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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Parkplatz.
    »Fahr mich.«
    »Und wohin?«
    »Irgendwohin. Egal. Fahr.« Sie warf ihm den Schlüssel zu.
    Jan fuhr nach Beaune, um dort eine gute Flasche Champagner zu kaufen. Zum Feiern gab es nichts Besseres. Es schmeckte stets, als tanzten Sonnenstrahlen auf der Zunge. Sie sprachen während der Fahrt kein Wort miteinander. Immer, wenn Jan zu reden ansetzte, legte Béatrice ihm sanft ihre Fingerspitzen auf die Lippen.
    Doch als Jan vor der Weinhandlung Mon Millésime in der Rue du Faubourg Madeleine hielt und den Zündschlüssel abzog, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Glückwunsch, du hast bestanden.«
    »Was bestanden? So lange zu schweigen?«
    »Nein, du hast immer noch nicht verstanden, wie verrückt ich bin, oder?«
    »Dann sag's mir bitte. Wie verrückt?«
    »Also: Ich kann schlechte Autofahrer nicht aushalten. Ich hasse Eile und Hast, das führt zu Unfällen. Ich finde überhaupt, dass man keine unnötigen Risiken eingehen sollte. Meine Mutter sagte immer: Achte darauf, wie ein Mann Auto fährt, denn so wird er dich in einer Beziehung behandeln. Und du hast das Auto behandelt wie eine königliche Kutsche. Du hast eine Chance verdient.«
    Jan musste breit grinsen. »Dann werde ich meine Chance jetzt folgendermaßen nutzen: Wir kaufen alles für ein königliches Picknick ein. Und dann fangen wir noch mal von vorne an, vergessen alles, was war.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein«, sagte Béatrice nochmals. »Picknick ist wunderbar, aber vergessen will ich nichts.« Sie beugte sich zu ihm und nahm Jans Gesicht in die Hände. »Sag mal, beschäftigt dich was? Du guckst so komisch. Schon die ganze Fahrt über.«
    »In meinem Kopf springt ein kleiner Adalbert Bietigheim rum. Der ist extrem nervig, aber ich bekomme ihn nur ruhig, wenn ich ihm alle Fragen beantworte.«
    »Ich hab dir alles über Madeleine und mich erzählt.«
    »Darum geht's auch nicht.«
    »Sondern?«
    »Um Claude Bourcin von Frombel. Wie kommt der Geschäftsführer von Frankreichs größter Käsefirma in deine Weinpokerrunde? Seine Firma sitzt in Lyon, er besitzt Millionen von Euro und lebt in einer ganz anderen Welt.«
    »Du kannst es nicht lassen, oder?«
    Jan tippte auf seinen Kopf. »Es ist der kleine Professor da oben. Wie ein Derwisch.«
    »Zur Wiedergutmachung musst du alles für das Picknick zahlen.«
    Das hätte er sowieso, obwohl er momentan knapp bei Kasse war.
    »Claudes Familie ist vor Jahrzehnten aus Epoigey vertrieben worden. Soweit ich weiß, von Madeleines Eltern, weil sie ihren Käse nachmachten.«
    »Findest du nicht, dass ihn das verdächtig macht, sie umgebracht zu haben?«
    »Jetzt ist endgültig Schluss!«, sagte Béatrice. »Claude ist ein guter Mensch, und wenn wir jetzt nicht endlich aussteigen und einkaufen, überlege ich es mir noch anders.«
    Dies war der Moment, in dem der kleine Adalbert Bietigheim in Jans Kopf endlich Ruhe gab.
    Natürlich hatten sie Pit im Flughafen ausgiebig gefilzt. Wer so aussah, der legte auch Bomben, schmuggelte Heroin in seinem Magen oder klaute kleinen Kindern den Teddybär. Einerseits nervte Pit der Generalverdacht, andererseits war er froh darüber, trotz seines mittlerweile behäbigen Lebenswandels immer noch als Gefahr für die öffentliche Ordnung angesehen zu werden.
    Leider hatte Sixt keine Motorräder zum Mieten parat. Gern hätte er wieder einmal eine dicke Maschine zwischen seinen Beinen gespürt, die schnurrte wie eine vollgefressene Löwin. Stattdessen musste er sich mit einem Nissan Micra zufriedengeben. Der Mann am Schalter riet ihm, immer einen gefüllten Ersatzkanister Benzin im Kofferraum zu haben, weil Tankstellen auf der Insel rar waren. Pit erledigte das direkt und wunderte sich beim Bezahlen, dass Korsisch eher dem Italienischen ähnelte als dem Französischen.
    Schon nach wenigen Kilometern Fahrt fühlte Pit sich schmutzig. Schließlich fuhr er fremd.
    Hoffentlich fand Emma das nie heraus.
    Und wenn, würde er sagen, dass es ihm überhaupt keinen Spaß gemacht hatte.
    Als er die Uferstraße entlangbrauste, blies gerade der Libeccio, ein trockener Südwestwind, der hohen Seegang mit sich brachte. Die Landschaft beeindruckte den norddeutschen Rocker. Er schaute öfter in die Natur als auf die Straße. Palmen, Weingärten, Oliven- und Orangenhaine, Kastanienwälder, Pinien, Bergseen und Gebirgsbäche fanden sich hier. Und er hatte gedacht, Korsika sei ein Affenfelsen. Oder war das Gibraltar?
    Was Korsika einzigartig machte, war das Dickicht der Macchia, einer

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