? Sie, der Sie so gut unterrichtet sind, Mr. Kerr, was gedenken Sie zu tun? Warum sind Sie zu mir gekommen? Um meinen angeblichen Plan zu enthüllen? Oder um vielleicht Geld zu erpressen im Tausch gegen Ihr Stillschweigen?«
Kerr lehnte sich in dem Sessel vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch, wobei er den Prinzen wieder mit seinem magnetischen Blick durchbohrte. »Im Gegenteil, Euer Hoheit, ich bin hier, um Euch bei der Verwirklichung zu unterstützen.«
Der Prinz konnte seine Verblüffung nicht verbergen.
»In dieser Phase sind wir natürliche Verbündete, Hoheit«, fuhr Kerr fort. »Sobald dann unser gemeinsamer Feind, die Moderne, vernichtet ist, können wir uns wieder die Gläubigen streitig machen, jeder nach seiner Religion, jeder mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Wenn die ganze Welt ins Mittelalter zurückkehrt, dann wird eine neue Phase beginnen, Prinz, und dann wird zwischen uns wieder Krieg herrschen. Aber heute sind wir Verbündete. Das wisst Ihr genau. Und dies ist der Grund für Eure Einladung.«
Hussayn setzte sich im Sessel zurecht.
»Meine Einladung ist schlichtweg Frucht meiner angeborenen Neugierde, Mr. Kerr«, erwiderte der Prinz. »Und sieimpliziert gar nichts … Wie dem auch sei, erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Mag sein, dass sie Ihnen den Kopf rettet, wie Scheherazade.«
Kerr machte es sich im Sessel bequem. Alles lief, wie er es vorausgesehen hatte. »Von der Originalprophezeiung des Johannes gibt es inzwischen auf der ganzen Welt nur noch ein Exemplar. An einem streng geheimen Ort.«
»Gab es noch mehr?«
»Ein zweites, ja, das sagte ich bereits, ebenfalls in einem Geheimversteck. Aber es wurde kürzlich zerstört.«
»Sind Sie sich dessen sicher?«
»Mehr als sicher«, antwortete Kerr mit einem Lächeln, das keinen Raum für Zweifel ließ.
»Sie und Ihre Freunde, nehme ich an«, bemerkte Amir Khan. »Und weiter? Kommen wir zum Punkt: Wo befindet sich das letzte Exemplar?«
»Das ist die Gretchenfrage, Hoheit. Wir wissen, dass es existiert, wissen aber nicht, wo es sich befindet.«
Der Prinz breitete die Arme aus: »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Und selbst wenn ich es könnte: Sie haben mir noch nicht erklärt, aus welchem Grund ich das tun sollte.«
Kerr nickte gewichtig: »Weil die Prophezeiung, wenn sie bekannt würde, Eurem Plan äußerst abträglich wäre. Sie würde ihn behindern und damit auch die Heimkehr der Menschen in die Hand Gottes und seiner Diener behindern. Und dies ist, wie ich Euch bereits sagte, ein Ziel, das uns eint, ob es Euch gefällt oder nicht.«
Amir Khan legte den Würfel hin und beugte sich über den Schreibtisch. Offensichtlich interessierte ihn das Thema jetzt. »Was steht denn nun in diesem Buch?«, fragte er drängend. »Hören Sie auf, den Quizmaster zu spielen, und reden bitte eine deutliche Sprache!«
Kerr warf einen beredten Blick in Richtung Hussayn und antwortete nicht.
Der Prinz verstand sofort: »Hussayn, lass uns bitte allein.«
»Aber, Euer Hoheit …«, protestierte er.
Der Prinz erdolchte ihn fast mit seinen Blicken ob dieser Dreistigkeit. Hussayn erhob sich und ging schweren Herzens. Auf der Schwelle drehte er sich um und verabschiedete sich mit einer Verbeugung, nur mit Mühe seine Enttäuschung überspielend.
»Jetzt können Sie sprechen, Mr. Kerr«, ermunterte ihn der Prinz.
Kerr entspannte sich in seinem Sessel und legte die Hände auf die geschlossenen Knie. »Am besten, ich fange ganz von vorne an, Euer Hoheit. Also, der Originaltext der Prophezeiung wurde vor langer, langer Zeit in zwei Exemplaren niedergeschrieben.
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