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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Käserei-Praktikant kaum zu schaffen.
    Als Kulinaristik-Professor sehr unwahrscheinlich.
    Aber der Presse gab man keinen Korb!
    Und der Professor hatte die Presse in der Familie.
    Jan würde genau wissen, um wen es sich bei der Unbekannten handelte, und als Journalist musste er einfach nur vorgeben, einen Bericht über sie schreiben zu wollen. Nachdem Bietigheim endlich ein Telefon gefunden hatte – selbst beim Ausleihen weigerte er sich, ein Handy zu benutzen –, klingelte er bei Jan durch. Wie sich herausstellte, hatte er sogar Zeit und Lust auf die kleine Charade. Er musste erst am Nachmittag zur Eröffnung eines neuen Campingplatzes und schien froh, eine hübsche Winzerin besuchen zu dürfen.
    Auch auf die Gefahr hin, dass sie eine Mörderin war.
    Das Gut lag etwas außerhalb von Nuits Saint Georges, an der Rue des Fleurières, wie ein ankerndes Schiff inmitten des Rebenmeers. Von dem prachtvollen Herrenhaus bröckelte allerdings bereits der Putz ab, und etliche Dachschindeln fehlten. Moos bedeckte die Regenrohre, und aus den Bodenritzen spross das Unkraut. Doch das bedeutete im Burgund wenig. Hier zeigte man seinen Reichtum nicht.
    Jan drückte dem Professor eine Kamera in die Hand. »Du bist jetzt der Fotograf. Ich stelle die Fragen. Aber einfach wird das nicht. Niemand gesteht freiheraus einen Mord, und gerade Journalisten zeigt man nicht sein wahres Gesicht.«
    »Aber doch sicher einem so Netten wie dir.« Der Professor klopfte ihm linkisch auf die Schulter.
    »Du bist viel gerissener, als ich gedacht hätte.«
    »Bitte, keine Schmeicheleien. Erledige einfach deinen Auftrag.«
    »Zu Befehl, Herr Feldmarschall.«
    »Jetzt nicht frech werden!«
    Jan grinste und ging voraus. »Ich werde dich René nennen.«
    Der Professor brummte: »Nein, nenn mich Antoine, wie den großen Koch Marie-Antoine Carême.«
    Nach kurzem Klingeln wurde die Tür geöffnet, doch nur einen Spalt breit.
    Die Winzerin selbst erschien. Ihre Augen waren verquollen, einige Strähnen ihres langen schwarzen Haars hatten sich aus dem Band gelöst, das sie zu einem Pferdeschwanz bändigte.
    »Hallo, Madame«, begrüßte Jan sie. »Ich bin Jan Bietigheim von der Gazette de Côte d'Or. Entschuldigen Sie bitte, dass ich unangemeldet vorbeischaue, aber wir starten eine Reihe über junge Winzerinnen im Burgund und würden liebend gerne mit Ihnen beginnen. Leider ist es sehr eilig, weswegen ich Ihnen sehr verbunden wäre, wenn Sie ein ganz klein wenig Zeit für mich hätten. Das ist übrigens mein Kollege René, der die Fotos schießt.«
    Der Professor verbeugte sich leicht. »René Antoine , es ist mir eine Ehre.«
    Béatrice Leroy stieß die Tür auf. »Kommen Sie herein. Heute ist allerdings ein schlechter Tag. Wir hatten einen Trauerfall in der Familie.«
    Eine Lüge! Und, wie Bietigheim erfreut bemerkte, eine schlechte noch dazu. Mademoiselle Leroy blickte dabei auf den Boden und ihre Stimme wurde dünner. Es würde ein Kinderspiel sein, sie zu entlarven. Der Professor lächelte und hörte erst auf damit, als Mademoiselle Leroy ihn verständnislos ansah.
    »Entschuldigen Sie bitte. Mein Beileid«, murmelte er schnell.
    »Meins auch«, ergänzte Jan. Und es wirkte sogar, als meinte er es ernst. Fiel er etwa auf diese tiefbraunen Augen herein, dieses engelsgleiche Antlitz? Waren bei ihm schon sämtliche Sicherungen durchgebrannt? In Bietigheims Leben gab es nur eine einzige Frau, und die war unerreichbar. Hildegard zu Trömmsen hieß sie, die Leiterin der »Hanseatischen Gesellschaft zur Förderung der internationalen Käsekultur sowie verwandter Milchprodukte insbesondere Magerquark, Molke und Joghurt«. Die Grande Dame des Käses, eine Frau mit Wangenknochen wie aus Marmor gemeißelt.
    Bietigheim versank unwillkürlich in Erinnerungen an die Teestunden der göttlichen Hildegard zu Trömmsen. In ihrem Grünen Salon, bei englischem Gebäck und philosophischen Exkursen über Gott und die Welt. Bietigheim bemerkte kaum, wie er Mademoiselle Leroy in den Probierraum folgte. Die Wände dort waren unverputzt und bestanden aus grob gehauenen Steinen. Auf dem dunklen Holztisch befanden sich einige Preislisten sowie ein großer blütenförmiger Spucknapf aus grünem Glas.
    »Möchten Sie etwas probieren?«
    Bevor Jan etwas sagen konnte, nickte der Professor bereits. Alkohol löste schließlich die Zunge. Doch Mademoiselle Leroy wartete auf eine Antwort von Jan. »Sehr gerne«, sagte dieser. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen.«
    Hatte

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