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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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mich ja total zum Gespött gemacht. Glückliche Kühe! Damit brauchst du hier keinem zu kommen. Kühe sind sowieso allen suspekt. Korsika ist Ziegenland. Hier hat noch nie einer eine glückliche Kuh gesehen. Aber die waren wie auf Ecstasy. Guck, ich hab extra Fotos geschossen.« Er nahm seine Digitalkamera vom Nachttisch und reichte sie Pit.
    Zu sehen waren Kühe. Sie guckten wie … Kühe. »Sehen die nicht immer so aus?«
    »Schau dir die Augen an, wie die strahlen!«
    Pit fand eher, dass sie ziemlich dümmlich guckten. »Jetzt echt?«
    »Ja, klar. Und der entspannte Kiefer.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Der Professor wird das sofort erkennen.«
    »Wenn einer eine tiefenentspannte Kuh erkennt, dann er. Wie geht es den Steaks denn jetzt?«
    »Eben waren sie noch glücklich.«
    Pit gab ihm die Kamera zurück. »Und hast du dann jemanden im Stall gefunden? Oder hat dir einer eins auf die Rübe verpasst?«
    Davide schüttelte den Kopf und verzog sogleich das Gesicht. Kopfschütteln tat scheinbar weh. »Ich hab erst mal eine ganze Weile im Eingang gestanden. Aber außer meinen Kühen hat sich niemand bewegt. Also bin ich ein paar Schritte hineingegangen.«
    »Unbewaffnet?«
    »Ja.«
    »Obwohl da ein Mörder bei dir im Stall sein konnte?«
    »Ja. Jetzt ist mir auch klar, wie saublöd das war.«
    »Kein Widerspruch.«
    »Dann hat mich etwas am Kopf getroffen. Aber ein Korsenkopf ist hart, der hält was aus! Ich bin nicht gefallen, ich bin weggerannt, raus aus dem Stall, auf die Weide und weiter in die nächste Bar, unter Menschen. Wir sind dann zu viert zurück und haben das ganze Haus durchsucht, aber keinen gefunden.«
    »Sei bloß froh, dass dir der Bursche nicht gleich ein Messer in den Rücken gejagt hat wie der armen Madeleine Poincaré. Wahrscheinlich wollte er dich auch durch Paraffinieren ins Jenseits befördern.«
    »Nein, er wollte mich mit Spinnen umbringen.« Davide drückte ein paar Tasten an der Kamera, und auf dem Display erschien eine durchsichtige Plastikbox mit Spinnen. »Schwarze Witwen, drei große Weibchen. Extrem giftig. Vermutlich wollte er die auf mich setzen, sobald ich bewusstlos sein würde, und hat sie dann bei seinem überstürzten Aufbruch verloren. Die Box soll jetzt auf Fingerabdrücke und DNS-Spuren untersucht werden. Ich weiß nur nicht, wieso gerade Spinnen. Mit den Viechern habe ich überhaupt nichts zu tun.«
    »Was sind Milben eigentlich für Tiere? Also zu was für einer Gattung von Insekten zählen die?«
    »Keine Ahnung, ich denke Milben sind eine Gattung für sich.«
    Pit rief sicherheitshalber Bietigheim an, der die Vermutung sogleich widerlegte.
    »Der Professor sagt, Milben sind eine Unterklasse der Spinnentiere. Der Mörder wollte also auch dich thematisch passend ins Jenseits befördern.«
    Davide schloss die Augen. »Ich möchte nicht weiter darüber nachdenken, was dieser Kranke mit mir vorhatte. Ich bin noch einmal davongekommen, dafür muss ich wirklich dankbar sein. Vielleicht hatte ich mehr Glück als mein Vater.«
    »Wie meinst du das? – Hast du vielleicht irgendwo einen Stuhl? Ich bin nicht so der Steher.«
    »Nebenan in meinem Büro. Da ist so ein gepolsterter Arbeits-Sessel mit Rollen.«
    Pit holte ihn sich. Man saß wunderbar darin, er war breit und gut gefedert – wie seine Emma.
    »Okay, wie war das mit deinem Vater? Der ist vor ein paar Jahren gestorben, und du musstest die Käserei übernehmen, richtig?« So hatte Bietigheim es erzählt.
    »Er ist nicht einfach so gestorben. Es war Selbstmord. Oder vielleicht auch nicht.«
    »Selbstmord? Wie hat er sich denn…?« Pit pumpte seinen Sessel tiefer, damit er die Beine besser ausstrecken konnte.
    »Er ist mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne gefunden worden. Aber was ist, wenn ihn da einer reingesetzt und die Klinge geführt hat? Die Polizei hat das damals gar nicht genau untersucht. Jetzt wäre das anders.«
    »Aber das würde bedeuten, dass diese Mordserie schon vor Jahren begonnen hat. Ich glaube das nicht, denn die Sache mit den Kühen…«
    »… da hat damals doch keiner drauf geachtet! Ich am allerwenigsten. Was wusste ich schon von Kühen? Nichts!« Er schluckte mehrmals. »Damals kam ich mir vor, als würde ich in ein schwarzes Loch fallen, als wäre alles Licht plötzlich weg. Meiner Schwester ging es genauso, sie wollte nur noch fort, ist dann in die USA, hat neu angefangen, alles vergessen.«
    »Und? Hat es geklappt, hat sie alles vergessen können?«
    »Nein. Irgendwann war das Geld aus,

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