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Die letzte Reifung

Die letzte Reifung

Titel: Die letzte Reifung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Selles. Ganz unten prangte groß das Logo des Kooperationspartners.
    Frombel.
    Eine solche Aktion musste von langer Hand geplant sein, unglaubliche Mengen Käse waren dafür nötig. So etwas ging nicht von heute auf morgen.
    »Danke, Rena. Gut gemacht. Wirklich gut gemacht.«
    Sie strahlte. »Für meinen Professor tue ich doch alles.«
    »Dann verlassen Sie jetzt bitte mein Zimmer, damit ich mich anziehen kann. Sind Sie mit dem Wagen gekommen?«
    »Ja, von Hamburg aus. Ich bin gern nachts auf der Straße, da ist schön wenig Verkehr.«
    »Gut, gut. Ich werde Ihnen zuerst den Ort des Geschehens zeigen, damit ich das Projekt Mega-Igel vertrauensvoll in Ihre Hände legen kann.«
    Rena strahlte. »Immer her mit dem stacheligen Burschen!«
    Der Professor dirigierte Rena Richtung Dorfplatz in Epoigey.
    »Ein verschlafenes Örtchen. Das Haus der Ermordeten liegt gleich zu Ihrer Linken. Hier müssen Sie rein.«
    Rena bog in die entsprechende Straße.
    »Und das Fernsehteam zur Rechten? Ist das immer da?«
    Der Professor traute seinen Augen nicht. »Parken Sie den Wagen.«
    Was wollte das Fernsehen hier? Gefährdete das vielleicht seinen Käseigel? Es waren nicht viele Menschen auf dem Dorfplatz unterwegs, und die wenigen anwesenden versuchten, der Kamera aus dem Weg zu gehen und sich stattdessen in sicherem Abstand zu versammeln. Wie Schafe. Ängstlich und doch verhalten neugierig.
    Er musste näher heran, in die Gefahrenzone.
    »Sie bleiben hier, Rena. Schießen Sie ein paar Fotos von diesem Platz, damit Sie wissen, wo alles für den Käseigel zu platzieren ist.«
    Der Professor nahm Benno auf den Arm und pirschte sich von hinten an das Fernsehteam heran. Die junge Journalistin interviewte gerade eine Frau, die unvorsichtigerweise vor ihr aus dem Bus gestiegen war.
    »Keine Zeit, keine Zeit. Es tut mir leid, aber Sie sehen ja selbst. Die vielen Einkäufe!« Die Frau trug eine kleine Plastiktüte und lief so schnell Richtung schützende Seitenstraße, dass sie beinahe gestolpert wäre.
    Die Journalistin mit dem glänzend blonden Haar drehte sich zu Ton- und Kameramann um.
    Hinter denen Professor Dr. Dr. Adalbert Bietigheim stand.
    Keine drei Sekunden später war ein Mikrofon auf seinen Mund gerichtet.
    »Und was sagen Sie zu dem Mord?«
    Ach so. Ein Nachbericht. Na, dann wäre das Fernsehteam bald wieder weg und der Igel konnte errichtet werden. Er hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht.
    »Ich bedaure sehr, dass Madeleine Poin…«
    »Doch nicht den. Ich meine natürlich den neuen.«
    »Den was?«
    »Sind Sie nicht der deutsche Professor Besserwein?«
    »Bietigheim.«
    »Sie waren der mit den Kühen, oder? Das ist ja göttlich! Ist der Ton okay, Jungs?«
    »Welcher neue Mord?«
    Die Journalistin stellte sich neben ihn und blickte in die Kamera. »Neben mir steht … Schnitt! Wie heißen Sie noch mal?«
    »Professor Dr. Dr. Adalbert Bietigheim. Jetzt sagen Sie mir endlich, wer ermordet wurde, sonst bekommen Sie vor der Kamera kein Wort aus mir heraus.«
    »Sie sind ja ganz schön ausgebufft.«
    »Ausgebufft ist mein zweiter Vorname.« Das stimmte natürlich nicht. Sein zweiter Vorname war Friedensreich, doch das verschwieg Bietigheim wohlweislich. Man musste wissen, wann man sich Gespött aussetzte. Um ihn bildete sich nun eine Menschentraube. Die Bewohner Epoigeys wollten sehen, was der verrückte Professor sagte.
    »Also raus mit der Information, junge Dame, sonst entschwinde ich wie ein Vögelein.«
    Die Journalistin lächelte anerkennend. »Christophe Selles, der bekannteste Käser des Valençay. Ist der Ihnen ein Begriff?«
    Was für eine törichte Frage! »Ein Ziegenkäse, die Schimmelrinde wird mit gesalzenem Holzkohlepulver bestäubt. Dieses absorbiert die Feuchtigkeit und sorgt so für die optimale Entwässerung. Gleichzeitig fördert es die gewünschte Schimmelbildung auf der Oberfläche. Der Käseteig ist elfenbeinfarben, fest und dennoch geschmeidig. Er schmeckt nussig, mild-aromatisch und feinsäuerlich. Es gibt ihn als fermier, artisanal und industriel. Ein Laib wiegt ungefähr ein halbes Pfund. Wird in der Regel zwischen Mai und November produziert. Ein Sancerre passt gut dazu.«
    »Sie sind ja ein wandelndes Lexikon.«
    »Eine Bibliothek!«
    »Aber eigentlich meinte ich, ob Sie den Käser kannten.«
    »47 Jahre, führte die Käserei in dritter Generation. In seinem Betrieb wird der Käsebruch nur von Frauen in Formen abgefüllt, da dieser hochdiffizile Vorgang feinfühlige Hände

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