Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Sonnenstrahlen reflektierte. Privatmoschee, sagte sich Kerr, während er die sieben Stufen zur Veranda hinaufstieg.
»Ich bin glücklich, Sie wiederzusehen, Mr. Kerr«, begrüßte ihn der Prinz und streckte ihm die Hand hin. »Gestern gestattete die Zeit uns nicht, unsere Reflexionen zu Ende zu führen.« Er war sehr geschmackvoll nach westlicher Manier gekleidet, und wären da nicht die Kufiya und der dunkle Teint gewesen, hätte man ihn für einen Londoner Geschäftsmann halten müssen.
»Ich bin es, der sich durch die Einladung geehrt fühlt, Euer Hoheit«, sagte Kerr respektvoll, ehe er ihm die Hand reichteund ihn umarmte, um ihn nach orientalischer Art auf beide Wangen zu küssen.
»Wenn Sie mir folgen wollen, Mr. Kerr. Ich habe auf der Terrasse ein leichtes Abendessen anrichten lassen, so können wir uns stärken, ehe wir unsere Unterhaltung fortführen«, sagte der Prinz und ging durch den Arkadengang voraus, in die Richtung, wo Kerr den natürlichen Gipfel der Klippen vermutete. Hussayn folgte in gebührendem Abstand.
Die Veranda umschloss das gesamte Gebäude, und als sie die äußerste Ecke erreichten, stockte Kerr für einen Augenblick der Atem: Schlagartig brach der sanfte Wiesenhang unter dem Säulengang ab und gab den Blick auf eine Steilklippe frei, die aus schwindelerregender Höhe senkrecht zum Meer hin abfiel. Eine Brüstung aus stabilen Mauerbögen schützte die gesamte Nordseite. In dieser Perspektive schien das Gebäude über dem Abgrund zu schweben, und fünfzig Meter tiefer schlugen die langen Wellen gegen die Felswand, weiße Gischt gen Himmel schleudernd.
»Erschrecken Sie nicht, Mr. Kerr: Der Ausblick ist beeindruckend, aber es ist völlig ungefährlich«, beruhigte der Prinz ihn lächelnd. Er war sichtlich befriedigt von der Wirkung dieser grandiosen Architektur.
Die drei setzten sich an einen ausladenden runden Tisch, der im Zentrum einer Terrasse stand, welche den Arkadengang in der Mitte unterbrach und buchstäblich über dem Meer hing. Der Tisch war nicht prunkvoll, aber mit stilvoller Eleganz gedeckt: Tafelsilber und Kristall waren von exzellenter Qualität, ebenso wie die Leinentischdecke mit den Lochstickereien. Ein Ober, ein Sommelier und zwei Kellner standen vor der Panoramascheibe, die ins Gebäude führte.
Der Prinz gab dem Sommelier einen Wink, und während dieser herbeieilte, wandte er sich an Kerr: »Der Koran gestattet mir nicht, Alkohol zu mir zu nehmen, Mr. Kerr, aber wirverfügen über einen ausgezeichneten Weinkeller. Claude wird Sie bestens beraten.«
»Euer Hoheit«, erwiderte der andere höflich, »seit der Operation ist auch mir der Genuss von Alkohol untersagt. Ich werde zum Essen Wasser und Karkadeh trinken, wie es bei Euch Sitte ist.«
Auf ein Zeichen des Obers hin stellten die beiden Kellner behutsam neben jeden Tischgast drei Silberschalen mit dampfendem Zweikorn-Couscous. Dann verschwanden sie in der Villa, kamen aber sofort wieder mit einem schweren Grill heraus, den sie vorsichtig auf den Ständer in der Tischmitte stellten. Auf dem Rost zischten Lamm- und Hammelfleischstücke, während schwere Fetttropfen duftend in die Glut fielen. Schließlich brachten sie jedem einen Silberspieß, mit dem sich die drei Männer die Stücke ihrer Wahl jeweils selbst vom Rost nehmen konnten.
»Die Gewürze und Kräuter sind in den Schüsseln zu Ihrer Rechten, Mr. Kerr«, wies der Prinz seinen Gast ein.
Die drei bedienten sich mit einer gewissen Zurückhaltung, jeder wählte nur wenige Happen. Dann begannen sie schweigend zu essen.
Gegen Ende des Mahls nahm Amir Khan die Konversation an dem Punkt wieder auf, wo sie abgebrochen war: »Sie spielten vorhin auf einen chirurgischen Eingriff an, nehme ich an«, begann er.
»Genau. Das war 1999.«
»Tatsächlich haben wir, Mr. Kerr, nach unserem Gespräch Ihre … atemberaubende … Biographie studiert, wie Sie sich vorstellen können. Und für fünf Jahre verliert sich jede Spur von Ihnen, genau ab ’99 … ein Unfall?«
»Ein Tumor, Euer Hoheit. Im Gehirn.«
»Für gewöhnlich eine unheilbare Erkrankung …«
»Ich hatte Glück, Euer Hoheit, großes Glück. Mir blieb nurnoch wenig Zeit zu leben, als ein Team aus Houston mir einen chirurgischen Eingriff vorschlug, ein Experiment, das bis dato noch nie erprobt worden war: eine doppelseitige Lobotomie.«
Der Prinz betrachtete ihn mit einem gewissen Erstaunen. »Und Sie haben zugestimmt?«
»Ich hatte keine Alternative. Ich habe mich Gott anvertraut, und Gott
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