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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hatte, fühlte sie sich lebendiger als jemals zuvor in ihrem Leben.
    Sie trank einen kleinen Schluck Wein und nahm die Serviette, um den Rand abzuwischen, damit Durge trinken konnte, was er auch tat.
    »Ich hatte keine Gelegenheit, Euch dafür zu danken, daß Ihr mich im Wald gefunden und nach Calavere gebracht habt. Ihr habt mich nie besucht.«
    »Ich habe mich täglich bei Alerain nach Eurem Befinden erkundigt, Mylady. Es bestand keine Notwendigkeit, Euch mit meiner Anwesenheit zu behelligen. Ich bin sicher, daß Lady Aryn eine viel erfreulichere Gesellschaft war.«
    Also hatte Durge sie doch nicht vergessen. Das ließ Grace lächeln. »Eure Gegenwart würde mich niemals stören, Durge.«
    Er warf ihr einen skeptischen Blick zu, war aber offensichtlich zu höflich, um ihr zu widersprechen.
    Pagen traten mit den nächsten Platten an den Tisch: ganze, in ihrem Federkleid gekochte Schwäne, in dicken Soßen schwimmende Neunaugen, dampfende Puddings aus Blut und Rosinen. Und das waren nur die Dinge, die Grace erkannte.
    Nachdem das Essen serviert war, schritten zwei Männer – der eine grauhaarig und ernst, der andere mit einem lächelnden breiten Gesicht – die lange Tafel ab. Sie blieben vor jeder Platte stehen, hoben die Hände empor und sprachen ein einziges, seltsames Wort: Kirth.
    »Wer waren die Männer?« fragte Grace, nachdem die beiden gegangen waren.
    »Das sind die Runensprecher des Schlosses«, erklärte Durge. »Ich hatte gehört, daß Boreas ein paar Männer des Grauen Turms auf Calavere beherbergt. Gut zu sehen, daß er die alten Brauchtümer bewahrt.«
    »Aber was haben sie da getan?«
    »Ich glaube, sie haben die Rune der Bekömmlichkeit über das Essen gesprochen«, sagte Durge. »Das ist zwar keine große Magie, aber eine nützliche. Man wird eher durch ein Stück verdorbenes Fleisch sterben als durch die Klinge eines Räubers.«
    Runen. Grace fielen wieder Hadrian Farrs Worte in dem Polizeirevier in Denver ein. Hatte Farr nicht behauptet, die Eisenherzen wären an Runen interessiert? Ja, aber sie waren eine Welt weit weg … oder doch nicht? Sie berührte den Beutel, der ihre Halskette enthielt, und konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
    Während das Bankett seinen Verlauf nahm, war die Zeit für die Unterhaltung gekommen. Jongleure, Narren und Barden zeigten ihre Kunst vor der Tafel des Königs, dann wanderten sie durch den Saal. Der Nachtisch wurde serviert, darunter auch eine Art Masse, die zu allen möglichen phantastischen Skulpturen geformt war. Durge bezeichnete sie als Finessen. Soweit Grace es sagen konnte, bestanden die Finessen hauptsächlich aus Zucker und Schmalz und hatten eine überraschende Ähnlichkeit mit dem Zeug in der Mitte eines Oreo-Plätzchens. Sie aß zwei Einhörner und ein halbes Schloß.
    Danach schaute sie sich im Saal um. Zwei funkelnde Smaragde ließen sie innehalten. Kyrene. Die Gräfin saß an einem Tisch in der Nähe. Sie hob den Pokal, als wollte sie einen Trinkspruch ausbringen, und schenkte Grace einen wissenden Blick. Grace fühlte ein Kribbeln im Nacken. Sie wandte rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie König Boreas Kyrene mit einem Stirnrunzeln bedachte. Das Lächeln der Gräfin vertiefte sich nur noch, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem attraktiven Adligen an ihrer Seite zuwandte. Grace fühlte genau, daß sich Boreas' Stirnrunzeln jetzt auf sie richtete, aber sie mied seinen Blick. Zwischen dem König und Kyrene bestanden irgendwelche Streitigkeiten, und Grace hatte es geschafft, genau dazwischen zu landen. Im Verlauf des Abends war sie mutig geworden, aber jetzt wurde ihr klar, wie gefährlich wenig sie doch in Wirklichkeit von den politischen Manövern dieses Ortes wußte. Sie stieß einen besorgten Seufzer aus.
    »Stimmt etwas nicht, Mylady?« fragte Durge.
    Grace traf eine Entscheidung. »Ich soll herausfinden, welche Position jeder beim Rat der Könige vertritt, aber ich fürchte, ich bin keine gute Spionin.«
    »Ich verstehe.«
    Sie fuhr fort, bevor sie ihren Mut verlor. »Ich habe mit allen Beratern und Seneschallen gesprochen, und alle haben mir gesagt, was sie von dem Rat halten, aber es kommt mir noch immer so vor, als hätte ich nichts in Erfahrung gebracht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Ja. Ich meine, jeder scheint der Meinung zu sein, König Boreas hätte einen verborgenen Grund, warum er den Rat einberief. Ich schätze, das ist schon was. Aber es verrät mir absolut nicht, wo jeder steht. Schließlich blieb ihnen keine Wahl,

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