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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gefunden«, rief Melia von der anderen Seite der Kammer.
    Es war nicht der Grundstein, sondern etwas anderes: eine leuchtende, in die Wand eingelassene Platte, die mit eckigen Bildern bedeckt war. Travis legte den Kopf schief. Von links nach rechts gesehen schienen die Piktogramme eine Art Geschichte zu erzählen. Und plötzlich begriff er.
    »Das ist die Geschichte des Weißen Turms«, sagte er.
    »Ja«, sagte Falken. »Hier sind die Runenbinder, die ins Tal kommen. Und hier legen sie den Grundstein für den Turm.« Er zeigte auf eine Gruppe Strichmännchen, die sich in einem Kreis versammelt hatten.
    »Aber wer ist diese Person?« fragte Melia. »Im Mittelpunkt des Kreises, auf den Knien? Ich kann die Runen darüber nicht genau entziffern.« Sie runzelte vor Konzentration die Stirn. »Der Tote. Ist es das, was da steht?«
    Falken holte zischend Luft. »Nein, nicht Der Tote. Zusammen bedeuten die beiden Runen Der Herr der Toten.«
    Melia blickte Falken an. »Ein Nekromant? Aber sie wurden im Krieg gegen den Fahlen König alle vernichtet. Wie hätte einer von ihnen mehr als dreihundert Jahre später hier sein sollen? Und vor allem, warum?«
    Falken rieb sich das Kinn. »Das weiß ich nicht, aber das erzeugt in mir ein mulmiges Gefühl. Ich …«
    »Falken, Melia, ihr solltet besser herkommen.« Das war Beltan. Der Ritter stand ein Stück entfernt, nahe dem Zentrum der Kammer. »Ich glaube, ich habe den Grundstein gefunden.«
    Die drei eilten zu dem Ritter hin. Er stand genau am Rand des lichtlosen Kreises im Mittelpunkt der Kammer. Travis sah zu Boden.
    Natürlich. Darum konnten wir ihn nicht finden, obwohl er so groß ist. Er ist so dunkel.
    Falken stieß einen verzweifelten Fluch aus. Der Grundstein bestand aus einer großen Scheibe, die in den Boden eingelassen war und die Travis mit beiden ausgestreckten Armen nicht hätte umfassen können. Auf ihre Oberfläche waren zwei sich kreuzende Linien eingraviert – die Rune der Gründung.

    Aber die Linien glühten nicht wie die anderen Runen in der Kammer. Statt dessen waren sie so schwarz wie Ruß. Der Grund war offensichtlich. Quer durch die Mitte der Scheibe verlief ein gezackter Riß. Der Grundstein war in zwei Hälften gespalten.
    Travis schluckte schwer. »Falken, du sagtest, der Grundstein sei der Schlüssel zu den Verteidigungsmechanismen des Turms.«
    Der Barde nickte.
    »Aber der Stein ist zerbrochen.«
    »Ja.«
    »Dann bedeutet das …«
    »Das bedeutet, daß es keine Hoffnung gibt.«
    Die vier Gefährten sahen schweigend auf die verdunkelte Rune herab.
    »Dein Dolch, Travis«, sagte Beltan. »Er leuchtet.«
    Travis sah auf das Stilett, das in seinem Gürtel steckte. Der Rubin in seinem Griff pulsierte mit einem blutroten Licht, das, zuerst noch schwach, mit jeder vergehenden Sekunde heller wurde. Er hatte den Dolch schon einmal so leuchten gesehen. In Castle City, im Magician's Attic, als die Eindringlinge in der Nähe waren. In unmittelbarer Nähe. Er sah die anderen an, befeuchtete sich die Lippen und flüsterte die Worte.
    »Sie kommen.«

54
    Ein metallisches Summen ließ die Luft vibrieren. Greller Lichtschein ergoß sich durch den Torbogen in die mit dem Kuppelgewölbe versehene Kammer. Die Runen in der Höhe verblaßten unter dem durchdringenden Glanz.
    Die vier Reisenden standen Schulter an Schulter. Beltan zog sein Schwert, und Travis zückte das Stilett. Die Klinge war geradezu lächerlich klein in seiner Hand. Der Rubin in ihrem Griff glühte wie Feuerschein.
    Das Summen stieg zu einem verstandraubenden Jaulen an. Einer nach dem anderen erschienen sie vor der weißglühenden Helligkeit, die den Torbogen ausfüllte, und glitten mit grausamer Anmut in die Kammer. Phantomschatten. Das Licht ließ an Kraft nach, und zum ersten Mal sah Travis die graziösen Wesen nicht nur als Silhouette.
    Jetzt wußte er, warum sie die Fahlen genannt wurden. Ihre Haut war glatt und silbrig-weiß, wie die Haut eines Hais. Sie waren groß und unnatürlich schlank, mit großen Köpfen und Hälsen, die besser zu einem federlosen Schwan gepaßt hätten. Riesige Augen, so schwarz wie Obsidian, beherrschten die glatten Gesichter. Ihre Nasenlöcher waren kaum mehr als dünne Schlitze, und soweit Travis sehen konnte, hatten sie keinen Mund.
    »Was wollen sie?« Er bekam die Worte kaum heraus.
    »Den Stein«, sagte Falken, ohne den Blick von den näher kommenden Kreaturen zu wenden. »Für diese Aufgabe wurden die Fahlen geschaffen. Um die Großen Steine zu suchen.«
    Noch

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