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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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gerne welches!«

KAPITEL 8
Mord nach Rezept
    Der Professor hatte sich noch nicht erholt von dem aufreibenden Gespräch mit Hildegard von Trömmsen, als das Telefon abermals klingelte. Er hatte noch keinen Kaffee getrunken und kein Croissant gegessen – nach französischer Definition war er noch gar nicht wach. Er würde nicht abheben.
    Doch es klingelte immer weiter.
    Gut, dann gab es wohl nur eine Lösung. Der Professor trat ins Treppenhaus. »Pit, aufstehen! Telefon. Schnell!«
    Sekunden später walzte Pit die Treppe herunter. Eine menschliche Lawine, bereit, einen ganzen Skiort unter sich zu begraben. »Für mich? Weiß doch keiner, dass ich hier bin!« Jetzt erst schien er das Klingeln zu hören. »Sie sind ja noch gar nicht drangegangen…!«
    Der Professor drückte ihm den Hörer in die Hand. »Und ziehen Sie Ihre schlabberige Unterhose richtig hoch, das sieht ja schlimm aus.«
    Pit nahm den Hörer widerwillig an und ließ seine Unterhose weiter schlabbern. »Bei Bietigheim, Telefonsklave am Apparat.« Dann sagte Pit nicht mehr viel, nickte nur und gab ab und an ein »Oh« von sich oder gar ein »Oha«. Seine letzten Worte vor dem Auflegen waren »Ich richte es dem Professor aus. Passen Sie bloß gut auf sich auf!« Er blickte Bietigheim an. »War für Sie.«
    »Wer wollte mich denn sprechen? Und warum?«
    »Da hätten Sie mal selber drangehen müssen, anstatt mich zu wecken. Ich hatte gerade von dem riesigen Spanferkel geträumt, das es beim Käsefest in Epoigey gab. Ich war kurz davor, herzhaft reinzubeißen.«
    »Nun sprechen Sie schon!«
    »Was krieg ich dafür?«
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst! Sie leben hier auf meine Kosten.«
    »Das ist das Haus von Jan. Es sind seine Kosten.«
    »Er gehört zu meiner Familie. Ich verlange sofort zu erfahren, mit wem Sie gesprochen haben!«
    »Ich geh jetzt wieder pofen.«
    »Nein.«
    »Dann zahlen Sie mir den Flug.«
    »Wie bitte?«
    Der Professor wurde rot wie ein Gummibärchen. Es war also an der Zeit, ihm entgegenzukommen.
    »Setzen Sie sich erst mal, Professore. Hatten Sie eigentlich schon Ihren Morgenkaffee?«
    »Kommt jetzt wieder Ihre mütterliche Seite hervor?«
    »Milch und Zucker? Dann erzählt Ihnen Mami alles.« Er lachte. Und nachdem er den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte, klärte er den Professor endlich auf.
    »Eben am Telefon, das war Davide Aleppo, der Käser aus Korsika. Er hat…«
    »Sie trinken Ihren Kaffee wirklich mit dem Löffel darin? Das ist ja animalisch.«
    »Ich find's praktisch. Also Ihr korsischer Freund, der hat Kühe.«
    »Der Nachrichtenwert dieser Aussage ist gleich null.«
    »Nun ja, es sind besondere Kühe.«
    »Was ist denn so außergewöhnlich an ihnen? Haben sie Euter? Muhen sie? Fressen sie gar Gras?«
    »Sie sind glücklich.«
    »Glücklich? Na, und? Viele Kühe sind glück…« Da fiel es dem Professor ein. »Nein! Sagen Sie nicht, die Kühe sind sehr glücklich.«
    »Glücklicher als Maden im Speck.«
    »Da muss ich selbstverständlich hin!«
    Das heißt, da musste jemand anderes hin. Denn es musste schnell gehen, und der schnellste Weg war mit einem Flugzeug. Und dass die flogen, widersprach schließlich dem gesunden Menschenverstand.
    »Ich entnehme Ihrer Frage von eben, dass Sie gerne dorthin fliegen würden?«
    »Nur bei freier Kost und Logis. Aber wenn Sie lieber fliegen möchten…?« Pit setzte ein breites Grinsen auf. In einer schwachen Minute hatte Bietigheim dem groben Klotz seinen Unwillen die Aviatik betreffend kundgetan. Das hatte er nun von seiner Offenheit.
    »Ich zahle nur den Flug. Und Sie machen sich umgehend auf den Weg!«
    »Sie feilschen wie ein altes Marktweib.«
    »Wenn Sie nicht sofort losfahren, zahlt das alte Marktweib gar nichts.«
    »Bin schon nicht mehr da…«
    Und nach geschätzten 17,3 Sekunden Kofferpacken (Unterhose, Zahnbürste, Zahnpasta, Knackwurst) kam er aus seinem Zimmer und raste mit Emma zum Flughafen Dijon-Longvic.
    Nach Pits Abreise machte sich die Unruhe in Bietigheims Magen breit. Wie eine Schar Hausfrauen am Grabbeltisch. Mit ausgefahrenem Ellenbogen und spitzen Fingernägeln. Er würde Pit später noch telefonisch ausführlich briefen, kein Detail durfte übersehen werden. Auf Korsika warteten vielleicht die Hinweise, auf die er schon viel zu lange hatte warten müssen. Wie gern hätte er selbst alles in Augenschein genommen. Doch bis er mit Bahn und Schiff auf Korsika angekommen wäre, hätten die glücklichen Kühe längst das letzte Mal ins Gras gebissen.
    Gott sei

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