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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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eine wirklich bezaubernde junge Dame und ich glaube nicht, dass sie …«
    »Papperlapapp. Sie denken wieder nur mit Ihrem Unterleib. Sie … essen Sie etwa, während wir miteinander sprechen?«
    Bietigheim schluckte das große, krustige Stück Baguette hinunter. »Ich bitte Sie! Das wäre vollkommen unangebracht.«
    »So ist es. Weiter, ich hänge an Ihren Lippen.«
    Der Professor bemerkte, wie er aufs Angenehmste errötete.
    »Nummer vier: Maître Affineur Hervé Picard. Er hat mich in seinem Käsekeller eingeschlossen und sich daraufhin aus dem Staub gemacht. Zudem gehört er einer merkwürdigen Vereinigung von Käsern und Affineuren an. Er hatte sehr unter den enorm schwankenden Preisen und Lieferungen von Madeleine Poincaré zu leiden – doch es scheint, dass sie wie auch Vesnin ebenfalls Mitglieder dieser Vereinigung waren.«
    »Infiltrieren, mein lieber Professor! Sie sind sicher bereits dabei, so wie ich Ihren Intellekt einschätze.«
    »Natürlich, natürlich.« Der Professor steigerte unbewusst Bennos Kopfkraulen. Diese Frau machte ihn wahnsinnig mit ihrer verruchten und gleichermaßen hochnäsigen Stimme. »Dann gibt es noch den Käsegiganten Frombel, der kleine berühmte Käsereien aufkauft, um endlich in der Spitzengastronomie Fuß zu fassen. Er könnte auch mit jemandem vor Ort unter einer Decke stecken. Ich hoffe, Sie notieren weiterhin.« Sich Hildegard von Trömmsen als seine Studentin vorzustellen bereitete Bietigheim größtes Vergnügen. »Konkret gesagt: Frombel hat bereits die Käserei von Madame Poincaré übernommen – und Bürgermeister Jules Bigot ist umgehend in den Besitz der Weide gekommen. Vielleicht half da eine Hand der anderen.«
    »Aha, so langsam gewinne ich ein Bild.«
    »Dann gibt es eine Spur zu einem Clochard. Madame Poincaré ließ immer welche ins Haus. Mit einem verbrachte sie auch eine stürmische Nacht, aber nur eine, dann nie wieder.«
    »Vierzig Prozent der Frauen heiraten nicht mehr, mein lieber Professor. Endlich haben sie begriffen, dass es sich für ein Stück Wurst nicht lohnt, das ganze Schwein zu nehmen.« Sie lachte, nein, sie bellte unanständig.
    Dieses Rasseweib.
    So verdorben konnte nur der edelste Adel sein!
    »Ich führe weiter aus, hochverehrte Studentin: Es ist nicht auszuschließen, dass ein Clochard Madame Poincaré umbrachte, wobei kein Geld gestohlen wurde und auch sonst nichts. Raubmord war es also nicht. Vielleicht ein enttäuschter Liebhaber? Zurückgewiesene Männer sind zur Raserei fähig.«
    »Ach?«
    »Ja, so ist es. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie dies nie erfahren müssen.«
    »Wir werden sehen. Nun erzählen Sie doch endlich weiter, mein Professor. Ihre Studentin ist ungeduldig.«
    »Das werde ich sogleich beheben! Es gab einen Clochard namens Pepe, für dessen Verbleib Madeleine Poincaré sich sehr interessierte. Doch dieser Pepe kann nicht ihr Mörder gewesen sein. Er ist nämlich tot.«
    »Und von diesem Tod haben Sie aus sicherer Quelle erfahren? Ich meine, ein offizielles Grab wird er wohl nicht haben, oder?«
    »Nein.«
    »Na, also! Vielleicht war er es ja doch!«
    »Ich denke nicht, diese Spur ist kalt. Die Madame war schließlich nett zu den Clochards.«
    »Wer weiß, wie viele schon verschwunden sind, nachdem sie bei ihr unterkamen? Hat je einer danach gefragt? Vielleicht sollten Sie einmal ihren Garten nach Leichen umgraben lassen.«
    »Sie war eine famose Käserin!«
    Mehr musste man dazu ja wohl nicht sagen. Eine Käserin war keine Serienkillerin. Wo käme man denn da hin! Er musste noch etwas essen. Und kraulen. Kraulen und essen. Wie gut, dass er zwei Hände hatte, und eine Schulter, mit der sich die Hörmuschel ans Ohr drücken ließ.
    »Falls Ihre Theorie mit dem Ablenkungsmord richtig ist, stellt sich folgende Frage«, sagte Hildegard von Trömmsen. »Was, wenn der erste die Ablenkung für den zweiten war? Verraten Sie mir: Wer profitiert von Monsieur Vesnins Dahinscheiden?«
    »Seine Frau und … seine Assistentin Emanuelle, die nun die Käsemacherin ist. Aber …«
    »Man darf nichts ausschließen! Und einer Frau, die Emanuelle heißt, ist ohnehin alles zuzutrauen. Es gab da mal eine Filmreihe, also ich kann Ihnen sagen, diese Emanuelle ließ nichts aus. Das beneidenswerte Ding. Aber von diesen Machwerken werden Sie sicher nichts wissen. Sie sind ja ein Anständiger.«
    War das jetzt eine Beleidigung? Doch sie lachte nicht spöttisch. Nun ja, weiter im Text. Einen Verdächtigen gab es schließlich noch.
    »Zum Schluss

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